Von Andrea Eisenmann

Gingen bei der Premiere des Stuttgarter Sommerfestes 1991 noch die Garnelen aus, sind die Gastronomen seither selbst für den größten Besucherandrang gewappnet. Allerdings müssen sie vor und während der vier Tage zahlreiche logistische Herausforderungen meistern, damit die Gäste entspannt durch die Zeltstadt im Herzen der Stadt flanieren können.
Still und starr ruht der Eckensee. Zumindest an diesem Freitagvormittag. Ein Dutzend Enten hat es sich im Gras bequem gemacht, eine Joggerin dreht eine Runde nach der anderen um das Wasser. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es bereits „Leben“ hinter den geschlossenen Zeltwänden gibt. Die Hinterlassenschaften vom Vorabend werden abgeräumt. Besteck in Servietten eingerollt, der Schutz von den Tischen abgezogen. Das Surren von Staubsaugern dringt ins Freie. Gegen zehn Uhr fahren immer mehr Transporter und Lastwagen über die gepflasterten Wege, die eigentlich Passanten vorbehalten sind. Getränke und Lebensmittel werden angeliefert, Mitarbeiter gleichen Waren mit Bestelllisten ab, dann werden sie weggeräumt. Séline Hellmonds hat den Kofferraum ihres Autos geöffnet. Bis oben hin ist er mit Kisten gefüllt. „120 Gläser, die zu den vorhandenen 800 kommen“, sagt die Wirtin.
Auch an Tag 2 gibt es auf dem Sommerfest für die Beteiligten viel zu tun. Die Nächte fallen kurz aus. Vor allem für die Inhaber der Gastronomie-Betriebe, auf denen viel Verantwortung liegt. Und die dennoch am entscheidenden Faktor wenig ausrichten können: dem Wetter. Stimmt dieses, strömen die Gäste zuhauf in die Zeltstadt, genießen das Angebot an Speisen und Getränken, das Musikprogramm und die stimmungsvolle Kulisse. Bei Regen oder tropischer Hitze hingegen haben die Gastronomen das Nachsehen. Eigentlich stehen der hohe Aufwand und die Dauer der Veranstaltung in keinem Verhältnis zueinander, hat Conny Weitmann festgestellt. „Man sollte dienstags oder mittwochs mit dem Sommerfest beginnen – und nicht erst am Donnerstag“, fordert sie. Seit der Premiere vor 27 Jahren ist sie mit einem Stand vertreten. In diesem Jahr ist dieser erstmals direkt an der Königstraße zu finden.
Holger und Dieter Looß gehören ebenfalls zu den Gastronomen der ersten Stunde. In diesem Jahr haben sie ihr bisheriges Angebot mit der Tapas-Bar Desirée und dem Freiluft-Ableger des Markthallen-Restaurants „Empore“ erweitert und laden in die „Fischhalle“ ein. Drei verschiedene Sorten an Sommer-Austern stehen auf der Speisekarte, frisch geliefert werden sie von einem Züchter aus Frankreich. Die Preise beginnen bei 19,80 Euro für sechs Schalentiere, für ein Dutzend werden bis zu 74,40 Euro bezahlt. Selbstverständlich gilt es nicht nur, die Meeresfrüchte kalt zu lagern, auch Getränke, Gemüse und Fleisch befinden sich in Kühlwagen. Zum festen Team zählt die Gastronomie-Familie 20 Personen. Hinzu kommen 60 bis 80 Aushilfen, von denen ein Teil eingelernt werden muss. Und so bleibt auch während der Tage viel zu erledigen. Irgendwann jedoch mache sich der Schlafmangel bemerkbar. „Meistens lege ich mich am Sonntagnachmittag für ein paar Stunden hin. Kurz vor Ende hat sich immer alles eingespielt“, sagt Holger Looß.

Das 27. Stuttgarter Sommerfest ist heute von 11 bis 2 Uhr, morgen von 11 bis 23 Uhr geöffnet.