Oft geht es auch mit Worten statt mit Karten, wie hier bei Marc Weinle im Derby in Reichenbach. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Es fehlen in allen Vereinen Fußball-Schiedsrichter. An einem Runden Tisch diskutierten Verantwortliche, wie man diesen Mangel abstellen kann.

EsslingenDrei Dinge braucht man für ein Fußballspiel“, sagt Rainer Veit, „eine Heimmannschaft, eine Gastmannschaft und einen Schiedsrichter.“ Nun könnte man anführen, dass es ohne Ball, Tore und möglichst eine Spielfeldbegrenzung auch schwierig wird. Worauf der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Neckar/Fils aber hinauswill: An Fußballern fehlt es nicht, wohl aber an Unparteiischen. Und weil Veit nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Tat ist, und weil er bei seinem Amtsantritt versprochen hatte, sich um die Angelegenheit zu kümmern, lud er zu einem Runden Tisch zum Thema. In Hardy Wolf, dem Schiedsrichterobmann des Bezirks, hatte er einen Mitstreiter.

Ob die Misere gelöst wird, ist die Frage. Hoffnung macht, dass die Gaststätte Waldeck in Deizisau an diesem Vormittag gut besucht war und viele der Vereinsvertreter ob der mahnenden und motivierenden Worte von Wolf und Veit zumindest mit dem Vorhaben zu ihren Clubs zurückgereist sind, die Sache anzugehen.

Das ist schwer und nicht ganz so schwer zugleich. Schwer, weil sich allgemein immer weniger Menschen finden, die sich engagieren. Und auch nicht so schwer, weil es durchaus ein paar Dinge gibt, die die Vereine tun können. „Es geht um die Frage, wie man Schiedsrichter gewinnen kann – fast noch wichtiger aber ist, wie man sie halten kann“, erklärte Wolf. Und nannte eindrückliche Zahlen. Im Jahr 2007 hatten die Vereine des Bezirks 938 Schiedsrichter gemeldet. Heute sind es 416. 416 Schiedsrichter bei 131 Vereinen – da ist es klar, dass es immer wieder zu Engpässen kommt.

Die Jugendspiele der Jüngsten werden schon gar nicht mehr mit externen Referees besetzt, an jedem Wochenende müssen Wolf und seine Kollegen improvisieren und einige Spiele kurzfristig nachbesetzen. Oder selbst schnell Tasche und Pfeife schnappen und einspringen. Die ganze Schiedsrichterei würde wohl zusammenbrechen, wenn nicht einige hochengagierte Unparteiische zwei bis sogar vier Spiele pro Woche leiten würden.

Ein Viertel ohne Schiedsrichter

Etwa 80 Prozent der Bezirksvereine müssen jährlich Strafen bezahlen, weil sie die Sollzahl an Schiedsrichtern nicht erreichen, ungefähr ein Viertel der Clubs stellt gar keinen Unparteiischen.

Das muss sich ändern, sind sich wohl alle Beteiligten einig. Und dazu muss sich eben etwas ändern. Was wiederum schwer und nicht ganz so schwer wird. Dass das Pfeifen ob der immer wieder aggressiven Atmosphäre auf den Sportplätzen nicht immer ein vergnügliches Hobby ist, lässt sich nicht von heute auf morgen ändern – wobei die Vereine ihren Teil leisten und mäßigend auf ihre Fans eingehen können und müssen. „Ihr seid es ja, die uns die Schiedsrichter schicken“, erinnert Veit. Dabei gilt auch: Je mehr Unparteiische es gibt, desto höher ist im Schnitt auch ihr Niveau. Und desto weniger muss über ihre Leistung gemeckert werden. Zumindest in der Theorie.

Was die Clubs mit weniger Aufwand tun können: Den Posten des Vereinsschiedsrichter-Beauftragten mit Leben füllen. „Oft steht er auf dem Papier, aber das war es dann auch schon“, sagt Wolf. Der Vereinsschiedsrichter-Beauftragte ist Bindeglied zwischen Obleuten und Club, gewinnt und kümmert sich um die Referees des Vereins, vor allem und gerade um die jungen. Er ist der Schiedsrichter-Kümmerer. Göppingens Obmann Achim Frank nennt ein Beispiel: Der SC Geislingen hatte im Jahr 2007 14 Schiedsrichter, zwischendurch war es mal nur noch einer – heute sind es wieder 13. „Seit sich dort ein Beauftragter gefunden hat, der den Job wirklich ernst nimmt, ist es aufwärts gegangen“, erklärt Frank.

In der Region Esslingen ist der TSV Deizisau mit 14 Schiedsrichtern vorbildlich. Nicht umsonst war der Verein Gastgeber des Runden Tisches, auch Wolf gehört ihm an. „Wenn wir 20 aktive Schiedsrichter mehr finden, wäre uns schon sehr geholfen“, sagte der nach seinem Vortrag. Und wie zufrieden war Veit mit der Veranstaltung? „Das kann ich erst sagen, wenn ich weiß, ob es was gebracht hat.“