Ist jetzt doppelter Doktor: Klaus Krombholz. Foto: Uni Hohenheim Quelle: Unbekannt

Stuttgart (red) - Das Wort „Ruhestand“ ist ihm fremd: Seit Klaus Krombholz nicht mehr als Ingenieur im Berufsleben steht, widmet er sich dem Thema Agrartechnik aus historischer Perspektive. Nach mehreren Buchprojekten schrieb er sich vergangenes Jahr als Doktorand an der Universität Hohenheim ein. Mit 79 Jahren hat der wohl älteste Doktorand der Universitätsgeschichte jetzt seine Dissertation erfolgreich abgeschlossen.

Beweisen musste sich der gebürtige Tscheche eigentlich nichts mehr. Aufgewachsen in der DDR, legte er durch sein Studium der Landmaschinentechnik an der TU Dresden und einer anschließenden Promotion den Grundstein einer erfolgreichen Karriere beim größten Landmaschinenbetrieb der DDR, dem Kombinat Fortschritt. Ende der 1990er-Jahre zog ihn die Liebe schließlich an den Bodensee. Dort arbeitete als freiberuflicher Ingenieur.

Seit 2003 ist Klaus Krombholz offiziell im Ruhestand. Zur Ruhe setzen wollte er sich deshalb aber nicht. Stattdessen schrieb er vier Bücher, die sich mit der deutschen Agrartechnik befassen. Ein weiteres Projekt fand er in der Digitalisierung von Archiv-Beständen, das er in Kooperation mit der Universität Hohenheim in mühevoller Arbeit in die Tat umsetzte. Als er feststellte, dass die Recherchen zu seinem vierten Buch allmählich Dimensionen einer Doktorarbeit annehmen, entschied er sich, ernstzumachen und schrieb sich vergangenes Jahr ein zweites Mal als Doktorand ein. Inzwischen hat er das Promotionsprojekt - in erstaunlich kurzer Zeit - zum Erfolg gebracht.

Gefragt nach seinem inneren Antrieb, verweist Krombholz auf eine Haltung, die er während seines Berufslebens entwickelt hat: „Es bestand täglich Termindruck und gab eine Fülle von Aufgaben. Ich habe mich stets daran gehalten, jeden Tag etwas abzuliefern - ungeachtet wie komplex ein Projekt war. Diese Vorgehensweise hat sich mir regelrecht eingebrannt.“

Doch der inzwischen doppelte Doktor lebte nie für die Agrartechnik allein, sondern kann auch abschalten. „Bei allem beruflichen und wissenschaftlichen Engagement war ich mir dennoch immer über den Wert privaten Glücks bewusst“, berichtet Krombholz. „Meine Frau und ich legten auf Reisen in unseren Wohnmobilen bisher 320 000 Kilometer Strecke zurück. Wir hatten das Glück, 80 Länder bereisen zu können, davon 50 mit dem Wohnmobil.“ Unter anderem seien sie auf einer einjährigen Tour von Feuerland nach Alaska unterwegs gewesen.

Heute denkt der 79-Jährige über weitere Reisen nach. Und außerdem über neue Projekte zur Aufbereitung der Geschichte der Landtechnik. Er möchte weiterhin jeden Tag etwas abliefern - nur sollten die Portionen kleiner werden. „Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich mir im Lauf meines Lebens angeeignet habe, ist das Erkennen des Moments, an dem ich aufhören sollte. Trotz aller Fehler und Irrtürmer habe ich immer die entscheidenden Stoppschilder erkannt, die mich vor Katastrophen bewahrt haben.“