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Stuttgart (dpa) - Die Stadt Stuttgart hat den ersten Feinstaubalarm der Saison ausgelöst. Heute ab 18 Uhr müssen Kamine, die nur der Gemütlichkeit dienen, demnach aus bleiben. Bereits seit Mitternacht sind Autofahrer aufgerufen, den Wagen stehen zu lassen.

„Wir haben eine Wetterlage, wo alle Faktoren erfüllt sind“, erläuterte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Dazu zählen demnach auch fehlender Niederschlag und nur schwacher Wind. Erwarten die Experten an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre, wird in Stuttgart im Winterhalbjahr der Alarm ausgelöst. Die Dauer des aktuellen Alarms ist nach Angaben der Stadt noch offen. Er dürfte dem DWD zufolge mindestens bis Mittwoch dauern - so lange ist im Südwesten sonniges und trockenes Wetter vorhergesagt.

Nach steigender Feinstaub-Belastung in den vergangenen Tagen gingen die Werte kurz vor Beginn des Alarms zunächst allerdings nicht weiter nach oben. Am Sonntagmorgen wurden an der besonders belasteten Messstation am Neckartor zeitweise 37 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, wie aus Daten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz hervorgeht. Erlaubt sind 50 Mikrogramm. Der Tagesmittelwert vom Samstag lag bei 38 Mikrogramm - und ging damit im Vergleich zu den Vortagen minimal zurück.

Wie viele Stuttgarter und Pendler dem Aufruf zum Umstieg auf Bus und Bahn folgen, lasse sich nicht klären, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn. „Aber die Stadtbahnen sind dann schon voll.“ Schätzungen aus der Anfangszeit des Feinstaubalarms lassen allerdings vermuten, dass die Wirkung überschaubar ist. Busse und Bahnen registrierten nur rund fünf bis sechs Prozent mehr Fahrgäste.

Verkehrsminister Winfried Hermann rief Pendler zum Umdenken auf. „Luftreinhaltung ohne Fahrverbote braucht Umweltverantwortung und entsprechendes Verhalten von vielen“, erklärte er gestern. „Das heißt Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr und aufs Rad oder die Bildung von Fahrgemeinschaften.“

Der Fahrradclub ADFC in Stuttgart rief ebenfalls dazu auf, das Fahrrad zu nehmen. „Es nützt nichts, nur über die zu hohe Belastung zu reden - jeder Einzelne ist aufgefordert zu handeln“, sagte der stellvertretende Kreisvorsitzende Frank Zühlke.

Heute startet zur Feinstaubbekämpfung zudem eine Nassreinigung der Straßen rund um Deutschlands Feinstaub-Hotspot Neckartor. Bis zum Ende der Alarmsaison im April dürfte das nach Angaben der Stadt rund 600 000 Euro kosten. Ziel ist es demnach, Dreck aufzusaugen, bevor er durch den Verkehr zu Feinstaub zerrieben wird.