Erol Türkoglu gibt ab sofort den Neuhausenern Anweisungen. Foto: Eibner - Eibner

Als Fußballer war er ein klassischer Zehner, ein Spielmacher mit Übersicht und feiner Technik. Zehner gibt es heute praktisch nicht mehr und dennoch beschreibt er seine Philosophie wie folgt: „Ich spiele schon gerne einen gepflegten Fußball.“

NeuhausenEines stellt Erol Türkoglu gleich einmal klar: Seinen Spielerpass wird er nicht auf den FV Neuhausen umschreiben lassen. Die Sache musste durchaus geklärt werden. Denn als der neue Trainer des Fußball-Bezirksligisten in der vergangenen Saison noch für den TSV Dettingen/Erms aus der Alb-Staffel der Bezirksliga zuständig war, schnürte der damals 45-Jährige immerhin fünf Mal selbst die Kickschuhe, zwei Mal stand er sogar in der Startelf des Teams. Freilich geschah das aus der Not heraus, zeitweise musste er verletzungsbedingt auf 13 Spieler verzichten, davon sieben Stammspieler.

Anzusehen, so hört man, war das durchaus gut, was Türkoglu da auf den Rasen zauberte. Seine Erfahrung aus vielen Jahren Regionalliga-, Oberliga- und Verbandsligafußball war seinen Aktionen anzusehen. „Naja, ein bissle kicken und mit der Kugel umgehen kann ich schon“, sagt er und lacht. „Aber ich habe auch festgestellt, dass die 18-Jährigen einfach schneller sind.“ Seine Folgerung: „Ein 46-Jähriger auf dem Bezirksliga-Platz, das muss nicht sein.“

Tapetenwechsel

Als Trainer aber wird er die Neuhausener ab sofort pushen. Engagiert, wie man ihn kennt – von seinen früheren Wirkungsstätten jedenfalls, denn der Bezirk Neckar/Fils ist für ihn ein weitgehend unbekanntes Terrain. Das genau aber ist der Grund, warum Türkoglu das Angebot aus Neuhausen annahm, nachdem er im vergangenen Winter angekündigt hatte, nach drei Jahren in Dettingen aufzuhören. „Ich wollte einen Tapetenwechsel, neue Mannschaften, neue Plätze, neue Menschen kennenlernen“, erklärt er. Außerdem hat er festgestellt, „dass die Bezirksliga Neckar/Fils eine der stärksten in Württemberg ist“. Eine reizvolle Aufgabe also.

Lose Kontakte zum FVN hatte es zuvor bei gelegentlichen Testspielen in der Wintervorbereitung gegeben, ansonsten wirkte Türkoglu mit Ausnahme von drei Jahren als Spieler beim damaligen Regionalligisten SC Pfullendorf stets im Bezirk Alb. Unter anderem hat er beim TSV Ofterdingen und der TuS Metzingen in der Verbandsliga gespielt. Die Metzinger trainierte er – wie den FC Rottenburg – später in der Landesliga. Sechs Jahre war Türkoglu, der mit seiner Familie in Wannweil bei Reutlingen lebt und als Teamleiter bei einem deutschen Technologiekonzern arbeitet, bei der TuS – wie der FVN ein Verein, bei dem die Fußballer ein bisschen im Schatten der Handballer stehen. Nach weiteren Stationen erreichte er zuletzt mit Dettingen in der Bezirksliga den zweiten Platz, scheiterte anschließend in der Aufstiegsrelegation zur Landesliga mit 0:2 am FV 08 Rottweil.

So weit wird es mit den Neuhausenern in der kommenden Saison nicht gehen, vermutet Türkoglu. Die vergangene Saison schloss die Mannschaft auf Platz acht ab und der neue Trainer formuliert vorsichtig, dass „die Tendenz nach oben“ gehen sollte. Für ein Jahr haben sich Verein und Trainer zunächst aneinander gebunden. Türkoglu betont aber, dass er sich eine längerfristige Zusammenarbeit vorstellt. „Ich bin für Kontinuität“, sagt er und nennt seinen Dreijahresplan: „Im ersten Jahr kennenlernen, im zweiten an Stellschrauben drehen und verbessern, im dritten angreifen.“ 2020 feiert der FVN Jubiläum und Türkoglu hat gehört, „dass es da gewisse Wünsche gibt“.

Gepflegter Fußball

Aber die Bezirksliga ist stark. Teams wie die Absteiger 1. FC Frickenhausen und TSV Köngen sowie den TSV Deiziau und den FC Donzdorf nennt er mit Respekt. Und betont nochmal, für wie attraktiv er insgesamt die Liga hält.

Und was für einen Fußball will er die Neuhausener spielen lassen? Türkoglu selbst war als Fußballer ein klassischer Zehner, ein Spielmacher mit Übersicht und feiner Technik. Zehner gibt es heute praktisch nicht mehr. „Ich spiele schon gerne einen gepflegten Fußball“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Ich kann noch nicht sagen, ob das mit der Mannschaft geht.“ Er muss sie erst kennenlernen. Die ersten Eindrücke sind jedenfalls positiv: „Es ist eine sehr fleißige Mannschaft, es sind viele Junge und Einheimische im Team, gute Charaktere, es wirkt alles sehr geschlossen – gefällt mir.“

Und wenn ihm etwas nicht gefällt – im Training zumindest kann Erol Türkoglu ja die Kickschuhe schnüren und mit der Kugel zeigen, wie es geht.