Das Jobticket ist praktisch – hat aber offenbar Tücken. Foto: dpa - dpa

Eine Stuttgarterin erwartet ein Baby und will ihr Jobticket unterbrechen – über die Reaktion der Bahn ist die junge Frau ernüchtert.

StuttgartLuise Schaller (Name von der Redaktion geändert) ist eine treue Kundin der Deutschen Bahn. Die Pendlerin nutzt häufig den Fernzug zwischen Stuttgart und Heidelberg. Dafür hat Schaller ein DB-Jobticket im Jahresabonnement erworben. Das Abo allerdings hat versteckte Tücken, für die sich der Staatskonzern inzwischen sogar vor der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) eine Rüge einhandelte. Schaller erwartet Nachwuchs. Deshalb wollte die Stuttgarterin das Jobticket für die Zeit des gesetzlichen Mutterschutzes von insgesamt mindestens 14 Wochen kostenlos ruhen lassen. Die freundliche Bitte lief allerdings ins Leere. Das Ruhen des Jobtickets und die Erstattung für den ungenutzten Zeitraum seien laut Vertragsbedingungen nur für maximal 60 Tage bei Elternzeit oder Krankheit möglich, teilte der Staatskonzern mit. Das Abo-Center DB-Jobticket empfahl der Kundin stattdessen die Kündigung des Jobtickets.

„Bedingungen akzeptiert“

Die Kündigung des Tickets würde für Schaller jedoch teuer. Denn der Abovertrag sieht vor, dass dennoch bis zum Ablauf der Geltungsdauer bezahlt werden muss – im Falle der DB-Kundin wären das Kosten von 544 Euro. Die ADS forderte die DB Vertrieb GmbH mit deutlichen Worten um Stellungnahme bat. Hier stehe „eine mittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts im Raum“, schreiben die Experten. Denn die DB-Regelung führe dazu, dass Väter, die zwei Monate Elternzeit nehmen, das Jobticket kostenlos ruhen lassen können. Mütter dagegen müssten weiter zahlen, weil sie laut Gesetz im Mutterschutz nicht arbeiten dürfen. Die Bahn betont, die Vertragsbedingungen für das Jobticket würden „unabhängig vom Geschlecht“ gelten und seien von der Aufsichtsbehörde genehmigt. Die Kundin habe die Bedingungen bei Vertragsabschluss akzeptiert. Aus Kulanz kam man der jungen Frau jedoch entgegen. Schaller ist dennoch enttäuscht, dass der Konzern erst spät Einsicht zeigte. Aber ihr Einsatz hat sich gelohnt, da auch andere werdende Mütter unter den DB-Stammkunden davon profitieren, denn die DB will zum nächsten Fahrplanwechsel nun das Kleingedruckte anpassen.wüp