Interessierte Besucher informieren sich bei den „Tagen der offenen Baustelle“ von Stuttgart 21 unter anderem im Tunnel unterm Kriegsberg über den Stand des Projekts. Foto: Olbort Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jo) - In staunende Gesichter blickte man beim Betreten des Tunnels unterhalb der Kriegsbergstraße. Dort, wo ab 2024 Züge in Richtung Bad Cannstatt und Feuerbach fahren sollen, tummelten sich bei den „Tagen der offenen Baustelle“ zahlreiche interessierte Besucher. Von Experten und an Stellwänden wurde ihnen erläutert, wie der Tunnel gebaut wurde und wie die Streckenführung von Stuttgart 21 aussehen soll. „Im Tunnel sieht man deutlich den Baufortschritt“, sagte Ludger Bachem. Er und seine Frau Elke sind extra aus dem Schwarzwald angereist, um sich vom Stand des umstrittenen Bahnprojekts einen Eindruck zu verschaffen. Für die beiden ist die Baustellenbegehung zum jährlichen Ritual geworden: Auch bei den Besichtigungen in den Jahren 2016 und 2017 haben sie sich auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht. Dem Projekt stehen sie jedoch zwiespältig gegenüber: „Zuerst war ich für Stuttgart 21, wenn man aber hört, was alles im Nachhinein rauskommt, gibt das einem zu denken“, sagte Elke Bachem. Auf ihrer Tour durch die Baustelle hat die beiden auch die „schwebende Bahndirektion“ beeindruckt. Und in der Tat zeigte sich den Besuchern zwischen Heilbronner und Jägerstraße ein außergewöhnliches Bild: Das Gebäude der ehemaligen Bahndirektion wird größtenteils von sogenannten Bohrpfählen getragen und scheint deshalb zu schweben. „Beeindruckende Ingenieurskunst“, sagte David Bösinger vom Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, der die Baustelle für Besucher geöffnet hat. Mit der Aktion wolle man Vertrauen schaffen und informieren, so Bösinger. Diese Gelegenheit nahmen von Freitag bis Sonntag circa 40 000 Besucher wahr - rund 15 000 mehr als 2017. Einer von denen, der ihre Fragen beantwortete, war Michael Pradel, technischer Bauabschnittsleiter für den künftigen Durchgangsbahnhof. Er erklärte etwa, welche komplexen Berechnungen notwendig waren, um die Kelchstützen, die das Dach des Bahnhofs tragen sollen, zu konstruieren. Rede und Antwort wird er den Besuchern wohl auch im nächsten Jahr wieder stehen.