Wegen der massiv erhöhten Eintrittspreise sind viele Leuze-Besucher verärgert. Foto: Lg/Leif Piechowski - Lg/Leif Piechowski

Saunagänger im Leuze sind nach der Preiserhöhung wütend. 200 Beschwerden sind bei den Bäderbetrieben eingegangen – die meisten blieben bis heute unbeantwortet.

StuttgartDer 5. Juni war der Stichtag im Leuze. Seit diesem Tag gilt die neue Tarifstruktur, die unter anderem zur Folge hat, dass der Besuch der Sauna des Mineralbads am Neckar im Basistarif deutlich teurer wird und 15,50 Euro statt bisher 10,10 Euro kostet. Das sind satte 53 Prozent mehr. Diese Umstellung hatte bereits im Vorfeld viele Proteste ausgelöst. Stammgäste erklärten erbost, das Leuze zu meiden. Einige haben das auch umgesetzt. Die Bäderbetriebe bestätigen 200 Protestschreiben zu den neuen Tarifen, mündliche und telefonische Beschwerden nicht mitgerechnet. „Es gab aber auch positive Reaktionen“, sagt der Sprecher der Bäderbetriebe, Jens Böhm. Die hätten sich bedankt, dass durch die Tariftrennung und -erhöhung das Publikum, das nur zum Gucken in die Sauna kam, jetzt weg sei.

Nicht einverstanden mit den erhöhten Preisen ist dagegen Roland Grettenberger. Der 78-Jährige ging mit einer Gruppe von bis zu sieben anderen Saunafreunden 40 Jahre lang einmal pro Woche zum Saunieren ins Leuze. Die komplette Gruppe ist nun enttäuscht nach Fellbach ins F3 abgewandert. Grettenberger sieht sich zudem als Opfer und trägt seine Forderung seit der Preiserhöhung den Bäderbetrieben vor – bisher ohne jede offizielle Reaktion. Sein Anliegen: Er habe im April noch eine Zehnerkarte für drei Stunden für 112,50 Euro gekauft. Zum Zeitpunkt der Tariferhöhung seien noch fünf Besuche auf dem Ticket gewesen, diese habe er aber nicht nutzen können, sondern eine Gutschrift über 56,25 Euro bekommen. „Ich werde bei den Preisen nie wieder ins Leuze gehen, also will ich mein Geld“, sagt er und schilderte das auch per E-Mail den Bäderbetrieben.

Familien besonders betroffen

Zweimal schrieb der vergraulte Stammgast eine Mail, erhielt aber bis heute keine Reaktion – trotz Nachhakens. „Das stimmt“, sagt dazu Bädersprecher Böhm, der versicherte, dass generell jede Beschwerde beantwortet werde. Allerdings macht er auch deutlich: „Momentan ist leider aufgrund des hohen Aufkommens an Kritik mit einer längeren Bearbeitungszeit zu rechnen.“

Auch Detlef Kurth hat seinem Unmut in einer Mail an den OB, die Bäderbetriebe und die Sprecher der Fraktionen im Gemeinderat Luft gemacht. Der Professor für Städteplanung beklagt familienfeindliche Preise. Für zwei Erwachsene und zwei Kinder über sechs Jahre habe er vor der Erhöhung mit einer Gruppenkarte 30,40 Euro für drei Stunden Schwimmen und Sauna bezahlt. Jetzt seien dafür 67,20 Euro fällig, also rund 125 Prozent mehr. Nach den neuen Tarifen könnte Kurth den Betrag mit dem Kauf von Geldwertkarten für 400 Euro für die Erwachsenen noch um etwa sechs Euro senken, käme aber immer noch auf mehr als das Doppelte als vor dem 1. Juni. „Wir fühlen uns als Familie unangemessen finanziell belastet und werden das Leuze nicht weiter nutzen, bis wieder Familientarife eingeführt werden“, schrieb Kurth am 28. Juli an den OB.

Joachim Maier, der sich im Namen einer vierköpfigen Saunagruppe, die seit 20 Jahren regelmäßig ins Leuze geht, schriftlich beschwert hatte, sieht ein, dass Preisanpassungen sein müssen, jedoch „der Sprung von 12,50 Euro für drei Stunden Sauna auf 18,30 Euro ist einfach zu groß“, sagt er. Für Maier ist die Erhöhung auch sozial problematisch. Er kenne Saunagäste, die jetzt ihre Besuche reduzierten, weil sie es sich nicht mehr regelmäßig leisten können. „Das kann doch nicht im Interesse der Stadt sein“, sagte er.