Erol Türkoglu, Matthias Reitzle, Daniel Trick und Thomas Gentner (von links) haben allesamt große Lust auf den Saisonstart an diesem Wochenende. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Vier Vereine aus der Region starten in die die neue Fußball-Bezirksliga-Saison. Einer, der TSV Deizisau, schielt auf den Aufstieg. Aber alle freuen sich, dass es endlich losgeht, wie die vier Trainer im großen EZ-Interview verraten.

EsslingenNach dem Aufstieg des TSV Köngen, den Abstiegen des TSV Denkendorf und des TSV RSK Esslingen sowie dem Aufstieg des FV Plochingen aus der Fußball-Kreisliga-A gehen vier Mannschaften aus der Region in der kommenden Bezirksliga-Saison an den Start. Neben dem FVP sind das der TSV Deizisau, der TV Nellingen sowie der FV Neuhausen. Im großen EZ-Interview äußern sich Erol Türkoglu (Trainer Neuhausen), Daniel Trick (Kapitän Plochingen), Thomas Gentner (Trainer Deizisau) und Matthias Reitzle (Spieler Nellingen) zur Vorbereitung und zum Saisonstart.

In der Bundesliga rollt seit dem vergangenen Wochenende wieder der Ball. Wie groß ist die Vorfreude bei Ihnen, dass es jetzt auch in den unteren Spielklassen wieder losgeht?
Reitzle: Vorfreude ist auf jeden Fall da. Wir hatten eine lange Vorbereitung und haben jetzt Bock auf das erste Spiel am Wochenende.

Gentner: Dem kann ich mich nur anschließen. Vor allem, weil wir jetzt schon fast sieben Wochen wieder im Training sind. Es wird langsam Zeit, dass es um was geht. Das merkt man auch bei den Spielern. Testspiele sind das eine – aber wenn es dann um Punkte oder im Pokal ums Weiterkommen geht, ist die Motivation noch einmal höher, das ist klar.

Türkoglu: Auch wir freuen uns. Aber es ist natürlich auch schön, dass die Bundesliga wieder losgeht und damit der Alltag endlich zurück ist (lacht).

Herr Trick, nach zwei Jahren Kreisliga A ist Plochingen die Rückkehr in die Bezirksliga geglückt. Was stimmt Sie optimistisch, dass es – anders als vor zwei Jahren – nicht direkt wieder runter geht?
Trick: Jeder von uns ist jetzt zwei Jahre älter, wir sind reifer geworden. Außerdem haben wir den einen oder anderen neuen Spieler dazubekommen – manche auch mit höherklassiger Erfahrung. Insgesamt sehe ich uns als Team gefestigter und bin davon überzeugt, dass wir eine bessere Rolle als vor zwei Jahren spielen werden.

Direkt am ersten Spieltag kommt es zum Duell FV Plochingen gegen den TV Nellingen. Für TVN-Trainer Thomas Stumpp ist es ein Wiedersehen mit seinem alten Club. Spürt man bei ihm eine besondere Motivation?
Reitzle: Nein, da spürt man nichts. Aber natürlich fahren wir am Sonntag nach Plochingen, um zu gewinnen.

Ist Nellingen bereit für die neue Runde? Und wie sehr hilft der neue Stürmer Yasin Konyali weiter, der zuletzt beim EZ-Pokal wie am Fließband getroffen hat?
Reitzle: Auf jeden Fall. Wir haben hart und viel trainiert. Yasin ist ein Spieler, der uns allein schon wegen seiner großen Erfahrung Einiges geben kann.

Wo wurden denn insgesamt in der Vorbereitung die Schwerpunkte gesetzt?
Türkoglu: Der EZ-Pokal sowie der Sennerpokal waren eine gute Gelegenheit, sich als Team zu finden und im Ausdauerbereich zu arbeiten. In den letzten zwei Wochen haben wir eher Wert aufs Spielerische gelegt. Erschwert wird das jedoch durch viele urlaubsbedingte Ausfälle.

Das war bei den anderen Teams wahrscheinlich nicht anders.
Gentner: Absolut. Du hast immer wieder andere Konstellationen im Training. Es gibt Zeiten, in denen dann vier, fünf Mann aus der Abwehrreihe fehlen. Da macht es natürlich keinen Sinn, Verschieben gegen den Ball zu trainieren. Dennoch versuchen wir, immer wieder taktische Schwerpunkte zu setzen und in den ersten Wochen nicht nur stur in den Wald zu gehen und Läufe zu machen.

Für den TSV Deizisau geht es zum Auftakt gegen Rechberghausen. Bei wie viel Prozent ist die Mannschaft schon?
Gentner: Ich hoffe, am Sonntag bei 100 Prozent, das ist ganz klar (lacht). Wir haben keine großen Veränderungen im Kader gehabt und wissen, wie wir spielen wollen. Daher möchte ich da jetzt prozentual definitiv keine Abstriche machen. Wir gehen volles Rohr in die Partie und schauen, dass wir die Punkte einfahren.

Es hieß, man wolle nicht schlechter abschneiden als in der vergangenen Spielzeit. Ist nach Platz vier nun also der Aufstieg der nächste logische Schritt?
Gentner: Wir lassen uns noch ein bisschen Luft, Platz drei gibt es ja auch noch (lacht). Nein, aber im Ernst: Es wäre ja Blödsinn, das nicht im Blick zu haben. Wir hatten keine große Fluktuation im Kader und die Liga ist nicht stärker geworden. Frickenhausen und Köngen sind weg, von oben ist Weilheim runtergekommen – die muss man zwar auch ernst nehmen, doch in Summe sehe ich da nicht viele Mannschaften, die qualitativ wesentlich besser sind als wir.

Wie schätzen Sie vier denn die restlichen drei Teams ein? Wo geht es für die EZ-Land-Mannschaften in der kommenden Runde hin?
Trick: Deizisau wird ganz oben dabei sein, da bin ich mir sicher. Nellingen schätze ich ähnlich ein wie letztes Jahr und Neuhausen traue ich ebenfalls zu, um Platz fünf mitzuspielen.

Türkoglu: Plochingen ist für mich noch Neuland. Nellingen und Deizisau haben natürlich die Qualität, wie in der vergangenen Saison oben mitzuspielen.

Gentner: Ich glaube, wir haben gegen alle drei Teams im vergangenen Jahr verloren. Gegen Plochingen in einem Vorbereitungsspiel im Winter, gegen Nellingen im Pokal und Neuhausen hat uns auch geschlagen. Das sind alles ernstzunehmende Mannschaften. Auch der FVP hat als Aufsteiger eine qualitativ gute Truppe. Ich gehe davon aus, dass da ein einstelliger Tabellenplatz absolut drin ist.

Was denken die Plochinger über so eine Aussage?
Trick: Naja, also nachdem wir beim letzten Mal relativ chancenlos abgestiegen sind, kann das erste Ziel nur lauten, so schnell es geht die 40-Punkte-Marke zu erreichen und den Klassenverbleib zu sichern. Und dann ist es natürlich reizvoll, die Großen zu ärgern. Vor zwei Jahren haben wir Frickenhausen geschlagen. So etwas ist auch immer ein kleines Bonbon.

Neuhausen hat sich in den vergangenen Jahren eigentlich immer im Tabellenmittelfeld bewegt. Folgt jetzt der Angriff auf die vorderen Plätze?
Türkoglu: Wir haben nächstes Jahr Jubiläum, da wollen wir gut abschneiden. Die Zielsetzung vom Verein und mir ist, weiter vorne zu landen. Manchmal fehlt dem jungen Team zwar noch etwas die führende Hand, doch ich sehe unseren Kader auf jeden Fall stärker als zuvor. Daher ist eine Verbesserung mit Sicherheit drin. Gerade, weil die Liga durch den Aufstieg von Köngen und Frickenhausen ausgeglichener ist als zuvor. Keine Mannschaft wird mit 20 Punkten vorneweg marschieren.

Wie lief die Integration der Neuzugänge? Neuhausen hatte ja ganze neun Stück, Plochingen dagegen nur einen richtigen Neuen, wenn man den aus dem Ausland zurückkehrenden Yves Klein nicht dazuzählt.
Türkoglu: Wir haben eine sehr harmonische Truppe, die Neuen wurden toll aufgenommen. Wir hatten das Glück, dass der eine oder andere bereits in der vergangenen Saison als Trainingsgast reingeschnuppert hat.

Reitzle: Bei uns lief das auch gut. Einige unserer Zugänge kamen aus der zweiten Mannschaft, die hatten also keine wirkliche Eingewöhnungszeit. Und Yasin Konyali hat ja früher schon hier gespielt, von daher ging das auch bei ihm recht flott.

Ist es ein Vorteil für Plochingen, dass das Team eingespielt in die Runde geht oder hätte man sich doch noch die eine oder andere Verstärkung mehr gewünscht?
Trick: Wir Spieler freuen uns darüber. Es ist ein Vertrauensbeweis. Die Führung traut uns zu, auch in der Bezirksliga zu bestehen. Das ist ein riesiger Ansporn.

Deizisau hat in Kevin Siekermann den Top-Torschützen der vergangenen Saison verloren. Wie kam es dazu und wie schwer wiegt der Abgang?
Gentner: Dazu nur so viel: Fußball ist ein Mannschaftssport. Klar, die Spieler haben auch ihre Interessen, müssen sich aber dem großen Ganzen unterordnen. Das ist mir wichtig. In diesem speziellen Fall gab es einige Differenzen.

Eine Frage an die beiden Trainer: Steht bei Verpflichtungen die Qualität oder das Menschliche im Vordergrund?
Türkoglu: Das Wichtigste ist für mich, dass sich der Spieler voll integriert und für den Verein da ist. Außerdem höre ich auch auf das Echo aus der Mannschaft.

Gentner: Wir sind im Amateursport, da ist das Zwischenmenschliche nicht zu unterschätzen. Und dafür braucht es normalerweise keine Gespräche von zwei Stunden, um zu sehen, ob es passt oder nicht. Das wird in den meisten Fällen relativ schnell klar. Manchmal reichen nämlich ein, zwei Quertreiber, die eine Mannschaft auseinander bringen. Doch natürlich muss der Spieler auch qualitativ passen, sonst macht das Ganze keinen Sinn.

Und? Passt es Stand jetzt?
Gentner: Bis jetzt passt es wunderbar. Aber das wird man erst sehen, wenn es mal schlechter läuft und Spieler unzufrieden sind. In der Vorbereitung gibt es normalerweise noch keinen Streit.

Jetzt würde ich noch um einen Meisterschaftstipp bitten.
Reitzle: Für mich ist Donzdorf immer ganz stark, eine schwierig zu bespielende Mannschaft. Und auch Kirchheim und Deizisau werden ein Wörtchen mitreden.

Trick: Dem würde ich mich anschließen. Kirchheim sehe ich dieses Jahr richtig stark und Donzdorf hat eine tolle Qualität.

Türkoglu: (nickt) Die werden eine ganz große Rolle spielen.

Gentner: Auf jeden Fall. Das sind wirklich gute Teams. Da werden wir uns gewaltig strecken müssen, um mitzuhalten.

Zum Abschluss noch ein Ausflug in die Welt der Wünsche. Wenn Sie sich einen Spieler der anderen drei Teams aussuchen dürften, welcher wäre das?
Trick: Für mich ist das extrem schwierig, da ich erst seit zwei Jahren hier spiele. Der Einzige wäre Patrick Werner von Neuhausen, da sein Bruder bei uns spielt.

Gentner: Bei Plochingen fällt mir da direkt Patrick Warth ein, der ist schon ein Ausnahmespieler für diese Liga. Und hier, den Mann rechts, Matthias Reitzle, wollten wir auch schon mal (lachen). Ein super Mann auf der Außenbahn.

Reitzle: Da unser Außenbahnspieler weg ist, würde uns Alassane Braun von Deizisau gut zu Gesicht stehen.

Türkoglu:Uns auch. Er hat eine überragende Dynamik, ist auf seiner Position ein Bombenmann. Ich glaube, der Junge könnte noch viel mehr aus seinen Möglichkeiten machen, ist aber bei seinen Kameraden in Deizisau gut aufgehoben. Aber auch Volkan Telioglu von Nellingen gefällt mir. Rein von seiner Mentalität her könnte er unsere jungen Spieler gut führen. Er ist ein bisschen eine Drecksau, im positiven Sinn. Das braucht man auch mal (alle lachen).

Das Interview führte Jakob de Santis.