Kurt Ostwald hat sich um den Sport verdient gemacht und vom Deutschen Handball-Bund die Ehrennadel in Gold verliehen bekommen. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Lorena Greppo

Ostfildern - Die Entscheidung ist ihm schwergefallen, obwohl sie schon von langer Hand geplant war: Mit 72 Jahren hat Kurt Ostwald seine Ämter als Vorsitzender des Bezirks Esslingen-Teck sowie als Vizepräsident des Handball-Verbandes Württemberg (HVW) niedergelegt. „Es war Zeit“, konstatiert er. Jahrzehntelang hat sich Ostwald um den Handball verdient gemacht und kürzlich vom Deutschen Handball-Bund die Ehrennadel in Gold verliehen bekommen. Nun neigt sich eine lange Karriere dem Ende zu - statt in den Sporthallen will Ostwald mehr Zeit mit seiner Familie verbringen - bevorzugt im Urlaub in Griechenland. Noch bekleidet Ostwald sein Amt als Sportkreisvorsitzender, für das er bis 2018 gewählt wurde, aber auch hier ist ein Schlussstrich absehbar. „Danach mache ich vielleicht noch eine Amtsperiode, um meine Nachfolgerin einzuarbeiten, aber mehr nicht“, sagt er. Jedoch bleibt er als Ehrenvorsitzender dem Handballbezirk in beratender Funktion erhalten. „Ich weiß ja, wie es läuft.“

Die Liebe zum Handball geht bei Kurt Ostwald weit zurück. Nachdem seine Familie 1946 aus dem Böhmerwald vertrieben wurde und sich in Esslingen niedergelassen hatte, kam Ostwald vor allem durch die Schule in Kontakt mit der Sportart. Die Mittelstufe der Realschule Esslingen hatte die süddeutsche Meisteschaft gewonnen, was den damals 14-Jährigen zum Eintritt in einen Verein bewogen hat. In der Folge spielte Ostwald von 1958 an vier Jahre als Jugendspieler beim TSV Esslingen und danach neun Jahre bei den Aktiven. Mit vielen ehemaligen Mannschaftskameraden steht er heute noch in Kontakt: „Man trifft sich jedes Jahr beim Marktplatzturnier wieder.“ Besonders erinnert sich der ehemalige Kreisläufer aber auch an Spiele gegen die damals schon starken Göppinger in der Oberliga - „die haben wir aber selten gewonnen“.

Notgedrungen Funktionär

Als Ostwald eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur machte und gleichzeitig ein Haus baute, beschloss er im Alter von 26 Jahren seine aktive Handballkarriere zu beenden. Lange hielt er es jedoch nicht aus ohne seinen Sport: Nur drei Jahre später entschied sich Ostwald, als Schiedsrichter einzusteigen. „Als Spieler habe ich mich immer über die Schiedsrichter geärgert“, erklärt er mit einem Schmunzeln. „Ich wollte es besser machen. Und ich würde behaupten, das habe ich auch geschafft.“ Er machte es sogar so gut, dass er bis in die Bundesliga Süd Partien pfiff.

Und dabei blieb es nicht: „Aus der Not geboren bin ich dann auch noch Funktionär geworden“, sagt der 72-Jährige. Es mangelte an Ehrenamtlichen - ein Problem, das den Sport auch heute noch plagt. „Wenn ein Verein wie der TV Nellingen, der fast 3000 Mitglieder hat, keinen Vorsitzenden findet, dann stimmt doch was nicht“, ist sich Ostwald sicher. Er selbst brachte sich vielfältig ein, wurde zum Vorsitzenden des Handballbezirks, Vizepräsident des HVW, Vorsitzender des Sportkreises Esslingen und Abteilungsleiter der HSG Ostfildern. Dass der Aufbau des Bezirks gut funktioniert hat und man „gute Leute“ mit an Bord geholt hat, darauf ist Ostwald besonders stolz. „Wir waren immer der Vorzeigebezirk.“ Jedoch gab es in dieser Zeit auch Ereignisse, an die er sich nicht so gerne erinnert. Als 2013 der Schiedsrichterausschuss des HVW zurücktrat, sei ein sehr persönlich geführter Streit daraus entstanden. „Das ist das Schlimmste für jemanden im Ehrenamt, wenn man sachlich nicht mehr überzeugen kann“, bedauert Ostwald.

Was bleibt, sind jedoch nicht die Streitigkeiten, sondern die Freundschaften, die durch den Handball zustande kamen. Etwa aus der Zeit, als Scharnhausen und Göppingen eine Spielgemeinschaft bildeten. Bis heute sei das Verhältnis zu Frisch Auf ein freundschaftliches. Auch erinnert sich der 72-Jährige an ein Treffen mit dem kroatischen Weltmeister-Trainer Vlado Stenzel, der mit der Mannschaft aus Rijeka zum Marktplatzturnier kam. „Aus dem Turnier entstehen immer wieder neue Freundschaften“, sagt Ostwald. Ein Grund, weshalb er in die Organisation des Turniers noch immer involviert ist. Er betreut oft Mannschaften oder auch Schiedsrichter. „Ich bin der letzte Verbliebene“, sagt er lächelnd. Denn alle seine Handball-Teamkollegen aus aktiven Zeiten hätten sich inzwischen auch aus ihren Funktionärsämtern zurückgezogen.

Faszination Griechenland

Dennoch: Die Verbundenheit zum Handball bleibt. Bei Ostwald hat sie sogar einen neuen Aspekt hinzugewonnen: Seine fünfjährige Enkelin hat mit dem Handballspielen begonnen. „Da bin ich gefordert“, weiß Ostwald. Den Kleinen zuzuschauen sei interessant, „weil sie in dem Alter so viel voneinander abschauen und lernen“. Er ist sich sicher: „So etwas bietet nur eine Mannschaftssport wie der Handball“. Wenn man ihn so von seiner Sportart reden hört, ist es schwer vorstellbar, dass Ostwald ohne den Handball kann. Aber so, wie er von Urlauben am Peloponnes, von der griechischen Gastfreundschaft, von Stränden und Grilltellern schwärmt, ist zumindest gewiss, dass er seinen Ruhestand auch anderswo als in den Sporthallen genießt.