Die Werbestände am Eingang des Weindorfs passen aus Sicht der Christdemokraten nicht zur Tradition der Laubenstadt. Foto: CDU

Stuttgart – Die 41. Auflage des Stuttgarter Weindorfs ist ohne große Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Mehrere Hunderttausend Besucher haben edle Tropfen genossen. Alles verlief harmonisch – eigentlich. Einen Kritikpunkt hat die CDU-Gemeinderatsfraktion dann doch noch gefunden: Die Christdemokraten stören sich an den Werbeständen, die vor dem Alten Schloss positioniert wurden.

Neben dem Eingang zum Stuttgarter Weindorf standen zwei große Pavillons der Stadtwerke und des Carsharing-Anbieters Car2go. Werbestände, die aus Sicht der CDU dort nichts zu suchen haben: „Sie haben inhaltlich nichts mit dem Gesamtkonzept des Weindorfes zu tun und grenzen sich vom einheitlichen, traditionellen Erscheinungsbild des Weindorfs mit seinen schönen Weinlauben unangenehm ab“, sagt der CDU-Vorsitzende Alexander Kotz. Die Traditionsveranstaltung ziehe seit mehr als 40 Jahren unzählige Besucher von nah und fern an und zeige eindrucksvoll die Bedeutung des Weinbaus für die Landeshauptstadt. Doch dieses Jahr habe ein Wandel stattgefunden. „Unser Weindorf wurde erstmalig auch mit kommerziellen Werbeständen bespielt.“ Die Christdemokarten wollen eine Ausweitung stoppen und haben sich daher an die Verwaltung gewandt. Unter anderem wollen sie wissen, wer über die Genehmigung der Pavillons entscheidet und ob eine Fortführung geplant ist.
Auf eine Antwort aus dem Rathaus braucht die CDU nicht zu warten. Der Veranstalter des Weindorfs, der Verkehrsverein Pro Stuttgart, hat sich bereits zu Wort gemeldet. „Zuerst einmal will ich gerne richtigstellen, dass es bereits in den Vorjahren Kooperationen mit Car2go sowie der EnBW gab und diese an eben derselben Stelle identische Stände hatten“, sagt die Geschäftsführerin von Pro Stuttgart, Bärbel Mohrmann. Von Seiten der Besucher habe es keine Beschwerden gegeben – im Gegenteil: „Die Stände sind sehr gut angenommen worden. Wir erachten die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken äußerst sinnvoll, da es zum einen eine gute Werbeplattform für das Unternehmen darstellt und zum anderen noch einmal hervorhebt, dass das Weindorf zu 100 Prozent ökologischen Strom bezieht.“ Mohrmann betont, dass der Standort der Werbestände bewusst außerhalb der Laubenstadt gewählt wurde, um eben das einheitliche Bild und den „wunderschönen Dorfcharakter, der unser Fest ausmacht, nicht zu zerstören“. Grundsätzlich sei es jedoch die Entscheidung des Führungsgremiums des Verkehrsvereins, welche Stände auf dem Weindorf stehen. Die Veranstaltung werde von der Stadt nicht bezuschusst und sei daher vollkommen unabhängig.
Eben genau hier liege auch ein Hauptgrund, warum man auf Werbestände zurückgreift: „Aufgrund des vom Amt für öffentliche Ordnung geforderten Sicherheitskonzeptes, das von Pro Stuttgart erstellt wurde, haben sich die Kosten in diesem Bereich verdreifacht.“
Um eines der schönsten Feste der Stadt auch weiterhin durchführen zu können, müsse man Teile davon refinanzieren. Andernfalls müsse man die Wirte in die Pflicht nehmen, die wohl die Kostensteigerung wiederum eins zu eins auf die Preise für Speisen und Getränke umlegen wollen. „Wir wollen verhindern, dass unsere Gäste das zu spüren bekommen“, sagt Mohrmann, die verspricht, dass im kommenden Jahr keine weiteren Werbestände dazu kommen werden. „Das Gelände bietet schlicht keine weiteren Möglichkeiten.“ Auf dem Weindorf selbst wolle man auf keinen Fall „normale“ Pavillons.
Zugleich ist Mohrmann der Überzeugung, dass die Werbestände die Gäste deutlich weniger gestört haben, wie der unglaublich schlechte Zustand des Schillerplatzes. „Tagsüber, ohne Einfluss von Alkohol, kam es zu mehreren kleinen Unfällen, da die Menschen einfach in den großen Schlaglöchern hängen geblieben und gestolpert sind.“ Auch für Rollstuhlfahrer sei der Schillerplatz mittlerweile fast nicht mehr zugänglich. „Dies wäre sicher einmal einen Antrag an den Gemeinderat wert“, sagt die Pro-Stuttgart-Chefin.