Berthold Leibinger, damaliger Geschäftsführender Gesellschafter der Trumpf Gruppe, aufgenommen bei der Gründungspressekonferenz der "Wissensfabrik". Leibinger, ist tot. Er starb am Dienstag nach längerer Krankheit in seiner Heimatstadt Stuttgart, wie das Unternehmen mitteilte. Foto: ZB - Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/dpa

Berthold Leibinger galt als Vorzeigeunternehmer. Auch sein soziales Engagement war vielen ein Vorbild. Nun ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.

Stuttgart (dpa/lsw/red) Hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben den früheren Trumpf-Chef Berthold Leibinger nach dessen Tod gewürdigt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nannte Leibinger am Mittwoch einen visionären Unternehmer: «Mit seinem vielfältigen sozialen und kulturellen Engagement hat er (...) Verantwortung für die Gesellschaft als Ganzes übernommen.» Bosch-Aufsichtsratchef Franz Fehrenbach sagte: «In Berthold Leibinger trafen sich in einer viel zu seltenen Fügung technische und unternehmerische Kreativität.» Daimler-Chef Dieter Zetsche betonte, Leibinger habe sich als passionierter Wissenschaftler, politischer Berater und Mäzen auf vielfältige Weise um das Allgemeinwohl verdient gemacht.

Der Unternehmer war am Dienstag im Alter von 87 Jahren gestorben. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. Der Termin für eine Trauerfeier steht bislang noch nicht fest. Berthold Leibinger hatte den Maschinenbauer Trumpf zu Weltrang geführt und über die Jahre in den Besitz seiner Familie gebracht. Die Firma wird von seinen Kindern weitergeführt. Nachfolgerin wurde seine Tochter Nicola Leibinger-Kammüller. Sein Sohn Peter Leibinger verantwortet Forschung und Entwicklung in dem Familienunternehmen (Ditzingen).

«Berthold Leibinger machte Trumpf nicht nur durch seine Innovationen zu einem Unternehmen, zu dem man aufblicken kann - gerade auch seine soziale Einstellung gegenüber seinen Mitarbeitern war stets herausragend», sagte der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl und nannte den Unternehmer «einen verdienten Baden-Württemberger». Er habe seinen klugen, wertvollen Rat immer sehr geschätzt, «seine freundliche und liebenswürdige Art werde ich vermissen».

Dabei engagierte sich Berthold Leibinger auch außerhalb des Familienunternehmens in Branchenverbänden und kulturellen Einrichtungen wie dem Literaturarchiv Marbach oder der Internationalen Bachakademie in Stuttgart. Landesbischof Frank July lobte «sein vielseitiges Engagement, auch in kirchlichen Stiftungen und Initiativen». Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) - die selbst aus einer Unternehmerfamilie stammt - hob seine Rolle in der Politik hervor: «Der Landesregierung und speziell der baden-württembergischen Wirtschaftspolitik war er über die Jahrzehnte und bis zuletzt ein zentraler Ansprechpartner und oft freundschaftlicher Berater.»

Der Maschinenbauverband VDMA würdigte seinen ehemaligen Präsidenten als Unternehmer mit Vorbildcharakter und wies auf dessen Einsatz für die ostdeutsche Maschinenbauindustrie hin. «Er kämpfte sowohl in den berühmten "Kanzlerrunden", als auch im Verwaltungsrat der Treuhand darum, die Lage der Betriebe in den neuen Ländern realistisch einzuschätzen und ihnen den Weg zu einer wettbewerbsfähigen Struktur zu ebnen.»

Von 1985 bis 1990 war Leibinger Präsident und seitdem Ehrenpräsident der IHK Region Stuttgart. „Professor Leibinger gehörte zu den bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands. Seine Verdienste um die Wirtschaft, auch über die Grenzen der Region Stuttgart hinaus, sind herausragend. Vollversammlung, Präsidium, Geschäftsführung und Beschäftigte der IHK bekunden ihr tiefes Mitgefühl für die Familie Leibinger“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der IHK Region Stuttgart.

Leibinger hatte ein CDU-Parteibuch und warb vor ein paar Jahren offen für die FDP - als Partner seiner Partei im Landtagswahlkampf. Deren Landesvorsitzender Michael Theurer sagte, der Unternehmer habe Freiheit und Verantwortung verkörpert: «Dabei sprach er nicht nur über soziale Verantwortung, er lebte sie.»