Bärbel Mohrmann ist die neue Geschäftsführung von Pro Stuttgart. Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Stuttgart - Zum 41. Mal kommen Stuttgarter, „Neigschmeckte“ und Touristen in diesem Jahr vom 30. August bis 10. September auf dem Weindorf zusammen, um schwäbische Küche, regionale Weine und andere Köstlichkeiten zu genießen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Pro Stuttgart Verkehrsverein beziehungsweise der Pro Stuttgart VerwaltungsGmbH. Deren langjähriger Geschäftsführer Axel Grau hat sich nun in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolgerin ist Bärbel Mohrmann, die bisher Protokollchefin der Stadt Stuttgart war.

Sein Amt angetreten hat Grau im Jahr 2006 und seither die Attraktivität Stuttgarts mitgestaltet. Grau, der an der Kunstakademie in Stuttgart und der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Design und an der Uni Hohenheim Kommunikationswissenschaften studiert hat, kennt die Stadt und die Branche gut: Seine Karriere begann er 1981 unter Oberbürgermeister Manfred Rommel beim Presseamt, wenige Jahre später leitete er das Verkehrsamt der Landeshauptstadt. 1998 gründete Grau als Chef des Esslinger Stadtmarketings den Mittelalter- und Weihnachtsmarkt in der freien Reichsstadt.

Als Geschäftsführer des Pro Stuttgart Verkehrsvereins hat der in Königsbronn geborene Grau viel bewegt: Er hat das Weindorf beispielsweise auch für ein jüngeres Publikum geöffnet. Dies sei unter anderem durch eine Weindorf-App, den Einsatz der sozialen Medien oder Aktionen mit den regionalen Radiostationen und Anzeigen in Printmedien gelungen. Deshalb könne „man heute von der erfolgreichen Umsetzung der Ziele sprechen“. Das Weindorf machte schwäbische Köstlichkeiten auch im Norden der Republik bekannt: 30 Jahre lang waren die Wirte des Weindorfs nach Hamburg gereist, bis die Kooperation im Januar 2016 ein jähes Ende fand. Man habe die Veranstaltung aufgrund der neuen finanziellen Forderungen seitens der hanseatischen Stadtverwaltung „schweren Herzens“ absagen müssen. Hamburg hatte die Platzmiete für das Weindorf von 46 000 Euro auf 125 000 Euro erhöht. Doch die positiven Momente überwiegen, wenn Grau auf die vergangenen elf Jahre zurückblickt: Unvergesslich bleibt für ihn die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006. Auf Wunsch der Stadtverwaltung veranstaltete der Verein ein WM-Sonderweindorf auf dem Schillerplatz. „Ein traumhaftes Wetter unterstrich die Stimmung und Atmosphäre in der Stadt mit fröhlichen, freundlichen und friedlichen Besuchern.“ Vier Jahre später folgte ein weiterer Höhepunkt: Pro Stuttgart feierte sein 125-jähriges Bestehen im Rathaus. Außerdem wurde anlässlich des Jubiläums ein Buch über den Verein herausgegeben und ein Videofilm produziert. Besonders stolz ist der 67-Jährige, dass sich die Anzahl der Vereinsmitglieder während seiner Zeit als Geschäftsführer von 480 im Jahr 2006 auf heute 670 erhöht hat.

Nun lenkt Bärbel Mohrmann als neue Geschäftsführerin die Geschicke des Vereins. Vor ihrer Zeit als Protokollchefin im Rathaus arbeitete sie in verschiedenen Organisationskomitees der Sportweltmeisterschaften in Stuttgart sowie bei der Stuttgarter Messe-und Kongressgesellschaft und einige Jahre als freiberufliche Eventmanagerin und Dolmetscherin. 2006 wurde sie nach der Weltmeisterschaft vom damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ins Rathaus berufen. Mohrmann möchte sich im Sinne der Satzung von Pro Stuttgart zum Wohle ihrer Heimatstadt einsetzen. Sie will den Verein öffnen und „mit attraktiven, tagesaktuellen Veranstaltungen einem breiteren und jüngeren Publikum schmackhaft machen“. Das könnten etwa ein Frauen-Frühschoppen mit Sekt, ein Regenbogentag für die Community oder ein Familiengottesdienst auf der Rathaustreppe sein.

Mohrmann bedaure es, dass Veranstaltungen von Pro Stuttgart, wie Kulturprogramme oder Reisen in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen würden. Hier müsse die Medienpräsenz verstärkt und Kooperationen mit anderen großen Veranstaltern sowie mit der Landeshauptstadt ausgebaut werden. Eine wichtige Rolle spiele das Weindorf, „das zum schönsten Weinfest in der Region geworden ist“. Hier will sie neue Akzente setzen, ein jüngeres Publikum ansprechen und „dabei die Tradition nicht aus dem Auge verlieren“.

Pro Stuttgart Verkehrsverein

Der Verein wurde 1885 von Bürgern, Geschäftsleuten und Stadträten unter dem Namen „Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs“ gegründet. Zweck war schon Ende des 19. Jahrhunderts, dass sich Stuttgart positiv entwickelt und die Stadt nach außen weltoffen und gastfreundlich präsentiert wird, damit sich auf diese Art die Besucher- und Gästezahlen auf die betreffenden verschiedenen Wirtschaftszweige der Stadt, wie Hotellerie, Gastronomie, Transportwesen auswirken. Bis zum Zweiten Weltkrieg verantwortete der Verein, der mittlerweile in „Stuttgarter (Fremden)Verkehrsverein“ umbenannt wurde, die offizielle Touristikwerbung für die Stadt. Nach dem Krieg gründete die Stadtverwaltung das städtische Verkehrsamt und übernahm diese Aufgaben. Heute kümmert sich die Stuttgart Marketing GmbH um die Tourismuswerbung für die Stadt.

Weitere Infos zum Verkehrsverein gibt es im Internet unter www.prostuttgart.de. Darüber hinaus ist das Stuttgarter Weindorf direkt unter www.stuttgarter-weindorf.de zu finden.