In diesem Becken im Außenbereich des Freizeitbades F3 in Fellbach geschah der tragische Unfall. Foto: Patricia Sigerist - Patricia Sigerist

Vorwürfe gegen das Personal des Familien- und Freizeitbads

StuttgartLeonard K. hat am Sonntag seine Frau bei einem Badeunfall im Fellbacher F3 verloren. Die Berichterstattung veranlasste den 47-jährigen Stuttgarter, sich an die Zeitung zu wenden. Am Telefon erhebt er schwere Vorwürfe gegen das Personal des Familien- und Freizeitbads: „Die Mitarbeiter haben eine inkompetente Vorgehensweise gezeigt. Sie waren meinem Anschein nach mit der Situation überfordert. Sie haben meine Frau nicht sofort reanimiert.“

Er wende sich an die Zeitung, weil er als Ehemann, Beteiligter und Zeuge am Unglückstag im Freibad vor Ort gewesen sei, sagt er. „Die Darstellung von F3-Geschäftsführer Christopher Probst ist sehr einseitig, und sie weicht in schwerwiegenden Punkten von meinen Beobachtungen ab“, so Leonard K. Er spricht am Telefon sehr sachlich und klar. Er wirkt relativ gefasst, obwohl das Unglück keine 48 Stunden her ist.
Er und seine Frau waren im F3-Bad, um den Geburtstag der elfjährigen Tochter nachzufeiern, auch zwei Freundinnen des Mädchens waren dabei, erzählt Leonard K. Zunächst habe man sich in der Sportwelt, im Inneren des Bades, aufgehalten. „Am Schwimmerbecken sind mir zwei junge Männer aufgefallen, weil sie immer wieder wild vom Beckenrand ins Wasser gesprungen sind.“ Einer der Männer sei sehr dünn gewesen und habe für sein Alter wenige Haare auf dem Kopf gehabt. „Als ich las, dass die Polizei im Zusammenhang mit dem Tod meiner Frau einen Mann mit genau diesem Aussehen sucht, fiel mir das sofort wieder ein.“

Bisher ist noch unklar, wie die 39-jährige Stuttgarterin ihr Leben verloren hat. Ein Zeuge will gesehen haben, wie kurz vor dem Unglück im Freibad ein etwa 20 bis 30 Jahre alter Mann vom Beckenrand ins Wasser gesprungen war und die Frau dabei getroffen hat. Leonard K. sagt: „Wenn tatsächlich jemand auf meine Frau gesprungen ist, dann muss er das gemerkt haben. Sie dann ertrinken zu lassen, wäre eine Straftat.“ Eine Obduktion, die für den frühen Mittwochnachmittag angesetzt ist, soll die Todesursache klären.

Leonard K. berichtet, wie er gegen 13.30 Uhr mit seiner Familie und den Freundinnen der Tochter ins Freibad gewechselt ist. Auf der Wiese hinter den Startblöcken habe man einen Platz gefunden. „Irgendwann wollte meine Frau nach den Mädchen schauen, die bei den Rutschen waren.“ Als diese nach einiger Zeit nicht zurückkommt, sucht Leonard K. nach ihr.

Wurde zu spät reanimiert?

„Am Beckenrand sah ich eine Person liegen, deren Badeanzug meiner Frau ähnelte“, erzählt der Stuttgarter. Dann habe er begriffen, dass es sich tatsächlich um seine Ehefrau handelte. „Die Haut war grau, die Augen starr nach vorne gerichtet, gelblicher Schaum kam aus Mund und Nase – ein grauenhafter Anblick.“

Leonard K. war einige Jahre Ersthelfer in seiner Firma. „Ich fragte einen DLRG-Rettungsschwimmer, warum keine Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden. Es hieß, dass meine Frau Puls habe, aber für mich sah es nicht so aus, als ob sie atmen würde, sie hat keinerlei Lebenszeichen gezeigt.“

Später seien unter den Badegästen auch ein Arzt und ein Sanitäter gewesen, die ebenfalls moniert hätten, dass keine Wiederbelebungsversuche stattfinden würden. „Die F3-Mitarbeiter sagten, dass sie ausgebildet seien und wüssten, was sie zu tun hätten“, sagt er. Erst der Rettungssanitäter habe dann Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet.

Christopher Probst, einer der beiden Geschäftsführer des F3-Bads, reagiert auf die Vorwürfe: „Wir haben die nötigen Reanimationsmaßnahmen durchgeführt, bis der Rettungsdienst da war. Ich kann verstehen, dass der Ehemann in seiner Verzweiflung und Trauer sich so äußert, weil der ganze Vorgang nicht verständlich ist.“