Göppingen - Premiere für den TVB Stuttgart in der Handball-Bundesliga: Erstmals in einem Pflichtspiel gelang dem Team von Trainer Markus Baur beim 23:21 (13:10) im Schwabenderby bei Frisch Auf Göppingen ein doppelter Punktgewinn. Während bei den Stuttgartern alles weiter rund läuft, ziehen unterm Hohenstaufen bereits wieder dunkle Gewitterwolken auf.
„Ich kann es nicht erklären“, sagte Frisch-Auf-Kapitän Zarko Sesum völlig fassungslos. „So schlecht habe ich mich lange nach einem Handballspiel nicht gefühlt.“
Matchwinner vor 4400 Zuschauern erstmals zur ungewohnten Mittagsstunde war der Stuttgarter Schlussmann Johannes Bitter (35), der über 60 Minuten mit einer Weltklasse-Quote von fast 44 Prozent gehaltener Bälle glänzte. Göppingens Youngster Daniel Rebmann (23) toppte den ehemaligen deutschen Nationaltorhüter zwar mit über 50 Prozent, kam aber erst kurz vor der Halbzeit für den glücklosen Primoz Prost und absolvierte nur knapp 36 Minuten. „Ein Derbysieg fühlt sich immer gut an und dieser hat besondere Strahlkraft“, sagte Bitter grinsend, „Frisch Auf hatte heute große Probleme mit unserer Abwehr, zudem haben wir das Tempospiel der Göppinger unterbunden und sie so geknackt.“
Nach zehn Minuten harmlosem Herantasten übernahmen die Stuttgarter mit einem starken Regisseur Michael Kraus bereits das Zepter und ließen sich bis zur Schlusssirene nicht mehr aus der Spur bringen. „Wir waren über 60 Minuten die bessere Mannschaft“, resümierte Kraus. Bitter lobte besonders seine jungen Mannschaftskollegen wie Stefan Salger und Max Häfner, die beide mit ihren jeweils 21 Jahren erst sechs Bundesligaspiele absolviert haben: „Sie sind ruhig geblieben, auch als es noch mal eng wurde.“
In Abschnitt zwei war der TVB bereits auf 17:12 (41.) davon gezogen, ehe Frisch Auf - auch wegen Rebmanns Paraden - beim 20:21 plötzlich wieder dran war (55.). Letztlich fehlte den Göppingern aber das nötige Quäntchen Glück, die Partie doch noch zu drehen und sie bescherten den TVB-Spielern damit im Anschluss eine ausgelassene Party auf dem Cannstatter Wasen. „Jetzt haben wir es uns verdient, auf dem Volksfest richtig zu feiern“, freute sich Kraus. „Mit 23 Toren kann man auswärts eigentlich nicht gewinnen“, wunderte sich TVB-Trainer Markus Baur, „unsere Abwehr um Jogi Bitter hat dafür gesorgt, dass Frisch Auf immer unsicherer wurde und Riesenchancen ausgelassen hat.“
Bei den Göppingern ist damit wieder einmal Krisenstimmung angesagt. „Wir haben gegen Jogi verloren. Wenn man so viele hundertprozentige Chancen einfach wegwirft, hat man auch keine Punkte verdient“, sagte der Sportliche Leiter und ehemalige Frisch-Auf-Spieler Christian Schöne. „Wir müssen jetzt die Situation so schnell wie möglich analysieren und entsprechend reagieren.“
Vorerst nicht bei einer Kehrtwende helfen kann allerdings Talent Sebastian Heymann. Der 19-jährige Juniorennationalspieler ist im Training umgeknickt und hat sich dabei einen Mittelfußbruch zugezogen. Weil eine Operation droht, könnte Heymann den Göppingern sogar bis in den Dezember hinein fehlen.
Tore für Frisch Auf Göppingen: Sesum (6), Schiller (4/3), Damgaard (3), Kozina (3), Kneule (2), Urban (2), Fontaine (1).
Tore für den TVB Stuttgart: Kraus (5), Salger (5), Weiß (4), Schagen (3), Baumgarten (2), Späth (2), Röthlisberger (1), Schimmelbauer (1).