Das waren definitiv die besten vier Wochen meines Lebens“, berichtet die 22-jährige Schreinerin Lea John aus Neidlingen rückblickend über ihre Zeit in Ghana. Während ihrer Ausbildung arbeitete sie in einer kleinen Schreinerei am Fluss Ankobra in Ghana.
Schon als Kind kam Lea John mit dem Handwerk in Kontakt und fing direkt an, es zu lieben. „Mein Vater ist selbstständig im Fensterbau tätig. Dadurch konnte ich ihm oft über die Schulter blicken und war von klein auf mit dabei.“ Zuerst besuchte sie eine Realschule, bei der sie sich in der siebten Klasse für den Schwerpunkt „Technik“ entschied. Ihr klarer Favorit: die Arbeit mit Holz. Beim Girls Day nutzte sie die Gelegenheit und besuchte die familiengeführte Schreinerei Hepperle in Neidlingen und fand somit ihren späteren Ausbildungsbetrieb. Besonders gefalle ihr die Vielfältigkeit. „Ob Massivholz oder verschiedenste Plattenwerkstoffe – die Auswahl ist groß! Jeder Kunde ist individuell und hat andere Bedürfnisse, das macht die Arbeit umso spannender.“
Ein lang gehegter Wunsch der Handwerkerin: nach dem Abitur neue Länder zu erkunden. Corona machte ihr dabei einen Strich durch die Rechnung. „Ich wollte zudem auch nicht allein reisen. Das hätte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht zugetraut.“ Das erste Lehrjahr ihrer Schreinerausbildung war geprägt von der Corona-Pandemie – der Wunsch nach Veränderung und Neuem wurde größer.
Sie recherchierte. „Bei meiner Suche stieß ich auf die Organisation „Rainbow Garden Village“, die Freiwilligendienste und Auslandspraktika anbietet. Der vierwöchige Freiwilligendienst in der ghanaischen Schreinerei fiel mir da direkt ins Auge.“ In Ghana sind Schreiner und Zimmerer keine getrennten Berufe. Und es gibt Schreinereien, die ausschließlich mit Bambus arbeiten. Mit der Arbeit gestartet habe man um 8 Uhr – eigentlich. In Ghana seien die Menschen bei diesem Thema lockerer. Gearbeitet wird jedoch jeden Tag in der Woche – einschließlich samstags und sonntags. Die Arbeit mit Bambus hat der jungen Schreinerin auf Anhieb Spaß gemacht. „Mir wurde zunächst beigebracht, wie man die Cane schält, um Seile daraus zu fertigen. Dabei finde ich die Flechtarbeit richtig interessant! Aus den Flechtwerken habe ich dann Sitzflächen für Stühle, Lampenschirme oder Körbe gebaut. Cane habe ich dann auch in mein Gesellenstück mit eingebaut und dafür extra Material aus Ghana mit nach Deutschland gebracht“, erzählt John. Dabei handelt es sich um Lianen, die geschält und anschließend aufgetrennt werden, sodass man Seile und Bänder daraus flechten kann. Geschockt habe sie die ghanaische Arbeitssicherheit. So tragen die Schreiner keine Arbeitskleidung, sondern sind meist oberkörperfrei und barfuß.
„Wie alles gemacht wird, ist schon sehr anders. Auf dem Dach arbeiten sie ohne Sicherung. „Den Einsatz von Maschinen gibt es nicht. Das ist alles echte Handarbeit in Ghana“, berichtet sie begeistert. Auch bei Hobel- und Stemmarbeiten werde das Holz nicht festgespannt. In Ghana arbeiten hauptsächlich Männer als Schreiner. „Anfangs wird man als Frau belächelt. Am ersten Tag durfte ich nur zusehen. Erst nachdem ich ausführlich erklärt habe, dass das mein Beruf ist, wurde mir der Hammer gereicht. Auch bei Dacharbeiten durfte ich anfangs nicht mit“, erläutert die Handwerkerin. Als Frau auf der Leiter sei man komisch angeguckt worden. Nach und nach trauten ihr die Schreiner mehr zu, auch aufs Dach durfte sie. An Zuschauern habe es dabei nicht gefehlt.
Die wenige Freizeit nutzte sie, um am Strand von Axim Surfen zu lernen oder Naturschutzgebiete mit dem Fokus auf Bäume und Holz zu besuchen. Dass sie während ihres Aufenthalts die einzige Projektteilnehmerin war, hatte auch Vorteile. Sie mischte sich unter die Einheimischen, die sehr offen, höflich und zuvorkommend gewesen seien. „Vor allem die älteren Menschen sprechen kaum Englisch. Die meiste Zeit habe ich mich mit Händen und Füßen verständigt. Geklappt hat das trotzdem sehr gut“, sagt Lea. Sie sei öfters zum Essen eingeladen worden, konnte eine Schule besuchen und die ghanaische Kultur hautnah erleben. Auch neue Freunde habe sie gefunden.
Der Aufenthalt in Ghana war für Lea John eine wertvolle Erfahrung. Sie hat das Land seither vier weitere Male besucht. „Wichtig ist es, eine gute Organisation zu finden“, betont sie. Eine offene Einstellung gegenüber Neuem sei natürlich auch notwendig. „Mit der Haltung, dass nur die „deutsche Arbeitsweise“ die Richtige ist, ist man definitiv fehl am Platz. Die Leute freuen sich immer über helfende Hände. Und ganz wichtig ist es auch, Spaß dabei zu haben!“, resümiert Lea John. Monika Zielonka
Sie verstehen was von ihrem Handwerk
Auch diese jungen Menschen haben ihre Lehrzeit nun erfolgreich abgeschlossen. Einige sogar mit Auszeichnung.
Bäcker/in
Mit Erfolg: Kevin Lang (Backhaus Zoller, Esslingen)
Beton- und Stahlbetonbauer/in
Mit Erfolg: Salih Tas (Luczky , Kirchheim)
Feinmechaniker/in Maschinenbau
Mit Erfolg: Ali Boudaoua (Karl-Heinz Arnold, Ostfildern); Maximilian Federer (Wilhelm Vogel Antriebstechnik, Oberboihingen); David Hoffart (Wilhelm Vogel Antriebstechnik, Oberboihingen); Leon Lleshi (Wilhelm Vogel Antriebstechnik, Oberboihingen); Deniz Pala (Robert Aldinger GmbH CNC Zerspanungstechnik und Verschraubungen, Köngen); Neekamal Sangin (ohne Betrieb); Laurent Selmani (Max Draenert Apparatebau, Deizisau)
Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik
Mit Auszeichnung: Noah Kämmner (Hummel Systemhaus, Frickenhausen) Note 1,9 Marvin Horn (Nägele Stuttgart, Denkendorf) Note 2,1; Nico Schweikert (R.I.E.MPP Industrieservice Elektrotechnik, Oberboihingen) Note 2,1
Mit Erfolg: Ahmad Alnasser (Ulrich Wörner Elektroinstallation, Denkendorf); Mihael Antonovici (Margot Kümmerle Elektrotechnik, Kirchheim); Cengizhan Coskun (R.I.E.MPP Industrieservice Elektrotechnik, Oberboihingen); Viktor Doktor (Wittinger, Ostfildern); Dennis Glück (Maier Elektrotechnik, Wolfschlugen); Justin Mike Großmann (Barth & Kerner, Esslingen); Rodi Imisci (Matthias Stöffel); Joshua Kessler (Elektro-Nürk, Nürtingen); Timon Klüsch (R.I.E.MPP Industrieservice Elektrotechnik, Oberboihingen); Florian Kuhn (Hummel Systemhaus Frickenhausen); Luka Robert (Hummel Systemhaus); Elias Mok (Elektro Hipp, Denkendorf); Chakkaphon Niphon (Musa Elektrotechnik, Wernau); Jan Nowak (Heldele , Salach); Aimilios-Andreas Paschalidis (Moritz Hennemann Elektro- und Informationstechnik, Filderstadt); Moritz Reschl (Martin Reschl Elektroinstallation, Kirchheim); Joshua Ruoß (Stefan Feller Elektrotechnik, Bissingen); Elias Schaal (Nägele Stuttgart, Denkendorf); Lukas Schempp (Benjamin Krämer Elektrotechnik, Ostfildern); Niklas Schmid-Pfeiffer (Elektro-Eberspächer, Esslingen); Tony Schulze (Elektroservice Schulz, Kirchheim); Tizian Marius Schuster (Matthias Stöffel, Esslingen); Joey Schwarz (Nägele Stuttgart, Denkendorf); Sathuriyan Srikumar (Barth & Kerner, Esslingen); Lukas Stierle (Dahler & Ehrle Elektrofachbetrieb, Filderstadt)
Friseur/in Coloration
Mit Erfolg: Giovanna Mendes (ohne Betrieb)
Friseur/in Langhaarfrisuren
Mit Erfolg: Jennifer Paratore (Guido Kunert Friseurgeschäft, Esslingen)
Kraftfahrzeugmechatroniker Motorradtechnik
Mit Erfolg: Leon Thomas (Simon Seitz Zweiradmechanik, Geislingen); Alexander Böckmann (Ralf Schäufele Kraftfahrzeugtechnik, Kirchheim)
Kraftfahrzeugmechatroniker Personenkraftwagentechnik
Mit Auszeichnung: Fabian Jordan (Autohaus Grau, Inhaber: Christoph Grau, Kirchheim) Note 1,9; Fatih Oguz (Hahn Automobile, Wendlingen) Note 2,3
Mit Erfolg: Ivan Avgustinovic (Kfz-Technik Müller, Nürtingen); Nils Bidlingmaier (Willi’s Garage, Frickenhausen); Francesco Celerino (Schmauder & Rau, Kirchheim); Simon Demir (Gökhan Yilmaz, Nürtingen); Adrian Dropulic (Gökhan Yilmaz, Nürtingen); Dario Gribl (Ramsperger Automobile, Neckartenzlingen); Colin Holderahg (Autohandelsgesellschaft, Kirchheim); Tom Kreisahg (Autohandelsgesellschaft, Kirchheim); Krenar Kryeziu (Ramsperger Automobile, Kirchheim); Leonard Lushaj (Hahn Automobile, Ebersbach); Luca Ott (Autohaus Renz, Lenningen); Serkant Sevinc (Autohaus G. Groß, Kirchheim)
Kraftfahrzeugmechatroniker System- und Hochvolttechnik
Gewerksbester: Leon Anders (A.T.U Auto-Teile Unger GmbH & Co. Kommanditgesellschaft, Kirchheim) Note 1,6
Mit Auszeichung: Alexej Klauser (Auto Deininger, Nürtingen) Note 2,0; Ümit Köse (Ramsperger Automobile) Note 2,1; Kevin Pfisterer (Ramsperger Automobile) Note 2,0; Rafail Tourlianidis (Russ Jesinger Automobile, Dettingen) Note 2,3
Mit Erfolg: Nicoló D’Agati (Autohaus Briem, Nürtingen); Luis Fahrion (Ramsperger Automobile, Nürtingen); Nicolas Marinacci (Ramsperger Automobile, Nürtingen); Valentino Muino Francavilla (Russ Jesinger Automobile, Nürtingen); Luan Sadiku (Ramsperger Automobile, Kirchheim); Adam Schattmann (Autohaus Kuhn, Neckartailfingen); Momo Schmid (Autohaus Martin Wurst, Bempflingen); Auron Zuka (Ramsperger Automobile, Nürtingen)
Maurer/in
Mit Erfolg: Kaloyan Todorov (Kiltz Bauunternehmung, Notzingen)
Metallbauer/in Konstruktionstechnik
Mit Erfolg: Victor Ardelean (Stahlbau Ott, Kirchheim); Tom Damast (Strobel Metallbau, Filderstadt); Miguel Faltin (Heindel Stahl- und Metallbau, Denkendorf); Pierre Singhar Hein (Thomas Kirchenbaur, Unterensingen); Niklas Kuhn (Hans Martin Schmidt, Kirchheim); Shukrullah Safi (M & Z Sandau, Schlierbach); Tarkan Sahin (Hans Martin Schmidt, Kirchheim)
Stukkateur/in
Gewerksbester: Nico Knödler (Schöllkopf Stukkateur Meisterbetrieb, Filderstadt) Note 2,0
Tischler/in
Gewerksbester/Kammerpreis: Nico Julian Stern (Reinhard Mäckle, Altbach) Note 1,3
Mit Auszeichnung: Colin David Baier (Weinmann Einrichtungen, Filderstadt) Note 1,6; Matthias Fischer (Sascha Faustmann Bau- und Möbelschreinerei, Weilheim) Note 1,9
Zimmerer/in
Mit Erfolg: Ibrahim Jammeh (Holzbau Lay, Oberboihingen)