Manuel Späth. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Manuel Späth leuchtet vor dem EM-Start die Stärken und Schwierigkeiten des deutschen Teams aus und ist gespannt auf einen Außenseiter.

EsslingenWenn an diesem Donnerstag in Trondheim das erste Spiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft angepfiffen wird, stehen etwas überraschend auch drei meiner Teamkollegen vom TVB Stuttgart im 16er-Kader. Während Jogi Bitter bei den Testspielen gegen Island und Österreich nach knapp sechs Jahren sein Comeback im DHB-Trikot gab und schon einige Turniere in den Knochen hat, dürfen sich Patrick Zieker und David Schmidt nach ihren Länderspieldebüts auf ihre erste Turnierteilnahme mit der Nationalmannschaft freuen.

Weniger erfreulich für Nationaltrainer Christian Prokop hingegen sind die zahlreichen verletzungsbedingten Absagen von Rückraumspielern. Neben den Ausfällen der Spielmacher Simon Ernst und Martin Strobel wiegt vor allem der Verlust von Linkshänder Fabian Wiede extrem schwer. Seine Spielübersicht und Passqualität wird dem deutschen Angriffsspiel mit Sicherheit fehlen. Umso wichtiger wird es sein, dass die Abwehr um den eingespielten Mittelblock mit den beiden Kreisläufern Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek vom THW Kiel in Kombination mit dem starken Torhütergespann Andreas Wolff und Jogi Bitter den Grundstein für den Erfolg legt.

Dann können auch die hervorragenden Qualitäten der Außenspieler um Kapitän Uwe Gensheimer zum Tragen kommen und für viele einfache Tore aus dem Tempospiel sorgen. Sollte dies funktionieren, sehe ich das deutsche Team vor allem in der Breite stark genug besetzt, um mindestens das Halbfinale zu erreichen. Die stärksten Gegner auf dem Weg dorthin sind in der Vorrunde der amtierende Europameister Spanien und bei einem Einzug in die Hauptrunde Kroatien.

Besonders gespannt bei dieser EM bin ich auf das Auftreten der portugiesischen Nationalmannschaft. Der Handball in Portugal hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Dies zeigen nicht zuletzt die hervorragenden Ergebnisse bei den vergangenen U-19- und
U-21-Weltmeisterschaften, als die Teams jeweils bis ins Halbfinale vorstießen.

Auch das nationale Aushängeschild FC Porto hat unter der Regie meines ehemaligen Trainers Magnus Andersson in der laufenden Champions-League-Saison schon für ordentlich Furore gesorgt und unter anderem gegen die Topteams Kiel und Kielce gewonnen. Einzig die starke Vorrundengruppe mit Norwegen und Frankreich könnte den Portugiesen zum Verhängnis werden. Auf der anderen Seite könnten sie für eine große Überraschung sorgen und bereits zu Beginn einem der Favoriten ein Bein stellen.

Damit dies der deutschen Mannschaft nicht passiert, muss sie direkt im ersten Spiel gegen den Außenseiter aus den Niederlanden auf der Hut sein. Das Team aus dem Nachbarland tritt mit vielen aktuellen und ehemaligen Bundesligaspielern an und wird bei seinem ersten Großereignis nach etlichen Jahren alles in die Waagschale werfen, um sich von seiner besten Seite zu präsentieren.

Manuel Späth stammt aus Ostfildern, wohnt in Esslingen und spielt für den Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart. Für diese Zeitung analysiert der 40-fache Nationalspieler das Geschehen bei der Handball-EM. Dies ist sein erster Beitrag beim diesjährigen Turnier.