Die Stadt fördert den Radverkehr mit jährlich 2,9 Millionen Euro.Archiv Foto: CZ: Quelle: Unbekannt

(red) - Das Land Baden-Württemberg hat seinen 1. Bericht zur Wirkungskontrolle der Radverkehrsförderung vorgelegt. Der Bericht basiert auf einer Untersuchung von 2009 bis 2014. Darin werden Stuttgart gute Noten verteilt

Die Wirkungskontrolle wurde 2009 als Instrument zur Analyse und Bewertung der Radverkehrsförderung eingeführt. 2014 wurde die erste Nachher-Messung vorgenommen, die mit erneuten Befragungen, Zählungen und Befahrungen durch einen unabhängigen Gutachter erste Vergleichswerte liefert. Für die Wirkungskontrolle wurden Städte und Landkreise ausgewählt, die sich hinsichtlich Größe, Lage und Ausgangsbedingungen unterscheiden. In Stuttgart wurden Teststrecken vor allem auf den Hauptradrouten in den Stadtbezirken Bad Cannstatt, Vaihingen, Möhringen, West, Sillenbuch und in der Innenstadt ausgesucht.

Der Ausbau der Hauptradrouten und die Öffnung zahlreicher Einbahnstraßen für Radfahrer wurden ebenso positiv bewertet wie die Umgestaltung von Kreuzungen und die Wegweisung. Das Stuttgarter Radforum, ein Gremium, das allen Radinteressierten offensteht und sich für den Radverkehr stark macht, wurde im Bericht ebenso lobend erwähnt wie die Fahrradaktionstage, die 2017 bereits zum zwölften Mal stattfinden.

Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, freut sich über die gute Bewertung. „Wir haben schon viele Fortschritte in der Fahrradförderung gemacht und waren in den letzten zwei Jahren weiter aktiv, was Ausbau der Hauptradrouten, Verbesserung der Radabstellanlagen oder Fahrradwegweisung angeht. Wir arbeiten weiter mit großem Engagement an unserem Ziel, ‚Fahrradfreundliche Kommune‘ zu werden.“

Besonders hervorzuheben ist der steigende Anteil der Fahrradfahrer in der Landeshauptstadt. So wurde an ausgewählten Zählstellen im Untersuchungszeitraum teilweise mehr als eine Verdoppelung der Fahrradnutzung festgestellt. An der König-Karls-Brücke wurden mehr als 3000 Radfahrer am Tag gezählt. Bei der inzwischen eingerichteten Dauerzählstelle an derselben Stelle wurden 2016 an Spitzentagen mehr als 5000 Radler erfasst, die diesen Aufwärtstrend bestätigen. Trotz der Steigerung liegen die Unfallzahlen mit Radfahrern in Stuttgart unter dem Landesdurchschnitt.

Eine tendenziell positivere Grundstimmung zum Thema Radfahren bescheinigen die Stuttgarter auch bei der Telefonbefragung, die von den Gutachtern durchgeführt wurde. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) lobte die Landeshauptstadt beim Fahrradklimatest 2014 als „Aufholer“ und zeichnete sie für die erreichten Verbesserungen aus.

Claus Köhnlein, Fahrradbeauftragter der Stadt: „Mittlerweile zeigen die Anstrengungen in der Fahrradförderung nachweislich ihre Wirkung. Die verzeichnete Zunahme des Radverkehrs und die positive Qualitätsbewertung durch die nun vorliegende Wirkungskontrolle unterstreichen, dass sich ein langer Atem lohnt. Dies spornt an und zeigt, dass die Stuttgarter Radverkehrsförderung trotz vieler Widerstände auf dem richtigen Weg ist.“ Neben Ausdauer und langem Atem sind administrative Rahmenbedingungen und die Höhe der Haushaltsmittel für den Fahrradverkehr ein wesentlicher Faktor und Indikator für dessen Stellenwert in den Kommunen. In Stuttgart lag der Rad-Etat 2005 noch bei 380 000 Euro, für das Jahr 2016 beträgt er 2,9 Millionen Euro.