Mit dem Brüderpaar Kajal und Shapur sind im März 2017 wieder Löwen in die Wilhelma eingezogen. Foto: Harald Knitter / Wilhelma - Harald Knitter / Wilhelma

Stuttgart (dpa/seb) – Nach achtjähriger Pause sind 2017 Löwen in die Wilhelma zurückgekehrt. Aus Sicht von Zoodirektor Thomas Kölpin ein voller Erfolg. Die Raubtiere waren der Publikumsmagnet. Insgesamt passierten im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Besucher die Drehkreuze – ein Plus von 300 000. Doch damit nicht genug: Ihm schwebt vor, irgendwann auch stark bedrohte Asiatische Löwen zu züchten. „Das wäre natürlich die Idee.“

Mit 23 Prozent mehr Besuchern habe man eine echte Marke gesetzt, so Kölpin. „Die Aufgabe ist nun, uns auf hohem Niveau zu stabilisieren.“ Er hatte 2016 das Ziel ausgegeben, die wichtige Grenze von anderthalb Millionen Besuchern schrittweise in den nächsten Jahren zu erreichen. „Dass uns das gleich 2017 auf Anhieb mehr als gelungen ist, bestätigt uns darin, dass das Vorjahr bei allen Widrigkeiten ein eher untypisches Jahr war.“ Ein Grund: Im vergangenen Jahr gab es weniger verregnete Ferien- und Feiertage sowie Unwetterwarnungen. Darüber hinaus seien die Einschränkungen durch Baustellen rund um den Park weniger geworden. „Auch die neue Stadtbahn-Haltestelle unmittelbar vor dem Haupteingang wurde gut angenommen.“

Einen großen Anreiz boten seltene Jungtiere und neue Tierarten wie die beiden Asiatischen Löwen Shapur und Kajal. Für die Zukunft schwebt Kölpin der Abschied vom gemixten Raubtierhaus mit mehreren Katzenarten vor. Stattdessen wolle man auf den Asiatischen Löwen setzen. Von ihm gebe es in Freiheit nur noch 400 Exemplare. Die Tierrechtsorganisation Peta sieht dieses Vorhaben dagegen kritisch. Im Zoo geborene Löwen könnten nicht ausgewildert werden, da sie in Gefangenschaft nicht lernten, in der Natur selbstständig zu überleben. „Mit der Zucht und Haltung der Tiere leisten Zoos keinen Beitrag zum Artenschutz“, sagte Peta-Sprecher Denis Schimmelpfennig. „Vielmehr weisen Großkatzen in Zoos typische Anzeichen für Verhaltensstörungen auf.“

Die Löwenzucht ist noch Zukunftsmusik. Vorrang für die Wilhema hat die Planung der Elefantenwelt. Im neuen Jahr müsse sie konkret werden. Ziel sei es, 2020 mit dem Bau zu beginnen. Drei bis vier Jahre später könnten dann die ersten Elefanten kommen. Bis zu 14 Tiere einer asiatische Zuchtherde sollen dort Platz haben. Auch ein Gehege für asiatische Huftiere und ein asiatisches Dorf mit Haustierarten und Streichelzoo seien geplant, berichtete Kölpin. In die Asienanlage sollen auch Nachttiere, Reptilien und Vögel einziehen. „Wir haben uns einiges vorgenommen, um die Haltung der Tiere zu verbessern und die Anziehungskraft der Wilhelma weiter zu stärken.“ Auf jeden Fall wolle er die Anlage für die Elefanten von jemandem planen lassen, der sich mit Bauen im Zoo auskennt, sagte Kölpin. Was beim Menschenaffenhaus passiert ist, dürfe sich nicht wiederholen. Seit der Eröffnung des 22-Millionen-Euro-Baus arbeite man dort eine Mängelliste ab. Eine defekte Lüftungsanlage wurde sogar für den Erkältungstod von zwei kleinen Bonobos verantwortlich gemacht. Nach zwei Jahre musste schon der Bodenbelag erneuert werden.

Für 2018 steht zudem die Eröffnung der neuen Schneeleoparden-Anlage im Mittelpunkt. Sie ist an Ostern geplant. „Das Außengehege wird etwa viermal größer als zuvor und lässt sich so unterteilen, dass eine Zucht möglich wird“, kündigt Kölpin an. Ziel sei ganz klar die Auswilderung. „Das haben wir immer im Hinterkopf.“ In freier Wildbahn, etwa in Usbekistan, China oder Indien gebe es nur noch einige hundert Tiere. „Es wird sicher so kommen, dass aus Zoos Schneeleoparden ausgewildert werden.“

Die Chancen für ein anderes Projekt, den Bau einer frei zugänglichen Anlage für Flusspferde außerhalb der Wilhelma am Neckar, schätzt der Zoodirektor derweil auf 50:50. Er träumt von einer Freianlage, ohne Eintritt, quasi als Schaufenster für die Wilhelma. „So etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht.“ Das Naturkundemuseum könne Infos über die Flusspferde beisteuern, die einst tatsächlich am Neckarknie lebten, wie Knochenfunde belegten. In Kölpins Büro steht schon ein Modell. Noch ist das Vorhaben Zukunftsmusik, wer in den kommenden Jahren Flusspferde sehen will, muss Eintritt bezahlen. Die Ticketpreise sind 2018 unverändert geblieben – zum dritten Mal in Folge.

Der asiatische Löwe

Der Asiatische Löwe wird auch als Indischer Löwe bezeichnet. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF gab es Löwen einst von Griechenland über den Nahen Osten bis nach Ostindien. Sie wurden jedoch gejagt und ausgerottet. Eine kleine Population des Asiatischen Löwen hat es nach Angaben vom WWF und der Weltnaturschutzunion IUCN im indischen Bundesstaat Gujarat geschafft, zu überleben. Auf der Roten Liste der IUCN gilt der Asiatische Löwe als „stark gefährdet“. Der geringe Bestand von einst führte Experten zufolge zu Inzucht, was einen Verlust der genetischen Vielfalt zur Folge hatte. Der Asiatische Löwe ist im Vergleich zu seinen afrikanischen Verwandten etwas kleiner, Männchen werden dem WWF zufolge bis zu 190 Kilogramm schwer bei einer Schulterhöhe von 110 Zentimetern. Der Asiatische Löwe hat eine geringer entwickelte Mähne – dafür aber häufig eine größere Schwanzquaste.