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Die Handball-Kolumne des EZ-Experten

EsslingenMan kann ja vor dem Fernseher schon ganz gut erahnen, welche grandiose Stimmung in der Arena herrscht – aber das, was ich am Montag vor Ort miterleben durfte, hat die Erwartungen bei weitem übertroffen. Von der ersten Minute an hielt es keinen der über 19 000 Zuschauer auf seinem Platz. Und das sollte sich auch während des kompletten Spiels nicht ändern. Das Spiel gegen Kroatien bot schließlich alles, was ein packendes Handballspiel ausmacht: Emotionen, Kampf, Härte und ganz viel Spannung. Auch wenn im Angriff erneut nicht alles rund lief, mit dieser Defensive ist die deutsche Mannschaft sehr schwer zu schlagen.

Zum Abschluss der Hauptrunde geht es nun noch gegen Spanien. Nach dem vorzeitigen Halbfinaleinzug hat dieses Spiel zwar etwas an Bedeutung verloren, aus meiner Sicht hat es jedoch auch einige wichtige Aspekte: Zum einen geht es nach wie vor um den Gruppensieg und somit um die Entscheidung, gegen wen die Mannschaft im Halbfinale antritt. Dabei stellt sich die Frage, ob man einem Duell gegen den vermeintlich stärksten Gegner Dänemark zunächst aus dem Weg gehen möchte, oder ob es möglicherweise besser wäre, gegen die Dänen bereits im Halbfinale vor eigenem Publikum spielen zu können.

Wie auch immer, auf dem Weg zum Weltmeistertitel warten noch extrem schwere Aufgaben auf das deutsche Team. Dementsprechend muss die Mannschaft das Spiel gegen die Spanier auch nutzen, um sich im Angriff nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Spielmacher Martin Strobel neu einzuspielen. Noch mehr Verantwortung wird nun auf den Schultern von Linkshänder Fabian Wiede lasten. Für mich könnte er der Spieler des Turniers aus deutscher Sicht werden. Bereits gegen Kroatien war er mit seinen Treffern und Anspielen in der umkämpften Schlussphase der entscheidende Mann und avancierte völlig zurecht zum „Man of the Match“.

Inwiefern der Nachnominierte Tim Suton in der kurzen Zeit noch eine Rolle spielen kann, wird sich eventuell auch im Spiel gegen Spanien zeigen. Hätte Tobias Reichmann sich mit seiner Aktion nach der Nichtberücksichtigung nicht selbst ein Bein gestellt, wäre er für mich auch eine Option für die Nachnominierung gewesen, da der etatmäßige Rechtsaußen Patrick Groetzki bislang leider noch nicht in seiner besten Verfassung ist. Bleibt zu hoffen, dass er rechtzeitig zu den alles entscheidenden Spielen um die Medaillen seine Form findet.

Manuel Späth stammt aus Ostfildern, wohnt in Esslingen und spielt für den Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart. Für diese Zeitung analysiert der 40-fache Nationalspieler das Geschehen bei der Handball-WM.