Seelöwin Evi erkundet ihren neuen Ausblick. Durch die Scheiben des Eisbärbeckens können die Besucher die Tiere unter und über Wasser ganz aus der Nähe beobachten Foto: Wilhelma Stuttgart - Wilhelma Stuttgart

Die Seelöwen der Wilhelma in Stuttgart sind wieder vereint. Bulle Unesco wurde von seinen Damen in der zuletzt ungenutzten Eisbärenanlage willkomen geheißen.

Stuttgart (red)Die Seelöwen der Wilhelma in Stuttgart sind wieder vereint: Mit lautem Prusten und vielen Nasenstübern wurde der Bulle Unesco gestern, Mittwoch, 19. September, von seinen Damen in der zuletzt ungenutzten Eisbärenanlage willkommen geheißen. Im August zogen dort zunächst Bella, Mercedes und Samantha ein, die das Becken in den vergangenen Wochen auf Seelöwentauglichkeit testen durften. Mit Unesco, Evi und dem jüngsten Nachwuchs Fiete ist die Gruppe seit heute wieder komplett.

Hatten beim Umzug der ersten Seelöwen noch starke Hände gereicht, um die Transportkisten mit den Tieren aus der Anlage zu hieven, war für den massigen Bullen Unesco schwere Technik nötig. Anders als die rund 70 Kilo schweren Weibchen bringt er immerhin etwa 280 Kilogramm auf die Waage. Rechnet man das Eigengewicht der entsprechend stabilen Transportkiste dazu, kommt man insgesamt auf eine halbe Tonne, die mit Ruhe und Bedacht über das Gelände manövriert werden musste. Die tragende Rolle übernahm dabei ein eigens bestellter Kran, mit dem Box und Bulle sicher aus der Felslandschaft gehoben werden konnten. Dabei hat sich das regelmäßige Training mit den Seelöwen bezahlt gemacht: Tierpflegerin Lesley Kirchner konnte ihren Schützling Unesco problemlos in die Box dirigieren, von wo aus er das Procedere mit großen Augen verfolgte. „Im Prinzip haben wir hier eine für ihn durch die Übungen ganz normale, tägliche Situation nachgestellt“, erklärt Kirchner. „Nur blieb eben diesmal einfach die Tür zu und der Kran kam. Unesco war aber wie immer der Streber. Er hat vorbildlich mitgemacht und war insgesamt richtig cool und entspannt.“ Auch als seine Kiste sich vom Boden abhob, blieb der Seelöwe gelassen. Nach einer kurzen Fahrt durch den Park ging das Ausladen im neuen Domizil ebenfalls sehr schnell. Unesco gönnte sich einen vorsichtigen Kontrollblick durch den Schieber und war im nächsten Moment schon im Wasser, wo er mit lautem Schnauben seine Weibchen begrüßte.

Ihren angestammten Platz vor dem Aquarium müssen die Kalifornischen Seelöwen nun erst einmal den Bauarbeitern überlassen. In der nächsten Zeit werden dringend nötige Sanierungen vorgenommen, damit das Bassin bald wieder in neuem Glanz erstrahlt. Da das Eisbärengehege nach dem Tod der Bewohnerin Corinna leer stand, dürfen sich dort in der Zwischenzeit die Seelöwen tummeln. Obwohl die Tiere bereits regelmäßig auf Tauchgang gehen und elegant an den Sichtscheiben vorbeigleiten, wird es sicher noch etwas dauern, bis sich die Aufregung in der Gruppe gelegt hat. „Die Tiere brauchen erst einmal Zeit, um ihre Anlage und den Stall richtig kennenzulernen“, erklärt Kirchner. Auch die täglichen Übungsstunden werden erst Schritt für Schritt in den Alltag integriert. „Sie müssen sich erst alle einzeln rufen und separieren lassen, bevor es mit dem regulären Training weitergehen kann.“ Statt der kommentierten Schaufütterungen finden daher zunächst jeden Tag zu den bekannten Zeiten um 11 und 15 Uhr Trainingsstunden statt, bei denen die Wilhelma-Besucher zuschauen und die Fortschritte der Seelöwen mitverfolgen können.