Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

„Welche Gewürze waren da drin?“ Toni Chamun lässt seine Gäste gerne eine bisschen schmoren. „Das erkläre ich Ihnen später“, sagt der 49-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Im „Mesopotamien“ in Scharnhausen zu essen, ist nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ausgesprochen unterhaltsam. Vor allem, wenn man die orientalische Küche noch nicht so gut kennt und bereit ist, mit seinen Geschmackssinnen auf Entdeckungsreise zu gehen.

Von außen unscheinbar, öffnet sich das Restaurant im Inneren wie ein nettes großes Wohnzimmer. An den Orient erinnert auf den ersten Blick nicht wirklich viel. Aber dann entdecken die Besucher ein paar Wandbilder und Accessoires wie die glitzernden Vorhänge, die einen auch mit den Augen wenigstens ein bisschen nach Mesopotamien führen. „Das Land zwischen Euphrat und Tigris“, haben wir im Religionsunterricht gelernt. Dass dort auch vorzüglich gekocht wird, hat uns der Lehrer damals nicht erzählt.

Das übernimmt Toni Chamun. Der gebürtige Syrer begrüßt seine Gäste mit Handschlag, bringt flugs eine große Speisekarte und entschwindet genauso schnell wieder. Später im Gespräch erklärt sich das auch: Chamun ist hier im Lokal der Mann für alles. Er serviert nicht nur, sondern bereitet die Speisen in der Küche zusammen mit seinem Cousin Daron Bogos selbst zu. 49-Jährige putzt, wäscht ab, kauft ein, nimmt Reservierungen entgegen. Und das mit bewundernswerter Gelassenheit. 26 Gäste hat er an diesem Abend zu versorgen, aber nie wirkt er gestresst. Im Gegenteil: Sein Umgang ist stets freundlich.

Seit 1989 lebt Chamun in Deutschland. Eigentlich ist er Biochemiker, doch er hat immer davon geträumt, ein eigenes Lokal zu führen. Ende 2008 hat er sich diesen Traum erfüllt. Am Ziel sieht er sich aber noch längst nicht: „Ich will mich immer weiter verbessern.“

Nur Vorspeisen nehmen, wozu ein Kollege geraten hat? Nein, wir entscheiden uns für Menüs. Die Vorspeisen sind nicht mehr als Appetitbringer. Aber sie haben es in sich. Schwarze Oliven aus Damaskus, angenehm scharfes Paprikapüree mit Walnüssen, Auberginen mit Walnüssen und Knoblauch sowie ein köstlich marinierter Salat aus Sellerie, Karotte, Orangenschalen und Oliven. Dazu gibt es dünnes Fladenbrot. Bei den nur löffelgroßen Portionen nichts für den ersten Hunger, aber im besten Sinne ein Scharfmacher und Gaumenkitzler.

Umso üppiger sind die Hauptspeisen. Falafelteller Spezial mit vegetarischen Frikadellen aus Kichererbsen, Zwiebeln, Petersilie und, wie der Wirt betont, mit zwölf Gewürzen, darunter Kreuzkümmel und Koriander, dazu Hummus, Salat mit Granatapfel- und Mangosaft statt Essig und Öl sowie Zaziki nach arabischer Art, sprich mit Minze statt Koblauch. Außer dass die Falaffel etwas trocken geraten sind, schmeckt alles vorzüglich. Ebenfalls ein Fest für die Geschmackssinne ist das Hauptgericht der Begleiterin: Couscous mit verschiedenem gebratenen Gemüse und zartem Rindfleisch in einer würzigen Gemüsesoße, dazu Zaziki mit Hummus und Salat mit Schafskäse. Eigentlich sind wir danach gut satt. Aber so eine verführerisch gute Nachspeise auszulassen, wäre eine Sünde. Sesamkekse, drei Sorten Baklava und Datteln - ausgesprochen lecker und alles andere als penetrant süß, wie man es eigentlich von orientalischen Nachspeisen kennt. Dazu lassen wir uns einen Mokka (mit Kardamon) und einen Gewürztee schmecken. Als Zugabe des Hauses gibt es am Ende nicht den üblichen Schnaps, sondern Säfte aus Granatapfel und Datteln (mit Rosenwasser). Auch das etwas Besonderes.

Ebenfalls eine gute Wahl sind die libanesischen Weine, rot und weiß. Wobei vor allem letzterer mit seinem harzigen Geschmack mundete.

Angenehm wie der gesamte Abend ist der Preis: 56 Euro für eine kulinarische Orientreise zu zweit. Absolut angemessen.

Ambiente: •••••••• Qualität: ••••••••Service: ••••••••Preis/Leistung: ••••••••

Ruiter Straße 25 73760 Ostfildern www.restaurant-mesopotamien.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag: 18 - 22 Uhr

Freitag und Samstag: 12 - 15 Uhr und 18 - 22 Uhr

Sonntag: 12 - 15 Uhr Montag: Ruhetag