Erik Edwardson glänzt zurzeit im Köngener Trikot. Foto: Rudel - Rudel

Erik Edwardson will über den Bezirksligisten Karriere machen und setzt sich in sozialen Netzwerken in Szene.

KöngenDie Fußball-Bezirksliga ist nicht dafür bekannt, im Internet oder auf sozialen Netzwerken allzu große Aufmerksamkeit zu generieren. Nur selten, wenn es etwa ein Amateurfußballer mit einem fulminanten Tor aus 40 Metern ins „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF schafft, rücken die Niederungen des Fußballs zumindest ein wenig in den Mittelpunkt der ansonsten nur den Profis vorbehaltenen digitalen Glitzerwelt. Dort jagt ein Highlight das nächste, ein Übersteiger ist schöner als der nächste.

Erik Edwardson, 22, könnte im Bezirk Neckar/Fils in den kommenden Monaten zu einer Ausnahmeerscheinung werden. Der Deutschkanadier weiß sich auf sozialen Netzwerken in Szene zu setzen. Der ehemalige Marketing-Student hat ein Faible für Mode, neben dem Fußball ist das seine große Leidenschaft. Auf seinem eigenen Youtube-Kanal berichtet Edwardson darüber. Er erzählt von schicken Bekleidungsläden und seinen neusten Schuhen. Und logisch: Auch seine besten Dribblings und Finten gibt es zu sehen. Erst kürzlich lud er ein Video hoch, startend in der Metropole Vancouver (Kanada), seiner Heimat, wo über eine halbe Million Menschen leben, endend im beschaulichen Köngen – einem Ort mit rund 8000 Einwohnern.

Dort wohnt Edwardson nun bereits seit knapp zwei Monaten. Dass er diesen Schritt gegangen ist, hat einen einfachen Grund: Er will professioneller Fußballer werden. Dafür ist er aus Kanada nach Deutschland gekommen, in die schwäbische Provinz zum TSV Köngen – in die Bezirksliga. Edwardson spielte zuvor vier Jahre an der University of Portland in der stärksten College-Liga, anschließend für TSS FC Rovers aus Burnaby, östlich von Vancouver, in der höchsten Amateurfußballliga der USA und Kanada. Sie ist vergleichbar mit der Summer League der Basketball-Liga NBA. Talente versuchen, sich für einen professionellen Club zu empfehlen.

Edwardson geht nun einen alternativen Weg. Eine halbe Saison möchte der passionierte Fan von Manchester United in Köngen spielen, dann bereits den nächsten Schritt gehen. Das ist so auch mit den Verantwortlichen des Vereins klar abgesprochen. Welcher Club und welche Liga das sein wird, ist noch offen. „Ich will herausfinden, was mein höchstes Level ist“, sagt er. Das Profigeschäft sei das Ziel, allerdings könne er sein Leistungsvermögen noch nicht ganz einschätzen. Warum er sich zunächst für Köngen entschied? Ganz einfach: Der Deutschkanadier hat Verwandtschaft in der Region. Mit Köngen verbindet ihn außerdem eine besondere Geschichte. Bereits 1919 spielte der Bruder des Urgroßvaters von Edwardson als Gründungsmitglied der Köngener in der Fuchsgrube. Jetzt, 100 Jahre später, schließt sich ein Kreis.

„Nach oben ist einiges möglich“

Edwardson, der für seinen Traum abseits des Trainings regelmäßig Sonderschichten einlegt, könnte einen ähnlichen Weg gehen wie Mijo Tunjic. Der Stürmer von Oberliga-Spitzenreiter Stuttgarter Kickers (15 Saisontreffer) spielte einst ein Jahr in der A-Jugend beim TSV Köngen und kickte auch schon bei den Aktiven in der Landesliga mit, ehe er zu den Kickers wechselte. „Nach oben ist bei Erik einiges möglich“, sagt sein Trainer Daniel Rieker. Dass Edwardson eine gewisse Qualität mitbringt, haben sie in Köngen schnell registriert. In jedem Vorbereitungsspiel traf er, bei seinem Ligadebüt erzielte der Außenstürmer vier Tore, beim jüngsten 2:1-Erfolg im Derby beim FV Neuhausen schoss er den Siegtreffer. „Er ist extrem schnell, trickreich und wendig“, betont Rieker. Passend eben zu einem Highlight-Video auf Youtube.

https://www.youtube.com/watch?v=fuehR21oLZI