Finanziell fürs Alter vorsorgen? Viele schieben das auf die lange Bank und glauben, dass dafür später immer noch genügend Zeit sei. Doch je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto mehr wirtschaftlichen Spielraum hat man am Lebensabend. Dabei geht es gar nicht darum, möglichst große Summen zurückzulegen. Auch aus kleinen Beträgen wächst über Jahre und Jahrzehnte ein kleines Vermögen. 7 Schritte, wie Sie bei der Altersvorsorge vorgehen:
1. Notgroschen beiseitelegen
Bevor Sie mit dem Kapitalaufbau fürs Alter loslegen, sollten Sie einen Notgroschen für unvorhergesehene Fälle beiseitelegen. Etwa für eine Auto- oder Waschmaschinenreparatur oder wenn für das defekte Smartphone Ersatz hermuss.
„Normale Haushalte sollten für solche und andere Notfälle mindestens zwei bis drei Netto-Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto haben“, sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge.
Selbstständige haben idealerweise drei bis vier Netto-Monatsgehälter als Notgroschen, damit sie im Fall einer stockenden Auftragslage gut über die Runden kommen.
2. Risiken absichern
Es nützt nicht viel, fürs Alter zu sparen, aber Risiken nicht abgesichert zu haben. Zwar mag es sich niemand vorstellen, aber es kann passieren, dass man seinen Beruf aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls nicht mehr in vollem Umfang ausüben kann.
Für solche Fälle ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Risikolebensversicherung mit Berufsunfähigkeitsrente unabdingbar. Eine solche Versicherung sollte vom Kapitalaufbau fürs Alter aber strikt getrennt sein, rät Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW.
Kombinieren Sie also beispielsweise eine fondsgebundene Lebensversicherung für den Kapitalaufbau und die Todesfallabsicherung nicht mit einer Rente bei Berufsunfähigkeit. Eine solche Verknüpfung nimmt Ihnen unter anderem die Flexibilität. Etwa, wenn Sie die Beiträge aufgrund von Arbeitslosigkeit nicht mehr aufbringen können.
3. Rentenlücke und monatliche Sparrate ermitteln
Ihr Finanzbedarf im Alter ist höher als die erwartete Rente? Dann spricht man von einer Rentenlücke. Sie lässt sich ermitteln, indem man vom prognostizierten Finanzbedarf die Einnahmen aus der gesetzlichen Rente abzieht. Ist ihr Bedarf größer als die Einnahmen, sollten Sie das fehlende Geld aus Ihren Rücklagen oder einer privaten Altersvorsorge zuschießen können.
Wer wissen will, wie viel Geld er oder sie zusätzlich zur gesetzlichen Altersvorsorge sparen muss, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten, kann beispielsweise den Rentenlückenrechner des Deutschen Instituts für Altersvorsorge zurate ziehen.
4. Beratung einholen
Gerade bei komplexen Sachverhalten wie der Altersvorsorge ist es hilfreich und wichtig, sich ausreichend Zeit zu nehmen. „Das bedeutet, sich beraten zu lassen und vor allem verschiedene Angebote miteinander zu vergleichen, bevor man eine Entscheidung trifft“, so Scherfling. Dabei gilt: Erhaltene Informationen immer kritisch hinterfragen.
Anlaufstellen für unabhängige Beratung sind beispielsweise Verbraucherzentralen. „Das kostet Ratsuchende zwar Gebühren, aber das ist gut investiertes Geld“, sagt Morgenstern. Auch versierte und unabhängige Finanzberaterinnen und -berater können individuelle Tipps geben.
5. Vermögen breit streuen
Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, das Vermögen breit über verschiedene Produktklassen zu streuen. Denkbar seien neben dem Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto beispielsweise Festgelder, Sparbriefe, Investmentfonds und/oder Sachwerte, zählt Scherfling auf. Eine solche Streuung vermindert das Verlustrisiko.
Bei den verschiedenen Produktklassen biete es sich an, auch auf breit streuende und global angelegte ETF (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds) zu setzen, so Morgenstern.
Bei ETF gilt: Rechtlich haben sie ebenso wie herkömmliche Investmentfonds den Status eines Sondervermögens. Das heißt, dass die Anteile vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt aufbewahrt werden. Für den Fall, dass die depotführende Bank oder die Fondsgesellschaft zahlungsunfähig wird, sind die ETF-Anteile davon ausgenommen.
6. Produkte meiden, die man nicht versteht
Lassen Sie sich die Funktionsweise eines Finanzproduktes genau erklären und haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Erschließen sich Ihnen Funktionsweise und Risiken selbst zu Hause nicht, wenn Sie die Produktinformationen noch einmal in Ruhe durchlesen, dann lassen Sie die Finger davon. Investieren Sie lieber weitere Zeit, um das passende und nicht so komplexe beziehungsweise komplizierte Produkt zu finden.
„Wer trotzdem in komplexe oder spekulative Produkte mit hohen Risiken anlegen will, sollte dies maximal als Beimischung tun“, rät Scherfling. Und zwar nur mit Geld, auf das man notfalls verzichten kann.
7. Geldanlage regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls umschichten
Dieser Schritt ist vor allem wichtig, wenn sich die privaten oder beruflichen Lebensumstände ändern. Das bedeutet aber nicht, dass man aufgrund von temporären Ereignissen wie etwa Börsenturbulenzen die Nerven verliert und eine langfristig richtige Strategie in Frage stellt. „Hier kommt es auf Augenmaß und Besonnenheit an“, betont Verbraucherschützer Morgenstern.
Rentenlückenrechner des DIA
www.ihre-rentenluecke.de/#start
Sparen für den frühen Jobausstieg
Frugalisten wollen es mit Extremsparen schaffen, ab Mitte 40 nicht mehr arbeiten zu müssen.
Sparen, sparen, sparen. Das ist der Kern des FIRE-Prinzips. Die vier Buchstaben stehen für Financial Independence, Retire Early. Übersetzt bedeutet das: Finanzielle Unabhängigkeit gewinnen, um früh aus dem Job auszusteigen. Der Trend kommt aus den USA, in Deutschland heißt er Frugalismus. Wer ihm folgt, hat ein ehrgeiziges Ziel: Möglichst schon mit Mitte 40 so hohe Rücklagen zu besitzen, dass es auch ohne Gehalt für den Rest des Lebens reicht. Damit das klappt, wird vorher möglichst viel Geld angesammelt. Die Ausgaben werden zugunsten einer hohen Sparrate auf ein Minimum beschränkt. Super-Sparer verzichten zum Beispiel auf Dinge, die sie für nicht unbedingt notwendig halten. Etwa Urlaubsreisen und Restaurantbesuche. In Blogs berichten Frugalisten von einer Sparquote bis zu 70 Prozent ihres Monatseinkommens. Zum Vergleich: Die Sparquote der Haushalte in Deutschland beziffert das Statistische Bundesamt auf im Schnitt nur rund elf Prozent.
„Tendenziell ist das eher für Menschen mit höherem Einkommen denkbar“, sagt Scherfling. Frugalisten wollen ihr Vermögen so mehren, dass sie beim Einstieg in den Ausstieg ausschließlich vom Ertrag leben können. Und zwar bis zum Tod.„Als Faustregel gelten vier Prozent Ausschüttung pro Jahr“, sagt Arthur Wilm. Er arbeitet als vom bayerischen Verbraucherministerium anerkannter Trainer für Verbraucherbildung.
Konsequentes Weglegen genügt nicht. Vielmehr muss das überschüssige Geld angelegt werden und wachsen - bis der Kapitalstock die entsprechende Größe erreicht. Die Rede ist vom 25-fachen dessen, was jährlich ausgegeben wird.
Arthur Wilm verdeutlicht das an einem Beispiel: Braucht jemand 25 000 Euro im Jahr zum Leben, müsste er oder sie bis zum Ausstieg 625 000 Euro anhäufen. Dafür müssten 20 Jahre lang gut 2000 Euro monatlich beiseite- und zu durchschnittlich vier Prozent Rendite pro Jahr angelegt werden. Vor allem aber lasse die Betrachtung die steigende Lebenserwartung außer Acht. Wilm kommt zu dem Schluss, dass das FIRE-Konzept nur mit Startkapital funktioniert. Ohne ein Erbe oder einer Immobilie als Basis würden die meisten Normalverdiener nicht ans Ziel kommen.