Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Zur Senkung der verkehrsbedingten Lärm- und Schadstoffbelastung wurde Ende 2012 auf der Hohenheimer Straße erstmals Tempo 40 eingeführt. Offenbar mit Erfolg, denn zahlreiche weitere Steigungen sollten folgen. Bis Ende 2017 wird die Geschwindigkeitsbegrenzung auf mehr als 25 Kilometern gelten. Damit jedoch nicht genug: In den kommenden beiden Jahren soll die Maßnahme weiter ausgebaut werden. Acht Abschnitte sind in Planung - darunter unter anderem auch die Neue Weinsteige.

Kritiker bemängeln, dass beim Pilotversuch nicht die Geschwindigkeitsbegrenzung zum Erfolg geführt habe. Ihr Hauptargument: Nicht durch Tempo 40 sei der Verkehrsfluss verbessert worden, sondern durch weitere Maßnahmen wie den Rückbau von Parkplätzen. Die Verantwortlichen im Stuttgarter Rathaus sind von der Wirkung des Tempolimits dagegen überzeugt: An der Hohenheimer Straße habe man die positiven Auswirkungen auf die Luftreinhaltungen zunächst mit Messfahrten und schließlich mit den Daten aus den Messstationen nachweisen können, heißt es in einer Mitteilungsvorlage der Stadt. Die Maßnahme, die Teil von Oberbürgermeister Fritz Kuhns Aktionsplan „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ ist, werde daher in der dritten Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart fortgeführt. Dazu habe man potenzielle Steigungsstrecken unter die Lupe genommen, die Auswahl erfolgte dann anhand von Faktoren wie Fahrzeugaufkommen, Anzahl der Anwohner, Länge und natürlich der Steigung selbst. „Aus diesen Kriterien entstand ein Katalog, der circa 36,2 Kilometer Steigungsstrecken im Talkessel von Stuttgart beinhaltet“, so Ordnungsbürgermeister Martin Schairer.

25,2 Kilometer davon werden bis Ende 2017 umgesetzt sein, die weiteren elf Kilometer sollen in den kommenden zwei Jahren noch folgen. Für die Fortsetzung der Maßnahme ist im Haushalt 2018/2019 die Bereitstellung von weiteren finanziellen Mitteln erforderlich. Insgesamt fallen Kosten von circa 1,4 Millionen Euro an. Unter anderem werden 110 Schilder benötigt, damit ist es jedoch nicht getan. „Je nach Länge der Steigungsstrecke sind bis zu zwei Geschwindigkeitsanzeigentafeln erforderlich“, so Schairer, der von 13 zusätzlichen Displays ausgeht, der Stückpreis beträgt 5000 Euro. Hinzu kommen nochmals jeweils rund 4800 Euro für die Bereitstellung der Stromversorgung und der Datenfernübertragung. Darüber hinaus müsse die grüne Welle auf den Strecken an die neue Höchstgeschwindigkeit angepasst werden und der öffentliche Personennahverkehr berücksichtigt werden. Dies erfordere eine Überarbeitung der Signalprogramme beziehungsweise die Erneuerung einzelner Ampelanlagen. Die Verkehrsplaner hoffen dabei auf mehr Personal. Sollte die beantragte Elektroingenieurstelle nicht genehmigt und gleichzeitig die Schnellbuslinie zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt beschlossen werden, seien Verzögerungen bei der Umsetzung der Tempo-40-Regelung möglich - dann hätten wohl Anpassungen für den Expressbus Priorität.

Sobald in einem Abschnitt Tempo 40 eingeführt worden ist, werfen die Verkehrsplaner auch auf mögliche Schleichwege ein Auge, schließlich kann die Reduzierung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit auch zu Verdrängungseffekten in Nebenstraßen führen. „Um Auswirkungen erkennen zu können, werden mehrere Verkehrserhebungen durchgeführt“, heißt es vonseiten der Stadt. Bislang habe der Verkehr in den Tempo-40-Bereichen nicht abgenommen.

Übrigens sollten Autofahrer nicht nur bergauf den Fuß vom Gas nehmen. Immer, wenn keine Mitteltrennung - beispielsweise durch Stadtbahngleise - vorliegt, gilt auch in der Gegenrichtung Tempo 40. Diese Regelung sei notwendig, damit Fußgänger die Geschwindigkeiten richtig einschätzen können.

Tempo 40 in Stuttgart

Umgesetzt von 2012 bis 2015:

1. Schwarenberg-, Plank- und Pischekstraße

2. Neue Straße, Albert-Schäffle- und Aspergstraße

3. Immenhofer Straße, Zellerstraße und Neue Weinsteige (bis zum Beginn der Bundesstraße 27)

Umsetzung 2016 und 2017:

1. Türlen- und Robert-Mayer-Straße

2. Birkenwaldstraße

3. Herdweg/Lenzhalde

4. Zeppelinstraße

5. Herderstraße/Botnanger Straße

6. Hegelstraße/Hölderlinstraße

(von Seidenstraße bis zum Hölderlinplatz)

7. Schickhardtstraße und Schwabstraße bis Rotebühlstraße

8. Schwabstraße zwischen Forst- und Lerchenstraße

9. Werfmershalde

10. Karl-Kloß-Straße (nur in Heslach)

11. Dobel-, Sonnenberg- und Richard-Wagner-Straße

12. Haußmannstraße (zwischen

Urach- und Ostendplatz)

13. Hack- und Rotenbergstraße

14. Olgastraße und die Neue Weinsteige (bis Zellerstraße)

Geplant bis Ende 2019:

1. Rotebühl- und Rotenwaldstraße

2. Tal- und Wagenburgstraße

3. Landhausstraße

4. Gablenberger Hauptstraße

5. Wolframstraße

6. Nordbahnhof- und Friedhofstraße

7. Heilbronner Straße (vom Pragsattel bis zum Hauptbahnhof)

8. Neue Weinsteige und Obere Weinsteige