Mario Sinko Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Der 51-Jährige über die jüngsten Erfolge, den Abstiegskampf, die Landesliga und die Unruhe vor Saisonbeginn.

KöngenDrei Spiele, drei Siege, 11:0 Tore – das ist die Kurzzeitbilanz der Landesliga-Fußballer des TSV Köngen. Zuvor war die Mannschaft jedoch ohne Saisonerfolg geblieben und auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Köngens Trainer Mario Sinko, der die Mannschaft kurz vor dem Saisonstart übernommen hatte, ist froh über den Aufwärtstrend. Vor dem schweren Spiel am Samstag (14.30 Uhr) beim TSV weiß der 51-Jährige aber, dass der Aufsteiger immer noch tief in der Abstiegszone steckt.

Zuerst elf Spiele ohne Sieg, dann drei Dreier in Folge – können Sie das erklären?
Ich kann nicht erklären, warum wir die ersten elf Spiele nicht gewonnen haben, denn es waren sehr viele sehr gute Partien dabei, die wir von den Spielanteilen und Chancen her hätten gewinnen müssen. Es sind dann leider nur drei Unentschieden herausgesprungen. Aber das ist Statistik – am Ende gewinnt die Mannschaft, die mehr Tore schießt und weniger bekommt. In den ersten elf Spielen waren wir das nicht.

Dazu passt eine weitere interessante Statistik: In den ersten elf Spielen hat die Mannschaft gerade einmal sieben Tore erzielt, in den vergangenen drei waren es elf.
Jedes Spiel hat seine Geschichte. Es war so, dass wir in den vergangenen drei Spielen das erste Tor geschossen und es dann auch geschafft haben, nicht im Anschluss direkt einen Gegentreffer zu bekommen. Wir sind konzentriert geblieben und haben es hinbekommen, dass weiterhin die gegnerische Mannschaft das Spiel machen musste und wir über ein gutes Umschaltspiel nachlegen konnten. Uns liegt eher ein Konterfußball und dabei den Gegner defensiv so in den Griff zu bekommen, dass er nicht viele Chancen kreieren kann.

Und dann kommt der Kopf dazu.
Das ist natürlich eine große Kopfsache. Wenn man vorne liegt, macht es noch mehr Spaß, man ist noch motivierter und kommt besser in den Spielfluss. Wenn man dann unglücklich einen Gegentreffer bekommt, gehen die Köpfe runter und man verkrampft ein wenig.

Gab es während der Niederlagenserie einen Zeitpunkt, an dem Sie Zweifel daran hatten, die Mannschaft könne die Kurve kriegen?
Nein, wirklich nicht. Es hat mir auch immer Spaß gemacht. Bis auf in zwei Spielen, in denen wir nicht die bessere Mannschaft waren, haben wir gezeigt, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können. Auch mit denen, die jetzt ganz vorne stehen. Dadurch war ich mir innerlich sicher, dass wir irgendwann gewinnen würden. Dass es jetzt drei Siege hintereinander sind, ist natürlich toll. Man darf auch nicht vergessen, dass das gegen Mannschaften gelungen ist, die im unteren Drittel stehen. Hätten wir früher gegen sie gespielt, hätten wir diese drei Siege vielleicht auch schon früher geholt. Aber ich habe nie gezweifelt, dass wir in dieser Runde noch ein Wörtchen mitreden.

Und Ihre Mannschaft ist ein Aufsteiger.
Der Sprung von der Bezirks- in die Landesliga ist groß, das ist dort ein ganz anderer Fußball mit mehr Technik, Taktik und Körperlichkeit. Die Aufsteiger stecken alle hinten drin. Dazu haben wir in Rafael Horeth und Erik Edwardson zwei wichtige Spieler verloren. Die Landesliga ist für einen kleinen Verein nur zu stemmen, wenn es im Umfeld stimmt – so wie es in Köngen der Fall ist. Der TSV Köngen ist mein Heimatverein und ich freue mich, dass ich einen Beitrag leisten kann.

Die Mannschaft ist durch die drei Siege nicht mehr Schlusslicht, aber als Drittletzter mit jetzt zwölf Punkten steht sie immer noch auf einem Abstiegsplatz. Entwarnung kann man also noch lange nicht geben.
Nein, gar nicht. Das wissen aber auch alle Spieler. Wir waren abgeschlagen mit den drei Punkten, die wir bis vor drei Spielen hatten. Wir waren weit, weit hinten drin. Mit zwölf Punkten spielen wir wieder mit, mit vier Punkten Rückstand auf den 1. FC Frickenhausen auf einem Nichtabstiegsplatz. Es ist jetzt machbar, aber es ist nicht so, dass wir uns zurücklehnen können. Es kommen in diesem Jahr noch zwei superschwere Spiele gegen den Aufstiegskandidat TSV Neu-Ulm und Tabellenführer SV Ebersbach auf uns zu. Wir wollen da noch den einen oder anderen Punkt holen, aber der Fokus liegt auf einer guten Vorbereitung auf die Rückrunde, um da noch mal Vollgas zu geben.

Sie sprechen die Vorbereitung an. Im Sommer hatten Sie durch den kurzfristigen Trainerwechsel praktisch keine mit der Mannschaft. War das auch ein Grund für den schlechten Saisonstart?
Ich denke ja. Wir hatten ja gar keine Vorbereitung, ich wurde in der Woche vor dem ersten Spieltag Trainer. Wir konnten keine neuen Ideen entwickeln und hatten keine Vorbereitungsspiele, um etwas zu testen. Wir haben Spiel für Spiel versucht, uns weiterzuentwickeln, auch was das Spielsystem angeht. In Markus Schweizer habe ich zum Glück einen super Co-Trainer, mit dem man tolle Ideen entwickeln kann. Aber natürlich ist es schwierig, solche Sachen dann in Punktspielen auszuprobieren. Da hat dann nicht alles funktioniert – und dann dauert das alles länger. Es tut natürlich weh, denn im Pflichtspiel sind die Punkte dann weg.

Im Rahmen der Trennung von Ihrem Vorgänger Daniel Rieker kurz vor dem Saisonstart gab es Unruhe in Mannschaft und Verein. Haben sich die Wogen geglättet?
Ich persönlich glaube nicht, dass es Auswirkungen auf die Mannschaft hatte. Wir haben konzentriert und gut gearbeitet und auch gute Spiele abgeliefert. Es war kein Grund für den schwachen Saisonstart.

Wie werden die Spieler damit umgehen, wenn wieder ein Rückschlag kommt? Sie haben das schwere Restprogramm angesprochen. Gleich am Samstag steht beim Vierten Neu-Ulm, der wie Ihre Mannschaft zuletzt fünf Tore erzielt hat, eine schwere Aufgabe bevor.
Es kommt immer darauf an, was man als Rückschlag empfindet. Ich habe es nicht so beobachtet, dass wir die vielen nicht gewonnen Spiele als Rückschläge wahrgenommen haben. In den Spielen gegen den TSV Bad Boll und den SV Bonlanden waren wir wirklich die schlechtere Mannschaft, das haben die Spieler auch so empfunden. Hier hat man eine gewisse Unsicherheit gesehen. Aber in allen anderen Spielen hatten wir das Gefühl, dass wir eine gute Landesligamannschaft sind.

Was die Konkurrenten jetzt vermutlich auch mitbekommen haben.
Ja. Und ich glaube, dass wir gegen den Vierten und Ersten supermotiviert sein werden und durch die drei Siege ohne Gegentreffer eine Art Gewissheit haben, dass wir Tore schießen und zu Null spielen können. Neu-Ulm hat mehr Tore bekommen als wir, und wir sind Drittletzter. Daran sieht man, dass wir eine gute Abwehr haben. Und mit jetzt 18 Toren haben wir auch nicht den schlechtesten Angriff. Wir entwickeln uns in die richtige Richtung.

Das Gespräch führte Sigor Paesler.