Karin Maag und Stefan Kaufmann blicken im Stuttgarter Rathaus gespannt auf die Leinwand. Am Ende hat es für die beiden CDU-Kandidaten gereicht: Sie bleiben im Bundestag. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Bis zur letzten Minute musste Stuttgarts CDU-Chef zittern, erst als gegen 22.30 Uhr das vorläufige Endergebnis feststand, konnte er aufatmen: Mit gerade mal 2,3 Prozentpunkten Vorsprung (32,0 Prozent) hat er Cem Özdemir, den Grünen-Bundesvorsitzenden im Wahlkreis Stuttgart I auf Platz zwei verwiesen. Eine so deutliche Klatsche hatte er nicht erwartet - gegenüber 2013 verlor er beim Erststimmenergebnis 10 Prozentpunkte. „Der Abstand ist in etwa der von 2009“, tröstete sich Kaufmann. Und räumte ein: „Über das Ergebnis werden wir reden müssen.“ Die FDP, die traditionell stark sei in den Fildervororten, und die AfD hätten ihn Stimmen gekostet. Am Ende sei er „sehr froh“ darüber, dass es zum dritten Mal für das Direktmandat gereicht habe. Und dass die CDU in der Landeshauptstadt ihre Vorrangstellung behaupten konnte.

Entspannter erlebte seine Parteifreundin Karin Maag den Abend: Schon die ersten Zwischenergebnisse verdeutlichten, dass sie im Wahlkreis Stuttgart II deutlich vor der Konkurrenz von Linken und Grünen liegt - auch wenn sie gegenüber 2013 Federn lassen musste und nur 33,5 Prozent der Erststimmen holte. „10,3 Prozentpunkte weniger schmerzen schon.“ Im Schlussspurt, so kommentierte sie das Ergebnis, sei es der Union offenbar nicht gelungen, die Wähler zu mobilisieren. „Viele dachten wohl, für die CDU ist die Sache gelaufen. Es hat sich zuletzt nur noch um die Frage gedreht, welche Partei auf Platz drei landen wird.“

Diese Frage war früh am Abend beantwortet: Als um 18 Uhr die erste Hochrechnung über die riesige Leinwand im Großen Sitzungssaal des Rathauses flimmerte, die der Partei bundesweit ein zweistelliges Ergebnis prophezeite, jubelte eine kleine Gruppe AfD-Anhänger am lautesten. Für Lothar Maier stand da schon fest, er wird als Zweitplatzierter über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag einziehen. Und dieser Wechsel wird im Rathaus für Wirbel sorgen, denn Maier wird seinen Posten als Chef der Gemeinderatsfraktion abgeben. Die kommunalpolitische Arbeit werde dadurch nicht einfacher, war von allen Seiten zu hören. Das Abschneiden der AfD ließ denn auch nicht so recht Stimmung aufkommen im Rathaus. Die Grünen trauten sich fast nicht, sich über ihren Erfolg zu freuen: Sie wurden zweitstärkste Kraft in Stuttgart und stellen wohl zwei Abgeordnete: Neben Özdemir dürfte auch Anna Christmann über die Landesliste ein Ticket nach Berlin gelöst haben. Für sie war es ein doppelter Freudentag: Gestern feierte sie auch ihren 34. Geburtstag.

Mit dem erwarteten Einzug der wieder erstarkten FDP in den Bundestag ist Stuttgart künftig auch mit einer liberalen Abgeordneten, Judith Skudelny, in der Hauptstadt vertreten. Auch für Ute Vogt wird es wohl - trotz des Sturzflugs der SPD - gerade noch gereicht haben, um die parlamentarische Arbeit in Berlin fortzusetzen. Komplettiert wird die Riege von Bernd Riexinger: Die Linke konnte bei den Zweitstimmen in Stuttgart deutlich zulegen und blieb noch vor der AfD. Der Bundesvorsitzende musste zu keiner Zeit um den Einzug ins Parlament fürchten. Statt bislang vier Abgeordnete stellt Stuttgart künftig voraussichtlich acht Parlamentarier - die genaue Zahl wird erst heute feststehen. Die Wahlbeteiligung lag bei 79,6 Prozent und damit etwas höher als vor vier Jahren.