Felix Hepperle salopp in zivil und als erfolgreicher Zehnkämpfer. Fotos: Rudel/dpa Quelle: Unbekannt

Von Dominic Berner

Plochingen - Zielstrebig kommt Felix Hepperle die Straße heruntergestapft und setzt sich an eine der Bierbankgarnituren, die im Außenbereich der Bar stehen. Die Sonne scheint durch das Blätterdach der umstehenden Bäume, und die Bedienungen laufen hastig von Tisch zu Tisch. Obwohl der Sommer offiziell zu Ende ist, scheint er sich noch nicht ganz verzogen zu haben. „Eigentlich perfektes Wetter, um heute zu trainieren“, sagt Hepperle und mustert gut gelaunt das Treiben auf diesem belebten Platz im Stuttgarter Westen.

Seit 2014 ist er Athletiktrainer des Handball-Baden-Württemberg- Oberligisten TV Plochingen und schon wesentlich länger erfolgreicher Mehrkämpfer. Ende August gewann der 27-Jährige, der für die LG Neckar-Enz startet, die deutschen Meisterschaften im Zehnkampf - schon zum zweiten Mal.

Trainer-Lizenz bei Brack erworben

„Der Sport hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben“, sagt der Leichtathlet. Das ist auch schwer zu übersehen. Er ist durchtrainiert, fokussiert und spricht mit einer Begeisterung von der Leichtathletik und von seinen „Jungs“, die jeden Zweifel ausräumt.

Hepperle begann Anfang des Jahres ein Referendariat am Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg in den Fächern Geschichte und - wer hätte es gedacht? - Sport.

Bevor seine Mehrkampf-Laufbahn begann, spielte Hepperle selbst Handball. „So kam dann im Endeffekt auch der Kontakt zum Plochinger Trainer Daniel Brack zustande“, erklärt der amtierende deutsche Zehnkampfmeister. Bei Bracks Vater, der Trainerlegende Rolf Brack, hatte der Leichtathlet während seines Studiums an der Universität Stuttgart die Handball C-Trainer-Lizenz erworben und sei darüber als Athletiktrainer ins Gespräch gekommen. Wenig später fing Hepperle dann beim TVP an.

Doch weshalb trainiert ein Leichtathlet die Handballer?

„Ich denke, wir bringen vor allem eine andere Sicht auf die Dinge mit. Handballer konzentrieren sich auf Taktik, Spielzüge oder eben auf Wurftechnik. Die Leichtathleten schauen mehr auf die Sprungkraft oder die Schnelligkeit. Diese Dinge vernachlässigen die meisten Handballtrainer“, erklärt Hepperle. Durch koordinatives, funktionelles Training verschafft er den Spielern ein solides athletisches Grundgerüst, das seiner Meinung nach in jedem Sport wichtig ist.

„Ich schule in den Einheiten die Beweglichkeit und Koordination der Spieler. Zudem liegt mein Fokus auf der Verletzungsprophylaxe“, meint Hepperle. Handball ist schließlich bekannt für seine raue, körperbetonte Spielweise. Verletzungen sind hier Alltag.

Die Idee vom Versuchskaninchen

Auf die Frage, ob er auf der anderen Seite auch schon etwas von den Handballern in die Leichtathletik übernehmen konnte, überlegt der angehende Lehrer. Sein Blick schweift ab und wandert über den sommerlich anmutenden Platz.

Hepperle grinst: „Ich habe in meiner Rolle als Lehrer und Trainer schon sehr viel von den Jungs gelernt“, sagt er. „Wenn ich zum Beispiel merke, dass bei den Spielern bestimmte Übungen anschlagen, dann baue ich diese Übungen auch in mein persönliches Programm oder in den Unterricht ein.“

Die Idee vom Versuchskaninchen ist sicherlich schon so alt, wie der Mensch selbst. In Hepperles Fall profitieren jedoch auch die Kaninchen von diesen Versuchen. „Mich freut es immer, wenn ich sehe, dass die Jungs nach einer Verletzung wieder fit sind und ihre volle Leistung erbringen können“, sagt er. Dem Referendar macht sein Trainerjob Spaß und gerade Erfolge wie diese, motivieren Hepperle.

Wie es derweil mit der Leichtathletik weitergeht? Das weiß der Wahl-Stuttgarter bereits: „Irgendwann kommt im Leben eines jeden Sportlers der Punkt, an dem man Prioritäten setzen muss.“ Und die sind bereits gesetzt: „Mir ist mein Beruf wichtiger. Ich wollte eigentlich nie wirklich in den Profisport und vom Zehnkampf allein zu leben, ist schwer.“

Auch wenn Hepperle seine Leidenschaft, die Leichtathletik, wohl niemals ganz aufgeben kann, sieht er seine Zukunft als Trainer eher im Handball. „Die Jungs zu trainieren, macht mir einfach Spaß. Die Atmosphäre im Team ist super. Da gibt es einen großen Unterschied zwischen Team- und Individualsportarten“, sagt Hepperle.