Manuel Späth. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Manuel Späths vierte EM-Kolumne.

EsslingenNach einer schwachen Vorrunde hatte die deutsche Handballnationalmannschaft mit einem überzeugenden Sieg gegen Weißrussland rechtzeitig vor dem Show-down gegen Kroatien Selbstvertrauen getankt. Die Ausgangslage war klar. Mit einem Sieg hätte das deutsche Team die Türe zum Halbfinale weit aufgestoßen. Am Ende einer nervenaufreibenden Partie stand jedoch eine mehr als bittere 24:25-Niederlage auf der Anzeigetafel und ein Weiterkommen ist im Prinzip nicht mehr möglich.

Zuvor bot das Team von Christian Prokop über weite Strecken des Spiels eine sehr starke Leistung. Insbesondere die kompakte und bewegliche Deckung vor einem starken Andreas Wolff im Tor bereitete den Kroaten große Probleme. Daraus resultierten immer wieder einfache Tore aus dem Gegenstoß. Einmal mehr überzeugte vor allem Rechtsaußen Timo Kastening, der nicht nur eine überragende Trefferquote hatte, sondern auch immer wieder Bälle stibitzte. Über 45 Minuten sah es richtig gut aus für das deutsche Team. Dann allerdings kam ein kleiner Bruch ins deutsche Spiel. In der Abwehr schaffte es Deutschland nicht mehr, die Laufwege von Igor Karacic und Luka Cindric entscheidend zu stören und im Angriff bekam man mit zunehmender Spieldauer immer größere Probleme mit der kroatischen Deckung um ihren vorgezogenen Abwehrspieler Domagoj Duvnjak. Nicht ganz nachvollziehen kann ich daher die Entscheidung von Prokop, in der zweiten Halbzeit im linken Rückraum überwiegend auf den eher wurfstarken Julius Kühn zu setzten. Vielleicht wäre gerade in der entscheidenden Phase ein spielstärkerer Rückraum die bessere Variante gewesen. Im Nachhinein ist man jedoch immer schlauer und auch wenn die Enttäuschung über den verpassten Halbfinaleinzug nach wie vor riesengroß ist, bleibt festzuhalten, dass man einem Team aus der Weltspitze absolut ebenbürtig war.

In den verbleibenden beiden Hauptgruppenspielen gegen Österreich und Tschechien geht es letztlich „nur“ noch um eine bestmögliche Platzierung. Als Leistungssportler steht es selbstverständlich außer Frage, dass man auch diese Spiele unbedingt gewinnen möchte. Aus Zuschauersicht würde ich mir allerdings einen Modus mit Achtel- und Viertelfinalspielen wünschen. Dann ginge es nach der Vorrunde in jedem Spiel um alles.

Manuel Späth stammt aus Ostfildern, wohnt in Esslingen und spielt für den Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart. Für diese Zeitung analysiert der 40-fache Nationalspieler das Geschehen bei der Handball-EM.