Foto: Wilhelma Stuttgart

Stuttgart (red) - Große Freude bei den Tierpflegern der Wilhelma, Begeisterung bei den Besuchern, die am Donnertsag zufällig im Menschenaffenhaus vorbeikamen, und Neugierde bei den Gorillas selbst: Knapp drei Jahre nach der letzten Geburt kam am Donnerstag erstmals wieder ein Gorilla-Baby im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart auf die Welt. Damit wächst die Familie von Silberrücken Kibo auf zwölf Mitglieder an. Tuana, mit knapp 13 Jahren die jüngste Frau in seinem Harem, hat am Donnerstag ihr zweites Jungtier bekommen. Sie war 2013 aus dem Zoo Hannover nach Stuttgart gereist und ist durch einen braunen Einschlag ihres sonst typischerweise schwarzen Fells von den anderen leicht zu unterscheiden.

Vor fast genau drei Jahren war es auch Tuana gewesen, die – just am zweiten Weihnachtstag 2014 – für den ersten Nachwuchs der Gorillas im neuerrichteten Menschenaffenhaus gesorgt hatte. Auf ihren Sohn Tonda folgten 2015 Kajari, Sohn von Kolo, und Masani, Sohn von Mutasi. Alle drei interessieren sich sehr für den Säugling. Tonda schaut noch etwas skeptisch auf sein neues Geschwisterchen, aber ehe er eifersüchtig werden kann, fordern ihn seine beiden Halbbrüder zum Spielen auf. Zur Kinderschar gesellen sich noch die bald sechsjährige Milele und der neunjährige Kimbali. Er wird allerdings im Lauf des Jahres auf Empfehlung des Zuchtkoordinators die Wilhelma verlassen müssen. Längst hat er das Rabaukenalter erreicht und sorgt besonders dann für Streit, wenn es ums Futter geht. Vor allem Mimi, mit zirka 55 Jahren die Seniorin der Gruppe, kann solchen Ärger nicht gebrauchen.

Noch weiß niemand genau, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen ist. Entsprechend steht der Name bisher nicht fest. Die Tierpfleger hatten Mutter und Kind am Donnerstag früh bereits im Kreise der Familie vorgefunden, das Kleine war von Anfang an auch für die Besucher zu sehen. „Tuana ist nicht gerade eine fürsorgliche Mutter. Sie hat schon ihr erstes Jungtier lieber an ihrem Hand- oder Fußgelenk getragen als an Brust oder Bauch, wie es sich eigentlich gehört“, sagt Marianne Holtkötter, Kuratorin für die Menschenaffen in der Wilhelma. „Aber sie weiß ihr Baby sehr wohl vor allzu wilden Eskapaden der Verwandtschaft zu schützen, indem sie es deren Zugriff im entscheidenden Moment entzieht.“

Es ist schon der 36. Gorilla, der in der Wilhelma zur Welt gekommen ist. Seit Jahren werden die Neugeborenen von ihren Müttern angenommen und bleiben von der ersten Minute an in der Familie. „Es ist wunderbar, dass wir solch eine harmonische Gruppe haben und den Kindergarten nebenan nicht brauchen“, sagt Holtkötter. Weil auch andere Zoos seit einiger Zeit keine aus der Familie verstoßenen Gorilla-Waisen mehr zu versorgen haben, kann die renommierte Station für Handaufzuchten, die die Wilhelma für die Zoos in Europa vorhält, also erfreulicherweise anders genutzt werden. „Das international wachsende Wissen um die Pflege von Gorillas und der ständige fachliche Austausch zwischen den Zoos trägt hier erkennbare Früchte“, erklärt die Kuratorin. „Dass der Erhalt der Gorillas in den Zoos immer besser funktioniert, ist umso wichtiger, weil ihr Fortbestand in der Natur weiter stark bedroht ist.“