Daniel Rieker (im Bild) und Bruder Julien sind nicht mehr Trainer des Landesliga-Aufsteigers TSV Köngen. Foto: Archivfoto: Herbert Rudel - Archivfoto: Herbert Rudel

Vier Tage vor Saisonstart steht Landesliga-Aufsteiger TSV Köngen ohne Trainer da. Der Verein beurlaubte das Brüderpaar Daniel und Julien Rieker am Montagabend.

KöngenPaukenschlag beim TSV Köngen! Der Fußball-Landesligist steht vier Tage vor Saisonbeginn ohne Trainer da. Am Montagabend, kurz vor Trainingsbeginn, teilten der Sportliche Leiter Joachim Dienelt, Abteilungsleiter Rolf Aldinger sowie der stellvertretende Abteilungsleiter Achim Wunderwald Trainer Daniel Rieker mit, dass er und Bruder Julien ab sofort beurlaubt seien. „Seit 15 Jahren war ich Trainer beim TSV, habe alles für den Verein gegeben und dann bekommt man so einen Arschtritt mit fadenscheiniger Begründung – das ist doch lächerlich“, ärgerte sich Rieker über den Rauswurf. Die Vereinsführung war am Montagabend auf Nachfrage nicht zu erreichen.

Erst im vergangenen Jahr waren die Rieker-Brüder, die zuvor die zweite Mannschaft des TSV in der Kreisliga A betreut hatten, kurzfristig eingesprungen. Damals hatte Stephan Hartenstein – ebenfalls kurz vor Saisonstart – sein Amt als Cheftrainer aufgrund von Motivationsproblemen niedergelegt. „Von Vereinsseite hat man uns damals gesagt, dass wir nicht noch mal absteigen sollen“, sagt Rieker und ergänzt: „Wie inzwischen hinlänglich bekannt ist, haben wir das Team direkt in die Landesliga zurückgeführt.“

All das scheint bei der Vereinsführung nun nicht mehr viel Wert gewesen zu sein. Als Gründe seien Daniel Rieker eine erfolglose Vorbereitung, ein angeknackstes Verhältnis zu einzelnen Spielern sowie eine schlechte Integration der sieben Neuzugänge vorgeworfen worden. „Ich wurde komplett vor vollendete Tatsachen gestellt – der Entschluss war längst gefällt“, berichtet Rieker von dem Treffen mit den Vereinsvertretern an dem Bruder Julien gar nicht teilnehmen konnte, weil der sich derzeit im Urlaub befindet: „Auf ein mal soll alles scheiße sein, was bis vor wenigen Wochen noch gut war – unfassbar!“

Erstmals aneinandergeraten waren die beiden Seiten bereits kurz nach dem Aufstieg: Damals habe der Vorstand die Idee einer Trainer-Doppelspitze in den Raum gestellt, vonseiten der Riekers aber ein klares Nein kassiert. „Wieso sollte ich mich als Trainer, wo ich doch gerade den Aufstieg in die Landesliga geschafft habe, freiwillig ins zweite Glied versetzen lassen?“, fragt sich Daniel Rieker rückblickend.

Wie schon während der gesamten Saison sei auch in diesem Zusammenhang der Name Mario Sinko herumgeschwirrt. Sinko hatte die Köngener bereits in der Saison 2016/2017 in der Landesliga betreut, war dann aber aus beruflichen Gründen zurückgetreten. „Es hieß dann, dass er jetzt wieder Zeit habe und man doch mal darüber nachdenken könne“, sagt Rieker, der allerdings standhaft blieb und dem ganzen einen Riegel vorschob. Eine Eigenschaft, die bei den Vereinsoberen des TSV scheinbar nicht gut ankam.

„Wenn man in Köngen eine eigene Meinung hat und nicht zu allem Ja und Amen sagt, dann überlebt man in der Regel nicht lange – das war schon immer so“, rechnet Daniel Rieker mit den Verantwortlichen ab und bringt seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Ich habe 27 Jahre für diesen Verein gespielt, aber trotz Erfolg steht niemand hinter einem.“

Der TSV Köngen muss sich nun, vier Tage vor dem ersten Saisonspiel gegen den SV Ebersbach am Freitag (19 Uhr), nach einem neuen Trainer umschauen – hat ja aber wohl bereits einen Nachfolger im Blick. Und Daniel Rieker? Der möchte den Schock erst ein mal verarbeiten und dann seinen B-Trainerschein fertig machen.