Die 1864 fertiggestellte Liederhalle wurde 1943 zerstört. Foto: Archiv Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Stuttgart - Die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft blickt auf ein gutes Jahr 2017 zurück. Die Hallen waren ausgelastet und die eigenen Veranstaltungen sehr gut besucht. „Wir kommen auf 37 Millionen Euro Umsatz“, sagt Geschäftsführer Martin Rau. „Und auch für 2018 sieht es gut aus. Da werden wir wohl auf 40 Millionen Euro kommen.“ Das Volksfest-Jubiläum wirkt sich aus. Eine große Herausforderung steht 2019 an: Das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle wird umfassend saniert.

Um mit der technischen Entwicklung mitzuhalten und die ersten Gebrauchsspuren zu beseitigen, wird das Kongresszentrum von Sommer 2019 an umfassend saniert und modernisiert. Hegel-Saal, Schiller-Saal und die Tagungsräume bleiben zwölf Monate geschlossen. Technik und Brandschutz sowie Fluchtwege erfordern ein Eingreifen. „Das ist im laufenden Betrieb nicht möglich.“ 26,5 Millionen Euro wird dies kosten. „Unsere Kunden sind informiert“, sagt Rau. Schließlich ist der Hegelsaal beliebte Veranstaltungsstätte. Es werde versucht, ausreichend Ausweichhallen in der Region anzubieten. Beethoven-, Mozart- und Silchersaal bleiben nutzbar und ab Herbst 2019 stehen die sanierten Wagenhallen zur Verfügung.

Auch sein Geschäftsführer-Kollege Andreas Kroll ist zufrieden. „Wir hatten gute Auslastung in den Häusern und bei eigenen Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Volks- und Frühlingsfest, Lichterfest und Sommerfest.“ Es seien gute Besucherzahlen erreicht worden. Und das trotz erschwerter Infrastruktur und Rahmenbedingungen. So stehen durch die Baumaßnahmen im Neckarpark keine Parkplätze zur Verfügung, müssen Parkhäuser angemietet und unter Umständen die Mercedesstraße gesperrt werden. „Die öffentlichen Verkehrsmittel sind schon am Anschlag.“ Es werde über Bus-Shuttle-Dienste nachgedacht. Eine logistische Herausforderung. „Wohin mit den Schausteller- und Aussteller-Fahrzeugen?“

Das Hallen-Duo Schleyerhalle und Porsche-Arena sorgte für strahlende Gesichter. Zu den insgesamt 212 Veranstaltungen kamen mehr als eine Million Besucher. 590 000 Besucher waren es bei 91 Veranstaltungen in der Schleyerhalle, 120 000 bei 118 Veranstaltungen in der Porsche-Arena. Und auch für 2018 sieht es sehr gut aus. „Wir rechnen mit einer Top-Auslastung“, so Kroll. 232 Veranstaltungen seien bereits fix. Damit käme man dem Rekordjahr 2015 mit 239 Events nahe. Damals fand der Evangelische Kirchentag in Stuttgart statt. Die drei großen Feste - Historisches Volksfest auf dem Schlossplatz und 200 Jahre Volksfest sowie das 100. Landwirtschaftliche Hauptfest - stellen eine große Herausforderung für die Veranstaltungsgesellschaft dar. „Das wird ein ganz großes und eines der besten Jahre für uns“, ist Kroll zuversichtlich.

Die erste Stuttgarter Liederhalle

Die erste Stuttgarter Liederhalle wurde vor mehr als 150 Jahren eröffnet. Den Bau hatte der 1824 gegründete Liederkranz realisiert. „Unleugbar herrscht in unserer Stadt ein sehr fühlbarer Mangel an großen, öffentlichen Zwecken zugänglichen Räumlichkeiten, namentlich an einem sehr großen Saale.“ Mit diesem Satz begann ein Aufruf, mit dem man die Bevölkerung zur finanziellen Unterstützung aufrief. 1854 war das erste Etappenziel erreicht: Für 9500 Gulden konnten die damaligen Seewiesen vor dem Büchsentor - das Areal, auf dem auch das heutige Kultur- und Kongresszentrum steht - erworben werden. Wie die Liederhalle aussehen sollte, stand bereits fest, der Entwurf stammte von Christian Friedrich von Leins. Allerdings reichten die finanziellen Mittel nicht, um das Projekt wie geplant umzusetzen. Deshalb wurde zunächst nur das Vorderhaus mit dem Konzertsaal gebaut, die Realisierung des großen Festsaals zurückgestellt. Am 11. Dezember 1864 war es dann soweit: Der Stuttgarter Liederkranz konnte das Konzerthaus eröffnen. Die Baukosten von 96 600 Gulden wurden sogar leicht unterschritten. Die Stadt hatte mit der Liederhalle ein einzigartiges musikalisch-kulturelles Zentrum erhalten, dessen Akustik allgemein bewundert wurde. 1875 schließlich wurde das Gebäude um den prachtvollen Festsaal erweitert. Der im Renaissancestil gehaltene Raum fasste bis zu 2500 Menschen. Zuletzt verfügte das Gebäude über 14 Säle. Bei einem Luftangriff am 8. Oktober 1943 wurde das Konzerthaus unwiederbringlich zerstört. Nach dem Krieg war dem Liederkranz ein Wiederaufbau aus finanziellen Gründen nicht möglich. 1954 entschieden sich die Vereinsmitglieder deshalb, das Grundstück an die Stadt zu verkaufen. Diese errichtete 1955/56 das neue „Konzerthaus Stuttgarter Liederhalle“ nach den Plänen der Architekten Adolf Abel und Rolf Gutbrod.