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Halbzeitstaffeltag beim VfB Oberesslingen/Zell.

EsslingenWenn Rainer Veit, der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Neckar/Fils, kurz vor dem Ende der Winterpause zu einem „unerlässlichen Habzeitstaffeltag“ lädt, dann muss etwas schieflaufen. Jetzt ist es nicht so, dass die Situation dramatisch wäre. Aber einige schon länger anhaltende Probleme gehen in die falsche Richtung. Und weil Veit, seit knapp einem Jahr im Amt, ein Mann des Anpackens ist, versammelte er die Funktionärsriege im Sportheim des VfB Oberesslingen/Zell. Vor allem drei Punkte bewegen den Bezirkschef und seine Mitstreiter:

Gewalt: Die Zahl der Gewaltdelikte ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. „Aber was wir feststellen, ist die höhere Intensität der Verfahren“, erklärt Andreas Gerstenberg, der Vorsitzende des Bezirks-Sportgerichts. Wo früher im Affekt nachgetreten wurde, kommt es heute immer häufiger zu mehrfachen, bewussten Faustschlägen. Auch die Fälle der verbalen wie körperlichen Angriffe auf Schiedsrichter lange nach dem Schlusspfiff nehmen zu. Ein Problem sind Gerstenbergs Auffassung nach auch Mehrfachtäter – zieht ein Club Konsequenzen und trennt sich, findet sich für ihn immer wieder einen neuer. Wobei, so auch die Meinung unter den Funktionären, fein zu unterscheiden ist zwischen Fällen, in denen ein Spieler nach Verbüßung seiner Sperre eine weitere Chance verdient, und denen von Unverbesserlichen. „Der Verbandsausschluss ist die letzte Lösung“, betont Gerstenberg.

Ein Problem im Rahmen der Prävention ist der Umstand, dass einige Vereine ihrer Pflicht nicht nachkommen, Ordner abzustellen – ein Thema, das schon bei vielen Staffeltagen angesprochen wurde.

Schiedsrichtermangel: „Ich war 19 Jahre lang Staffelleiter – das Thema war immer da“, sagt Veit über den Schiedsrichtermangel. Der wirkt sich immer mehr aus. In Zukunft wird es wohl Spiele in der Kreisliga B ohne Unparteiische geben. Dass sich so wenige finden lassen, die diesen wichtigen Job machen wollen, liegt zu einem guten Teil an der Atmosphäre auf dem Plätzen. Aber nach Veits Meinung auch daran, dass die Schiedsrichterbeauftragten der Vereine zu wenig Werbung machen. Falls es diese überhaupt aktiv gibt. Bezirks-Schiedsrichterobmann Hardy Wolf hat eine überraschende Entdeckung gemacht: „Die Person, die den Posten im Verein inne hat, weiß manchmal gar nicht, dass sie es ist.“ Der Schiedsrichterbeauftragte als Papiertiger.

Wolf schlug vor, verstärkt im Jugend-, aber auch im Bereich der ausgeschiedenen Aktivenspieler um neue Schiedsrichter zu werben. Pragmatiker Veit hat eine eigene Idee, die Vereine zu Ermuntern: Relegationsspiele und Spielverlegungswünsche könnte es in Zukunft nur noch für Clubs geben, die ausreichend Mitglieder zu Neulingskursen anmelden. „Ich bestrafe nicht, ich belohne“, erklärte Veit.

Verbandsstruktur: Diesen Punkt behandelte Veit unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ – er weiß, die wahrscheinlich in ein paar Jahren kommende Strukturreform im Bereich des Württembergischen Fußball-Verbandes wird den Vorsitzenden des mannschaftsstärksten Bezirks bis dahin noch viele Stunde beschäftigen. Ziel ist es, die Zahl der Bezirke von bislang 16 auf bis zu neun zu reduzieren – für Neckar/Fils kann das von der Zerschlagung bis zur Vergrößerung alles bedeuten – im Jahr 2021 soll entschieden werden.