Von Sabine Meuter
Rückt die Auszahlung Ihrer Lebensversicherung allmählich in greifbare Nähe? Dann wird es höchste Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was mit dem jahrzehntelang angesparten Geld passieren soll. Diese 7 Optionen bieten sich an.
1. Schulden tilgen
„Ist das Haus noch nicht abbezahlt, können über Sondertilgungen Schulden abgebaut werden“, sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Damit spart man teure Zinszahlungen. Endet die Zinsbindung zum Beispiel erst drei Jahre nach Auszahlung der Lebensversicherung und keine Sondertilgung ist möglich, kann das Geld bis dahin auf einem Festgeldkonto Zinsen bringen.
2. Notgroschen beiseitelegen
„Es ist gut, etwas Geld für Notfälle wie beispielsweise Reparaturen an Wohnung oder Haus zurückzulegen“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken. Ideal sind mindestens drei Monatsgehälter. Den Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto anzulegen, hat einige Vorteile: „Man kommt im Bedarfsfall leichter an das Geld heran und erhält eine bessere Verzinsung“, so Altmann.
3. Bank- oder Fondsauszahlplan
Soll das Geld aus der Lebensversicherung die monatlichen Einkünfte aufbessern, kann man es in einen Bankauszahlplan stecken. Aus diesem erhält man Monat für Monat einen fest gewählten Betrag. Das übrige Geld legt das Finanzinstitut verzinst an.
4. In ETF-Indexfonds einzahlen
Wer sein Geld bei Auszahlung zunächst nicht oder nur teilweise benötigt, kann zum Beispiel auch an der Börse investieren. Verbraucherschützer Mai rät zu breit streuenden ETF also börsengehandelten Indexfonds. Denkbar ist statt einer Einmalanlage auch eine feste monatliche Summe in einen ETF-Sparplan zu investieren.„Aus Risikogesichtspunkten macht es Sinn, das für eine Anlage zur Verfügung stehende Kapital in Teilbeträge aufzuteilen und stufenweise anzulegen“, so Altmann. So läuft man nicht Gefahr, das ganze Geld zu Höchstkursen anzulegen. Auch bei Wertpapieren ist es möglich, mit dem depotführenden Finanzinstitut einen Auszahlplan zu vereinbaren, wenn man irgendwann doch auf Teile des Geldes als Zuschuss zur Rente angewiesen ist.
5. Auf Tages- oder Festgeld setzen
„Auf Tages- oder Festgeld setzen alle, die eine bestimmte Summe nur kurz- oder mittelfristig anlegen wollen“, so Mai. Zum Beispiel, wenn sich abzeichnet, dass man in ein paar Jahren ein neues Auto benötigt. Allerdings sollte man die Inflation im Auge behalten, rät Altmann. Denn je nach Höhe der Inflationsrate kann das Geld auch an Kaufkraft verlieren nämlich dann, wenn die Teuerung höher ist als der Guthabenzins.
6. Rente aufpeppen
Wer in Erwägung zieht, mit dem Geld aus der Lebensversicherung die Rente aufzupeppen, sollte die Rentenprodukte laut Mai genau unter die Lupe nehmen: „Eine Privatrente ist recht teuer“, sagt er. Wer vor 20 Jahren 65 wurde, musste bei privaten Rentenversicherungen knapp über 20 000 Euro als Einmalzahlung hinblättern, um eine monatliche Rente von 100 Euro ausgezahlt zu bekommen. „Heute müsste man fast das Doppelte auf den Tisch legen, um an die monatlichen 100 Euro zu kommen“, so Thomas Mai. Immer beliebter sind ihm zufolge freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Solche Zahlungen ließen sich auch von der Steuer absetzen. Interessierte sollten sich vorab informieren, was für sie am günstigsten ist - zum Beispiel bei der Deutschen Rentenversicherung.
7. Schenkungen tätigen
Wer Geld an Angehörige verschenken möchte, sollte bei größeren Summen auf die steuerlichen Freigrenzen achten. So können Eltern ihren Kindern grundsätzlich jeweils bis zu 400 000 Euro steuerfrei schenken, ihrem Ehepartner sogar 500 000 Euro. Ihren Enkeln können Großeltern 200 000 Euro steuerfrei zukommen lassen.
Ein Stück Unabhängigkeit
Damit Frauen nicht irgendwann ein böses finanzielles Erwachen erleben, tun sie gut daran, sich frühzeitig mit ihren Finanzen zu beschäftigen.
Von Anissa Brinkhoff
Frauen verdienen in Deutschland weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit und übernehmen einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit - etwa die Kinderbetreuung.
Oft sind geringere Rentenansprüche, ein erhöhtes Risiko für Altersarmut und finanzielle Abhängigkeit vom Partner die Konsequenz. Umso wichtiger ist es, dass Frauen frühzeitig die Weichen für ihre finanzielle Zukunft stellen. Doch wie gelingt das? Female-Finance-Expertinnen geben ihre besten Tipps.
„Wer finanziell unabhängig ist, kann selbstbestimmt Entscheidungen treffen - sei es in der Partnerschaft, im Beruf oder im Ruhestand“, sagt die Journalistin und Finanzexpertin Jessica Schwarzer. Female Finance - also weibliche Finanzbildung - bietet hier Lösungsansätze. Denn klassische Finanzbildungsinhalte berücksichtigten nur selten die besonderen Lebensumstände von Frauen wie längere Erwerbsunterbrechungen, geringere Einkommen oder die Doppelbelastung durch Beruf und Familie, erklärt Astrid Zehbe, Co-Chefredakteurin des Magazins „Finanzielle“. Female Finance setzt genau hier an: Es geht darum, Frauen in ihren Lebensrealitäten abzuholen und sie zu ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Und so geht's:
Schritt 1: Bestandsaufnahme
Der erste Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit ist ein ehrlicher Kassensturz. Eine Übersicht über die eigenen Einnahmen und Ausgaben, bestehende Verträge und Vermögenswerte schafft Klarheit. Anschließend sollten Budgets festgelegt werden - und zwar nicht nur für laufende Kosten, sondern explizit auch jene für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge.„Viele Frauen unterschätzen, wie viel sie tatsächlich sparen und investieren können“, sagt Karolina Decker, Finanzexpertin und Mitgründerin der Plattform FinMarie. Zumindest so lange, bis sie sich einen genauen Überblick verschaffen.
Daniela Meyer, die zweite Chefredakteurin des Magazins„Finanzielle“, rät, ein Haushaltsbuch oder digitale Apps zur Hilfe zu nutzen: „Wer weiß, wo sein Geld hingeht, kann bewusster sparen und investieren.“
Schritt 2: Den Partner einbeziehen - aber nicht abhängig sein
Finanzielle Sicherheit sollte nicht vom Partner abhängen. Gerade in klassischen Rollenverteilungen in denen der Mann arbeiten geht, die Frau sich um die Familie kümmert - ist es wichtig, dass Frauen eigenständig für ihre Altersvorsorge sorgen. „Ein gemeinsamer ETF-Sparplan auf den Namen der Frau kann beispielsweise für einen fairen finanziellen Ausgleich sorgen“, schlägt Jessica Schwarzer vor.
Schritt 3: Finanzielle Bildung erweitern
Finanzwissen ist Macht und nie war es so einfach, sich dieses Wissen anzueignen. Denn inzwischen gibt es eine Vielzahl an Büchern, Podcasts oder Online-Kursen für Frauen, die sich mit Themen wie Investitionen, Rentenvorsorge und Steueroptimierung auseinandersetzen. Zudem gibt es immer mehr Female-Finance-Communities, in denen Frauen sich austauschen und gegenseitig unterstützen können. „Sich mit anderen Frauen über Finanzen auszutauschen, motiviert und bringt neue Perspektiven“, sagt Jessica Schwarzer.
Schritt 4: Investieren lernen
Die Grundlage einer langfristigen Finanzplanung ist ein eigener Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben. Er sollte die kompletten Ausgaben von drei bis sechs Monaten decken. „Wir nennen es gerne Fuck-you-Money, weil es erlaubt, zu jedem Zeitpunkt aus jeder Tür heraus spazieren zu können - egal, ob es die Wohnungs- oder Bürotür ist“, sagt Daniela Meyer. Wer den Notgroschen angespart hat, kann sich dem Vermögensaufbau durch Investieren widmen.
Jessica Schwarzer empfiehlt, dabei keine Angst vor der Börse zu haben. Wer sein Geld nur auf dem Sparkonto liegen lässt, verliert langfristig durch Inflation an Kaufkraft. Aktien, ETFs und Fonds bieten dagegen attraktivere Renditen. Besonders ETF-Sparpläne bieten Karolina Decker zufolge für Anfängerinnen einen guten Einstieg in die Welt der Geldanlage. „Frauen neigen dazu, auf den perfekten Moment zu warten, um mit dem Investieren anzufangen“, sagt Astrid Zehbe. Weil es den aber gar nicht gebe, sei es besser, möglichst früh klein anzufangen und nach und nach dazuzulernen.
HEUTE SCHON AN MORGEN DENKEN
Ob Auszahlung der Lebensversicherung oder der erste Schritt zur finanziellen Selbstbestimmung - wer klug vorsorgt, hat später mehr Spielraum. Gerade Frauen profitieren davon, wenn sie frühzeitig eigene Finanzziele definieren und verfolgen. Und auch beim Umgang mit bereits angespartem Kapital gilt: Gut geplant ist halb gewonnen.