Stuttgart (dpa/erb) - Die Firmen im Südwesten beurteilen ihre Lage trotz der Unsicherheiten in Großbritannien und den USA immer positiver. „Die Auftragseingänge nehmen aktuell sogar noch zu“, sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Wolfgang Grenke, gestern in Stuttgart. „Wir gehen davon aus, dass der gute Nachfragetrend noch weiter an Breite gewinnt.“

Rund 96 Prozent der etwa 4000 Firmen in der aktuellen Konjunkturumfrage des BWIHK schätzen ihre Lage demnach als „gut“ oder „befriedigend“ ein. Das ist eine leichte Zunahme um einen Prozentpunkt zu der bereits guten Stimmung im Januar. „Obwohl die Risiken auf den Weltmärkten zugenommen haben, konnten die Betriebe in Baden-Württemberg die Herausforderungen weiter erfolgreich meistern“, sagte Grenke.

Mehr als ein Drittel der Befragten erwartet in den kommenden Monaten sogar noch bessere Geschäfte. Eine Verschlechterung erwarten nur noch 7,8 Prozent der Befragten. Schwung erhoffen sich die im Ausland aktiven Unternehmen vor allem von Exporten. „Für Europa gehen wir davon aus, dass der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich ein klares Signal setzt für mehr Zusammenarbeit und die Durchsetzung notwendiger Reformen in Europa“, sagte Grenke. Das könne dem leichten Aufschwung in der EU den notwendigen Schub geben. Während die Firmen wegen des geplanten EU-Austritts Großbritanniens um einen wichtigen Absatz und Beschaffungsmarkt bangten, gebe es mit Blick auf die USA Sorgen aber auch Hoffnungen.

Das zeigt sich auch in den Exportdaten zu Jahresbeginn. Nach einem Einbruch der Ausfuhren an den wichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs um 9,4 Prozent im vergangenen Jahr, zogen die Exporte im Januar und Februar wieder um 15,6 Prozent an. „Der kaum zu bremsende Export vor allem der produzierenden Unternehmen zeigt, dass entgegen allen protektionistischen Tendenzen unsere Produkte in aller Welt stark nachgefragt werden“, sagte Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart.

Hohe Exportüberschüsse

Es sei zwar richtig, dass die deutschen Exportüberschüsse hoch sind. „Solche Überschüsse sind jedoch ebenso wenig wie Defizite per se gut oder schlecht, denn letztendlich sind beide das Ergebnis autonomer Entscheidungen von Konsumenten und Produzenten“, sagte Richter.

Die gute Stimmung dürfte sich auf den Arbeitsmarkt übertragen: Mehr als ein Viertel der Befragten will in diesem Jahr zusätzliches Personal einstellen. Das Problem sei allerdings nach wie vor, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Der Fachkräftemangel sei somit das größte Geschäftsrisiko für die Firmen im Land.

Positiv fallen auch die Pläne für Inlandsinvestitionen aus: etwas mehr als ein Drittel der Befragten hat seine Budgets aufgestockt. Nur gut jeder neunte Betrieb will weniger als im Vorjahr im Inland investieren. Die Industrie schaltet noch einen Gang nach oben. Damit reagieren die produzierenden Betriebe im Land auf eine Geschäftsentwicklung, die so gut ist, wie zuletzt bei der Wiedervereinigung.