Christian Ahlmann und Taloubet nehmen alle Hindernisse fehlerfrei und sind auch das schnellste Duo. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Frank Thomas

Stuttgart - Andreas Bretschneider ballte nach seinem Überraschungssieg die Fäuste, Sophie Scheder weinte Tränen der Erleichterung. Erstmals in der Geschichte des DTB-Pokals durften die über 17 000 Zuschauer an den drei Wettkampf-Tagen in Stuttgart gleich zwei deutsche Sieger im Turn-Weltcup feiern.

Nur 24 Stunden nach dem Premieren-Erfolg deutscher Turnerinnen durch seine Vereinsgefährtin kam der 26 Jahre alte Chemnitzer mit 87,132 Punkten zu seinem ersten Weltcup-Gewinn. Damit kassierte das Sachsen-Duo jeweils Preisgelder von 16 000 Schweizer Franken (14 600 Euro). Zweiter wurde der WM-Zweite Danell Leyva aus den USA (86,631). Marcel Nguyen war am Pauschenpferd (12,533) weit zurückgefallen, krönte aber seine Aufholjagd mit einer schwierigen Barren-Übung (15,300) und rückte noch auf Rang vier vor. Fabian Hambüchen war wegen einer Schulterverletzung nicht dabei.

„Ich hatte vor dem Wettkampf gar kein gutes Gefühl. Aber ich habe mich auf alle Knackpunkte meiner Übungen konzentriert. Und es lief großartig“, sagte Bretschneider eher gelassen. Und er fügte trocken hinzu: „Dieser Erfolg ist etwa so viel wert wie die Sachsen-Meisterschaft. Für unser Team zählt nur die Olympia-Qualifikation.“

Tags zuvor hatte ausgerechnet WM-Pechvogel Scheder den deutschen Turnerinnen mit 57,032 Punkten den ersten Sieg im Weltcup beschert. „Der Wettkampf war so genial, das hat Riesen-Spaß gemacht“, meinte die sonst eher zurückhaltende Sophie Scheder nach ihrem von 4900 Zuschauern lautstark gefeierten Erfolg. „Wir hatten hier alle Tränen in den Augen. Bei der WM in Glasgow hat sich Sophie noch so sehr über ihre Patzer geärgert, weil wir die Olympia-Tickets nicht im ersten Anlauf holen konnten“, meinte Cheftrainerin Ulla Koch. Seit Einführung der Weltcupserie 2011 hatte zuvor noch nie eine Deutsche auf dem höchsten Siegerpodest eines Mehrkampfes gestanden.

„Ich war total nervös, als ich am Balken in Führung liegend als Letzte ans Gerät musste“, gestand die gebürtige Wolfsburgerin Scheder nach dem besten Mehrkampf ihrer Karriere. Zuletzt hatte vor 31 Jahren eine Deutsche beim DTB-Pokal einen Vierkampf gewonnen: Dagmar Kersten aus Ost-Berlin war 1985 bei der dritten Auflage die Beste bei der Traditionsveranstaltung, die diesmal zum 33. Mal ausgetragen wurde. An eine mit insgesamt 125 000 Schweizer Franken dotierte Weltcupserie - wie in diesem Jahr - war damals nicht zu denken. Erneut war der Stufenbarren das Glanzstück von Scheders Auftritt. „Ich bin stolz auf meine Übung. Wenn mir die bei der WM so gelungen wäre, hätte es nicht vier punktgleiche Weltmeisterinnen gegeben, sondern nur eine“, behauptete sie selbstbewusst. Was sie mit dem Preigeld anstellen werde, verriet sie nicht. Den positiven Gesamteindruck rundete die Frauen-Riege mit Rang zwei hinter den favorisierten Russinnen im Team-Finale ab.

Am 16. und 17. April folgen nicht nur für die beiden Sieger noch viel wichtigere Wettkämpfe: Bei „Rio I“ - wie die Turner sagen - geht es im zweiten Anlauf um die Tickets für die Sommerspiele.

Weltcup wird aufgewertet

Die Weltcup-Serien der Turner sollen nach den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro aufgewertet werden. Künftig könnten die drei Erstplatzierten des Mehrkampf-Weltcups und die jeweiligen Sieger der Geräte-Weltcups mit Olympia-Tickets belohnt werden. Dieses Konzept liegt dem Council des Weltverbandes FIG bei seiner Sitzung im Mai in Bangkok zur Beschlussfassung vor. Von 2020 an gehören nur noch je vier Turnerinnen und Turner zu einer Olympia-Riege. In Rio de Janeiro sind im August diesen Jahres noch je fünf Turner pro Riege startberechtigt.