Der Räuber hat auch vor einer Rentnerin, die mit ihrem Rollator unterwegs war, nicht halt gemacht. Foto: fotolia.com/Gerhard Seybert (Symbolfoto)

Stuttgart – Seit dem 30. Mai wurden in der Landeshauptstadt acht Frauen überfallen. Aufgrund der brutalen Vorgehensweise und der ähnlichen Täterbeschreibungen vermutet die Kriminalpolizei, dass ein und derselbe Mann für alle Taten verantwortlich ist. Besonders bedauerlich: Der Unbekannte macht nicht einmal vor Seniorinnen halt. Um ihn zu schnappen, haben die Beamten jetzt eine Ermittlungsgruppe gebildet.

Drei der acht Fälle lassen besonders aufschrecken: Am Freitag, 2. Juni, hat der Täter eine 80 Jahre alte Frau in der Sonnenbergstraße eine Treppe hinuntergestoßen, um an ihre Geldbörse zu gelangen. Die Rentnerin zog sich bei dem Sturz schwere Verletzungen zu. Nur einen Tag später schlug der Unbekannte erneut im Stuttgarter Osten zu: In der Hackstraße riss er einer 85-Jährigen, die mit ihrem Rollator unterwegs war, eine Goldkette vom Hals, anschließend schnappte er sich ihre Handtasche, in der sich eine Kreditkarte, ein Handy und rund 150 Euro befanden. Am Dienstag überraschte er eine 91-Jährige vor ihrer Haustür in der Rotenbergstraße, packte sie wortlos am Genick, drückte ihr Gesicht gegen eine Hauswand und warf sie schließlich zu Boden. Die erneute Beute: eine Handtasche. Die Seniorin wurde glücklicherweise nur leicht verletzt.
Aber auch bei den anderen Raubüberfällen ging der Mann meist äußerst brutal zu Werke. Am Sonntagmittag, 4. Juni, lauerte er auf einer Staffel an der Alexanderstraße einer 67 Jahre alten Frau auf. Er näherte sich ihr von hinten, riss sie um und versetzte ihr mehrere Schläge in den Rücken. Daraufhin öffnete er ihre Handtasche und entwendete die Geldbörse, in der sich circa 200 Euro befanden. Am Mittwochabend nahm der Mann wiederum einer 51-jährigen Frau in der Burckhardtstraße in Bad Cannstatt mit viel Kraft die Tasche weg. Obwohl sie versuchte, sie festzuhalten, konnte er damit flüchten. Die jüngste Tat, die wohl ebenfalls dem brutalen Räuber zugeordnet werden muss, ereignete sich gestern um 19.15 Uhr in der Hackstraße in Stuttgart-Ost. Dieses Mal wurde eine 72-Jährige ausgeraubt und ihr natürlich die Handtasche entrissen.
Vorfälle, die auch im Polizeipräsidium Stuttgart die Alarmglocken läuten lassen. „Der Mann ist wirklich skrupellos“, sagte Polizeisprecher Martin Schautz gestern. Es sei vor allem nicht nachvollziehbar, warum er oft grundlos Gewalt einsetze. „Obwohl sich die Opfer mutmaßlich nicht wehren würden. Wir nehmen die Sache wirklich sehr ernst.“ Das Fachdezernat Raub habe eine Ermittlungsgruppe gegründet. Vor allem im Stuttgarter Osten – dort ereigneten sich die meisten Taten – würden mehr Streifen eingesetzt. Darüber hinaus seien Zivilbeamte der Kriminalpolizei im Einsatz. „Die Kollegen sind hoch motiviert, den Täter zu schnappen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Dabei lasse man nichts unversucht: Selbst DNA-Spuren wurden vereinzelt gesichert. „Leider ist der Kontakt zwischen Täter und Opfer meist nur kurz, die Berührungspunkte sehr gering“, so Schautz, der Anwohner bittet, besonders aufmerksam zu sein.
„Der Mann ist sicher nicht unauffällig, wenn er in Wohngebieten unterwegs ist.“ Er sei etwa 1,70 Meter groß, zwischen 20 und 30 Jahre alt und trug meist dunkle Kleidung – offenbar eine Jeans und eine Lederjacke. Mehrere Opfer sprachen von einem südländischen oder arabischen Aussehen, beschrieben den Mann als „schlank“, mit einem runden Gesicht und dunklen Haaren. Die Rollatorfahrerin gab „hellere Haare“ zu Protokoll. „Daher schließen wir auch zwei verschiedene Täter nicht aus, wir ermitteln ergebnisoffen.“ Wer das Gefühl habe, von solch einem Mann verfolgt zu werden, solle immer die 110 wählen. „Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Niemand ist böse, wenn sich der Verdacht dann nicht bestätigt.“

Allgemeine Zeugenhinweise zu den Raubüberfällen nimmt die Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 0711/ 89 90-57 78 entgegen.