Bonoboweibchen Bikita aus dem Kölner Zoo befindet sich noch in der Eingewöhnung und wird demnächst ebenfalls in die Gruppe integriert. Foto: Rolf Schlosser Quelle: Unbekannt

Roter Teppich für gleich zwei junge Weibchen, die im Rahmen des internationalen Zuchtprogramms für die bedrohten Menschenaffen in der Wilhelma angekommen sind.

Stuttgart (red) Gleich zwei neue Partnerinnen hat der Bonobo-Mann Mobikisi in der Wilhelma bekommen. Zuerst trat die achtjährige Mary Rose ihre weite Reise aus den USA an. Sie lebte bisher im Zoo von Columbus, Ohio. Zusammen mit einer Artgenossin aus dem Zoo von Milwaukee verbrachte sie zunächst einige Wochen wie vorgeschrieben in der Quarantänestation des Frankfurter Zoos, um sicherzugehen, dass sie gesund ist.

Auch bei Vermittlung und Transport der Tiere achten die Zoos darauf, dass die sensiblen und sehr sozialen Bonobos möglichst nicht über längere Zeit allein sind. Während das andere Weibchen in Frankfurt blieb, ging für Mary Rose die Reise weiter gen Süden. Mitte Juli traf sie in der Begleitung einer vertrauten Pflegerin in der Wilhelma ein.

Und damit begann Mobikisis Einsatz: Er war der erste, der dem neuen Weibchen Gesellschaft leisten durfte. Zwar konnte Mary Rose weitere Mitglieder der Wilhelma-Gruppe bereits durch ein Fenster sehen, direkten Kontakt hatte sie aber erst einmal nur zu dem Bonobomann. Er soll auf Wunsch des Zuchtbuchkoordinators zukünftig mit Mary Rose für Nachwuchs sorgen.

Mit etwa 38 Jahren ist Mobikisi für Bonoboverhältnisse schon ein betagter Mann, der allerdings bisher nur eine Tochter hat. Sie trägt den Namen Nayembi und lebt inzwischen im Frankfurter Zoo. Damit Mobikisis Gene in der Bonobo-Population weitergetragen werden können, folgte nun noch ein zweites Weibchen.

Mitte letzter Woche zog die achtjährige Bikita aus dem Kölner Zoo in den Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart, ebenfalls auf Empfehlung des Zuchtbuchkoordinators. Wieder war Mobikisi der erste, der sie begrüßen und mit der neuen Heimat vertraut machen durfte.

Im Fall von Mary Rose ging die Integration in die bestehende Gruppe – wie in Bonobokreisen üblich – schnell und unkompliziert: Nachdem das neue Weibchen das Schaugehege für einige Stunden allein erkunden durfte, kamen die anderen Artgenossen dazu. Es gab viel Geschrei und noch mehr Begrüßungssex, innerhalb von nur drei Minuten war alles wieder entspannt.

In diesem Punkt sind Bonobos die unkompliziertesten Menschenaffen. Die mittlerweile auf 18 Köpfe angewachsene Gruppe bleibt vorläufig zweigeteilt. Das entspricht dem natürlichen Sozialsystem der Tiere, bei denen Zusammensetzung und Größe der Gruppen durchaus variieren.

Die beiden Neuzugänge leben dann vorerst mit Mobikisi und vier weiteren Weibchen zusammen. Sonst würde möglicherweise der zweite erwachsene Mann, der 14-jährige Kasai, sein Glück bei den beiden neuen Damen versuchen. Da er allerdings bereits mehrfacher Vater ist, soll Mobikisi nun zum Zug kommen.

Etwa 200 Bonobos leben im weltweit koordinierten Zuchtprogramm der Zoos. Die Wilhelma ist einer von zehn Zoos in Europa, die diese Verwandten der Schimpansen halten und züchten.