Bei jedem Grenzübertritt wird ein Selfie gemacht. Foto: Team101Nacht Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Wüste ruft. Zumindest für sechs Studierende der Luft- und Raumfahrttechnik. Sie nehmen an der Allgäu-Orient-Rallye teil, legen 7777 Kilometer in drei Wochen zurück. Vorausgesetzt, den betagten Fahrzeugen geht nicht vorher die Puste aus. Unsere Zeitung wird während dieser Zeit über die Reise des Teams berichten. Heute: Knapp die Hälfte der Reise ist vorbei und die türkische Grenze überquert.

Rückschläge gehören bei einer Rallye wie dieser dazu. Man muss sie nur wegstecken können und den Kopf nicht gleich in den (Wüsten-)Sand stecken. Und so birgt bereits die Fahrt von Vaihingen aus zum Startpunkt in Oberstaufen (Allgäu) manche Überraschung. Die erste Pause muss das Stuttgarter Team nach wenigen Hundert Metern am Flughafen einlegen. Die Spanngurte an einem Fahrzeug schlagen bei Tempo 60 so stark gegen das Dach, dass man sich im Innenraum nicht mehr unterhalten kann. Kurz vor Ulm dann die erste Autopanne: Der Motor des Opels Zafira verliert Leistung, die Lichterorgel im Armaturenbrett geht an, das Auto bleibt stehen. „Glücklicherweise sind wir entspannt auf einen Parkplatz gerollt und nach zehn Minuten Warten ging die Fahrt bis Oberstaufen problemlos weiter“, berichtet Phillip Renz. Als etwa 15. Mannschaft begibt sich das Team „Einhundert und eine Nacht“ auf die 7777 Kilometer lange Strecke, muss allerdings nach kurzer Zeit umkehren. Die Studierenden haben zwar ihr mitgebrachtes Musikinstrument abgegeben, jedoch kein neues eingetauscht. Die Spielregeln sehen vor, dass auf diesen in Israel das Kinderlied „Bruder Jakob“ vorgespielt werden muss. „Also sind wir zurück zu den Organisatoren, wo sie uns ein Alphorn andrehen wollten.“ Keine gute Wahl angesichts des spärlichen Platzes in den Fahrzeugen. Am Ende werden eine Flöte und eine Muschel die Reise mit antreten.

Das „Programm“ sieht vor, dass täglich zwischen 500 bis 600 Kilometer in den betagten Fahrzeugen zurückgelegt werden. Manchmal sogar mehr. Erstes Etappenziel ist die österreich-slowenische Grenze, wo das Team gegen Mitternacht eintrifft. Von dort geht es über Nebenstraßen weiter. Zum Glück leisten die LED-Scheinwerfer an den Fahrzeugen gute Dienste im Kampf gegen die slowenischen Schlaglöcher, denn auch das gehört zu den Spielregeln der Rallye: Komfortable Autobahnen sind tabu. Übrigens ebenso wie Navigationsgeräte.

In den Tagen danach geht es weiter unter anderem durch Kroatien und Bosnien-Herzegowina. An jedem Grenzübertritt wird ein Selfie gemacht, das auf Facebook gepostet wird. Außergewöhnliche Landschaften, aber auch zum Teil äußerst heruntergekommene Häuser markieren ihren Weg. In Tirana in Albanien besuchen die sechs ein SOS-Kinderdorf, für das sie in den vergangenen Wochen Spenden gesammelt haben - Malbücher, Stifte und Stofftiere werden übergeben und eine Führung durch die Anlage gemacht, in der Kinder zwischen fünf und 15 Jahren leben. Denn auch der karitative Gedanke ist neben all dem Spaß und Abenteuer ein wichtiger Baustein der Rallye.

Bei der Weiterfahrt durch Griechenland liegt die türkische Grenze allen Teams schwer im Magen. Nicht selten musste hier eine Mannschaft alles, was in den Fahrzeugen war, komplett auspacken - was Zeit und Nerven kostet. Aber alles lief ohne Probleme. „Unsere Pässe wurden drei Mal kontrolliert und ein Blick eines Zöllners überall ins Auto gehörten zum geringsten Übel.“ Von der Grenze aus ging es weiter nach Istanbul, wo ein Spiel gegen eine Auswahl der türkischen Nationalmannschaft stattfinden sollte. Das war der Plan. Allerdings hatte einer etwas dagegen: Der Opel Zafira ging wieder einmal aus. Eine Odyssee von Werkstatt zu Werkstatt begann, aber schließlich konnte die Reise fortgesetzt werden.

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