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Die Handball-Kolumne „Späthlese“

EsslingenWie vor jedem großen Turnier wurde auch dieses Jahr im Vorfeld der WM viel über den Kader der deutschen Nationalmannschaft diskutiert. Vor allem die Nichtnominierung von Tobias Reichmann sorgte bei vielen für Unverständnis. Betrachtet man allerdings die Nominierungen der vergangenen Jahre und auch von anderen Nationen, ist es durchaus üblich, einen Außenspieler zugunsten eines weiteren Spielers für den Rückraum oder den Kreis zu „opfern“. Somit ist diese Entscheidung meines Erachtens durchaus nachzuvollziehen, zumal Nationaltrainer Christian Prokop Reichmann bei Bedarf ja auch noch nachnominieren könnte.

Ebenfalls nicht im 16er-Kader ist der Göppinger Sebastian Heymann. Auch wenn er noch sehr jung ist, hätte ich ihn sehr gerne im Dress der deutschen Nationalmannschaft spielen sehen. Er hätte mit seiner Unbekümmertheit, Dynamik und Wurfkraft für die so genannten „einfachen“ Tore aus dem Rückraum sorgen können. Diese könnten der Mannschaft nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Rückraumshooter Julius Kühn und dem Formtief von Steffen Fäth etwas fehlen.

Alles in allem verfügt die deutsche Mannschaft jedoch vor allem im Tor, am Kreis und auf den Außenpositionen über enorme Qualität. Prunkstück des deutschen Spiels wird die körperlich extrem starke Deckung um den Mittelblock mit Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Finn Lemke sein. Zusammen mit den beiden Torhütern Andreas Wolff und Silvio Heinevetter kann diese Abwehr jedes Team der Welt vor große Aufgaben stellen.

Wichtig für den weiteren Verlauf des Turniers wird die Auftaktpartie an diesem Donnerstag gegen Korea sein. Mit einem Sieg und einer überzeugenden Leistung kann man sich direkt Selbstvertrauen für die nächsten Spiele holen. Mit jeder guten Leistung wird zudem die Begeisterung im Land wachsen. Und wozu dieser Heimvorteil führen kann, sollte spätestens nach dem Wintermärchen 2007 bestens bekannt sein.

Einen absoluten Topfavoriten gibt es in meinen Augen nicht. Vielmehr sehe ich einige Länder wie beispielsweise Dänemark, Frankreich und Spanien um den Titel mitspielen. Und hierzu zähle ich auch die deutsche Nationalmannschaft. Alles andere als das Erreichen des Halbfinals wäre eindeutig zu wenig. Zum erweiterten Kreis im Kampf um die Medaillenplätze gehört für mich auch das norwegische Team um Topstar Sander Sagosen. Den Norwegern traue ich einiges zu bei dieser WM.

Es wird spannend werden und ich freue mich sehr auf das Turnier. Auf geht’s Männer!

Manuel Späth stammt aus Ostfildern, wohnt in Esslingen und spielt für den Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart. Für diese Zeitung analysiert der 40-fache Nationalspieler das Geschehen bei der Handball-WM.