Regionalpräsident Thomas Bopp (links) will weitermachen. Grünen-Kandidat André Reichel wirft ihm Regelbruch vor. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko/Lorenz W - Lichtgut/Max Kovalenko/Lorenz Widmaier

Thomas Bopp von der CDU will nun doch Regionalpräsident bleiben. Am Mittwoch tritt er gegen André Reichel von den Grünen an. Dieser kritisiert einen Regelbruch der CDU, aber er nimmt die Herausforderung an.

StuttgartUm die politische Führung im Verband Region Stuttgart gibt es am Mittwoch ein spannendes Ringen. Der bisherige Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) hat sich entschieden, erneut zur Wahl des Verbandsvorsitzenden anzutreten. Das bestätigte Bopp (66) am Sonntag unserer Zeitung. Damit fordert er den Kandidaten der Grünen heraus, die als neuerdings stärkste Fraktion André Reichel vorschlugen.

Die Entscheidung fiel bei einer Klausursitzung der CDU-Fraktion am Wochenende. Zuvor, so Bopp, sei er in der vergangenen Woche von vielen Menschen „aus ganz unterschiedlichen Ecken der Region“, aber auch aus anderen Fraktionen aufgefordert worden, er solle eine demokratische Auswahlmöglichkeit bei der Wahl bieten und Kontinuität an der Spitze des Verbands ermöglichen. Tatsächlich seien Vorhaben wie die Einführung digitaler Streckensignale auf den S-Bahn-Trassen und die Beschaffung von Fahrzeugen zwar angestoßen worden, aber noch nicht in trockenen Tüchern.

Nach der Klausur rief Bopp die Chefs der anderen Fraktionen an, um sie zu informieren. Dennoch habe er „keine richtige Einschätzung darüber“, wie diese Fraktionen letztlich abstimmen. Es gebe keinen Fraktionszwang. Auf dem Papier Lager zu bilden und von den Gruppierungen hochzurechnen, wäre auch nicht hilfreich. „Die Farbenlehre ist hier anders als im Bundestag oder im Landtag“, sagte Bopp. „Bei vielen rangiert hier die regionale Sache vor der Parteiräson.“ CDU-Fraktionschef Joachim Pfeiffer registrierte, dass für manche Kollegen in den anderen Fraktionen unterschiedliche Interessen von Region und Land im Bereich öffentlicher Nahverkehr wichtig seien und man sich Bopp als Konterpart zum Grünen-Verkehrsminister Winfried Hermann wünscht. Außerdem spielen für manche Gruppierungen auch Straßenbauvorhaben wie der Nordostring Stuttgart und die Filderauffahrt eine Rolle. So oder so: Die ÖDP, deren zwei Regionalräte in eine Fraktionsgemeinschaft mit der CDU gingen, lehnen diese Projekte wie die Grünen ab, während die CDU und Bopp sich dafür verkämpfen. Die AfD, die acht Regionalräte stellt, tritt für die Straßenbauprojekte ein. AfD-Rat Stefan Wunsch sagte jetzt, Grünen-Kandidat Reichel habe zwar persönlich keinen schlechten Eindruck gemacht, bei den Themen rund um den motorisierten Individualverkehr traue man ihm aber nicht „die gebotene Neutralität“ zu. Bei einer Fraktionssitzung am Donnerstag sei die Tendenz klar geworden, für Bopp zu stimmen.

CDU-Fraktionschef Pfeiffer ist optimistisch. „Wenn sich alle Signale aus anderen Fraktionen bewahrheiten, dann würde es eine so deutliche Mehrheit für Bopp geben, dass die AfD und auch die Linke in diesem Zusammenhang keine besondere Rolle spielen.“ Auf eine Debatte, ob er nur wegen AfD-Stimmen gewählt wurde, würde sich Bopp im Zweifel auch nicht einlassen. Er sagt: „Nach der Wahl wird man gar nicht wissen, wer wie gewählt hat.“ Die Wahl sei ja schließlich geheim.

Grünen-Kandidat André Reichel (45) ist „verwundert über die CDU, aber nicht nervös“. Als die Fraktionen im Juli organisatorische Dinge klärten, habe die CDU keinen Widerspruch dagegen erhoben, dass das Vorsitzendenamt wieder der aktuell stärksten Fraktion zustehen soll, nun also „nach dem Wählerwillen“ den Grünen, die im Mai ganz vorne landeten. Mit früheren Sachbeschlüssen könne man den CDU-Regelbruch nicht begründen. „Ich sagte ja klar, dass ich zu früheren Beschlüssen stehe“, betont Reichel.

Termin: Der neue Vorsitzende des Verbandes Region Stuttgart wird am Mittwoch, 18. September, gewählt – in einer öffentlichen Versammlung, die um 15.30 Uhr in der Landesmesse in Leinfelden-Echterdingen beginnt.

Stimmberechtigte: In der Verbandsversammlung gibt es 88 Mitglieder (Grüne 22, CDU 21, Freie Wähler zwölf, SPD elf, AfD acht, FDP sieben, Linke vier, ÖDP zwei, Piraten einer).