Daniel Schäfers (links) und Andreas Reikowski vom Stuttgarter Lego-Fanclub beim Fachsimpeln. Foto: Eisenmann Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Der große Tag rückt näher. Jener Tag, an dem die „Comic Con Germany“ auf der Landesmesse ihre Türen öffnen wird. 50 000 Besucher wurden im Vorjahr gezählt, noch mehr werden es voraussichtlich am 1. und 2. Juli werden. Veranstaltungsprofis dürften solche Zahlen kalt lassen. Aber Daniel Schäfers und Andreas Reikowski sind nun einmal keine alten Hasen im Geschäft und der Verein „Schwabenstein 2 x 4“ mit rund zwei Jahren noch vergleichsweise jung. Dennoch sehen sich die Mitglieder des Stuttgarter Fanclubs nach einer Anfrage von Organisator Dirk Bartholomä vor eine besondere Aufgabe gestellt: Auf einer Teilfläche von 800 Quadratmetern wollen sie am kommenden Wochenende Besucher in eine bunte Welt aus Noppen entführen. Etwa 18 000 Steine hält eigens eine Spielecke für Kinder parat. Eine detailliert ausgearbeitete Ghostbuster-Zentrale wird unter anderem zu sehen sein, Raumfahrzeuge aus Blockbustern wie „Star Wars“ werden ausgestellt, Bauten aus beliebten Fantasy-Serien bereichern das Angebot auf der Messe. Feen, Elfen und Drachen tummeln sich auf Dioramen.

Natürlich hat der Stuttgarter Lego-Verein die Modelle nicht alle selbst gebaut. Vielmehr gingen nach einem Aufruf im Internet zahlreiche Bewerbungen ein. Und zwar auch von begeisterten Ausstellern, die außerhalb Deutschlands wohnen - beispielsweise in der Schweiz oder in Holland. „Wir wurden von der Nachfrage förmlich überrannt“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende Schäfers. „Bereits nach 24 Stunden lagen uns 30 Anmeldungen vor.“ 99 sind es bis Ende April geworden.

Der Lego-Bereich auf der „Comic Con“ richtet sich nicht nur an junge Besucher, die das Spielzeug aus ihrem Kinderzimmer kennen. Erwachsene werden sich ebenfalls zuhauf in der Ausstellungswelt tummeln, denn auch bei diesen haben die bunten Steine in der Freizeitwelt längst Einzug gehalten. Zwischen 15 und 20 Prozent der Lego-Käufer, so zeigen Untersuchungen des dänischen Herstellers, sind erwachsene Männer, die sich die Sets für den Eigengebrauch zulegen. Und die dafür bereit sind, auch finanziell einiges zu investieren. Ganz abgesehen von dem Platz, der zum Bauen und Lagern benötigt wird. In Andreas Reikowskis Wohnung gibt es einen Raum, in dessen Regalen die Teile in Plastikbehältern nach der Anzahl der Noppen sortiert sind. Bei anderen Vereinsmitgliedern wird der Keller, manchmal der Dachboden für das Hobby genutzt. Auch eine Zweitwohnung wurde schon angemietet.

Was den Reiz der kleinen Steine ausmacht? Diese Frage wird Schäfers und Reikowski häufig gestellt. Und manchmal ärgert es sie, sich für ihre Freizeitbeschäftigung rechtfertigen zu müssen oder als große Kinder abgestempelt zu werden. „Die einen schreiben Bücher, andere machen Musik, um kreativ zu sein. Lego hingegen beflügelt auf besondere Weise die Fantasie der Menschen.“ Und es verbinde diese miteinander. „Es ist ein echter Brückenbauer“, sind die Stuttgarter überzeugt. Klötzchen auf Klötzchen, Stein auf Stein - dies wird weltweit ohne Übersetzer und Anleitung von Groß und Klein verstanden. Und das, was dabei entsteht, hat eine Bandbreite, die nach Ansicht der erwachsenen Legofans - den sogenannten Adult Fans of Lego kurz AFOL - ihresgleichen sucht: Angefangen bei detailgetreuen Nachbauten, über verblüffende Kunstwerke bis hin zu selbstgedrehten Filmen, den Brickfilmen, in denen die gelben Männchen in den Hauptrollen zu sehen sind.

2015 wurde in Stuttgart aus dem Lego-Stammtisch heraus der bundesweit erste gemeinnützige Fanclub gegründet - nach einer Anregung übrigens durch eine Mitarbeiterin des Finanzamts. Die mittlerweile 36 Mitglieder, die sich einmal im Monat treffen, haben sich zum Ziel gesetzt, die Kunst sowie die Kreativität von Kindern mit Hilfe der bunten Steine zu fördern. Dies geschieht beispielsweise bei Ausstellungen, zu denen der Verein von Veranstaltern eingeladen wird. An Tischen werden dann die kleinen Besucher von Schäfers und seinen Schwabenstein-Mitstreitern mit manch kniffliger Aufgabe konfrontiert. Beispielsweise muss etwas aus Steinen gebaut werden, die sich in einer Tüte befinden. Natürlich darf diese nicht geöffnet werden. Oder die jungen Gäste sehen sich vor die Frage gestellt, ob und wie aus eckigen Steinen etwas Rundes entstehen kann. „Von den Ideen und den Ergebnissen sind selbst wir am Ende oft überrascht“, sagt Schäfers.

Überrascht werden sollen nun aber erstmals die Besucher der Messe „Comic Con“. Die größte Herausforderung für das Organisationsteam lautet: Wie lassen sich die Exponate so anordnen, dass auf der Fläche ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Gerechnet wird dabei übrigens nicht nur in Zentimetern und Metern - auch auf eher ungewöhnliche Maßeinheiten wie Noppen, Steine und Platten wird dafür zurückgegriffen.

Weitere Informationen gibt es unter www.schwabenstein.com.