Zwei Handball-Generationen in Deizisau: Simon Kosak, Dennis Prinz, Marco Neusser und Yannik Taxis (von links). Foto: Rudel

Von Sigor Paesler
Deizisau – Eines muss Dennis Prinz am Ende noch klarstellen. „Ich bin immer noch der bessere Fußballer“, sagt der Kreisläufer des TSV Deizisau und klopft Simon Kosak lachend auf die Schulter. Was den Handball betrifft, so kann der 30-jährige Routinier sehr gut damit leben, dass der zehn Jahre jüngere Kosak auf seiner Position immer mehr Spielzeit bekommt. Prinz und Kosak sind bei dem Baden-Württemberg Oberligisten nicht das einzige Duo aus Erfahren und Jung auf einer Position: Auf Linksaußen spielen Patrick Kleefeld (30) und Yannik Taxis (19), auf der Mitte-Position Marco Neusser (29) und Zugang Nico Rascher (19). Auch hier gilt: Es ist mehr ein Miteinander und ein langsamer Generationenwechsel als Konkurrenz. Das Deizisauer Mentoren-Programm.
Trainer Ralf Rascher, ebenfalls neu in Deizisau, ist froh über die Konstellation. In Marco Kugler und Marcel Killat gibt es zwei weitere Routiniers im zwölf Feldspieler umfassenden Kader, der Rest sind Nachwuchskräfte. „Wir haben nichts dazwischen“, sagt der Coach. „Es war klar, dass jeder Spieler gebraucht wird und dass auch die Jungen Entscheidungen treffen müssen.“
Gut, wenn dabei die Erfahrenen helfen. Für Prinz ist die Sache klar: Er hat einen einnehmenden Job, ist gerade Vater geworden. „Ich merke schon, dass mein Körper nicht mehr in der Verfassung ist wie mit 20. Ich muss nicht mehr über 60 Minuten spielen“, sagt er und freut sich über jede gute Aktion von Kosak: „Jeder will spielen. Aber am Ende will man in der Kabine sitzen, ein Bier trinken und sich freuen.“ Kosak, der in den bisherigen beiden Saisonspielen von Beginn an auflief, freut sich über den Zuspruch. Und über die Ratschläge. „Auch wenn wir nicht die gleichen Spielertypen sind, helfen mir seine Tipps. Wenn der Trainer mit anderen Spielern etwas übt, machen wir auch immer wieder zusammen etwas.“
Taxis nickt. „Ich habe mir von Patrick schon ein bis zwei Würfe abgeschaut, die ich jetzt übe“, sagt er. Der Außenspieler hatte wie Kosak in der vergangenen Saison schon viele Einsatzminuten, weiß aber, dass er in der Rolle des Herausforderers ist – was auch Gutes haben kann: „Wenn es bei einem selbst mal nicht so läuft, ist es gut zu wissen, dass da einer ist, der seine Leistung auf jeden Fall bringt.“ Prinz bestätigt das aus eigener Erfahrung: „Als ich als Junger nach Deizisau gekommen bin, war ich der einzige Kreisläufer und musste immer spielen.“ Das kann auch eine Belastung sein.

Froh, mal eine Pause zu bekommen

Neusser und Nico Rascher sind noch in der Phase des Beschnupperns. In der Vorbereitung kurierte Neusser eine Knieverletzung aus, jetzt ist der junge Mitspieler unter der Woche bei Lehrgängen im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahres. Grundsätzlich aber sagt Neusser: „Ich sehe meine Rolle schon so, dass ich ein bisschen helfen und positiven Einfluss nehmen kann. Natürlich ist bei ihm noch viel Nervosität dabei. Ich erinnere mich, dass das bei mir vor zehn Jahren ähnlich war.“ Gerade angesichts seiner jüngsten Verletzung ist Neusser „froh darüber, mal eine Pause machen zu können“.
Auch Taxis weiß, dass es Nico Rascher auf der Mitte-Position schwerer hat: „Das ist so eine tragende Rolle, auf Linksaußen bin ich mehr ein Abschlussspieler.“ Trainer Ralf Rascher traut aber auch seinem Neffen Nico einiges zu: „Bei Marco funktioniert natürlich das Zusammenspiel mit der Mannschaft noch besser, aber Nico wird mit seiner Länge und seiner Wurfstärke noch viele Akzente setzen.“ Der Coach steht grundsätzlich vor der Frage, „ob ich etwa in der engen Schlussphase eines Spiels mehr auf die Erfahrenen setze oder die Jungen bringe“. Insgesamt aber ist er sehr froh, sich diese Gedanken machen zu müssen.
Prinz, Neusser und Kleefeld wissen um ihre Rolle. Sie haben immer noch Lust auf Handball. Aber sie sind froh, dass es die Talente gibt und unterstützen ihre Nachfolger nach Kräften. „Ich werde keine zehn Jahre mehr spielen“, sagt Neusser. Und Prinz ergänzt: „Es ist auf jeden Fall irgendwann leichter aufzuhören, wenn man weiß, dass da einer ist, der in seine Fußstapfen treten kann.“ Vielleicht sogar beim Fußball.