Der Mittelbau des Neuen Schlosses soll umgestaltet werden. Änderungen am Ehrenhof sind nicht vorgesehen, dafür soll das Gebäude nach hinten geöffnet werden. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Bei der Planung einer Veranstaltung hat das Amt für Vermögen und Bau festgestellt, dass die Fluchtwege im Neuen Schloss nicht mehr heutigen Anforderungen entsprechen. Statt jedoch nur die Treppenhäuser umzubauen, hat man sich jetzt entschieden, den gesamten Mittelbau zu sanieren und so das Gebäude gleichzeitig mehr für die Bürger zu öffnen.

Das Neue Schloss wurde zwischen 1746 und 1807 errichtet. Schon damals wurde das Konzept mehrfach geändert. Unter anderem hat ein Brand einen Flügel komplett zerstört. Mal mussten die Wünsche russischer Zaren berücksichtig werden, mal das Schloss für den Besuch des französischen Kaisers Napoleon umgebaut werden. „Der Grundriss wurde beim Bau ständig angepasst“, sagte Martin Sting vom gleichnamigen Architekturbüro gestern im Umwelt- und Technikausschuss (Uta). Zugleich versicherte er den Stadträten, dass er sich intensiv mit der Baugeschichte beschäftigt habe, bevor er sich an die ersten Planungen machte. „Der Grundgedanke ist, durch eine Umverteilung der Räume die Nutzungsqualität des Neuen Schlosses zu verbessern.“ Bislang seien die Büros von Staats-, Finanz- und Wirtschaftsministerium durcheinander gemischt, später sollen die Bereiche getrennt werden. „Die Verzahnung ist unglücklich.“

Um den Bürgern mehr Zugang zum Neuen Schloss zu ermöglichen, werden indes zwei Punkte eine zentrale Rolle spielen: der Standort der Kantine und die Öffnung des Gebäudes in Richtung des Akademiegartens. Derzeit befindet sich die öffentliche Mensa im zweiten Stock. Aus Sicht von Sting eine schlechte Lösung: Gäste, die dort Mittagessen wollen, müssen durch die Gänge der Ministerien. Ihm schwebt vor, dass die Kantine in den Keller umgezogen wird. „Dort befand sich ursprünglich auch die Küche und dort gehört auch die Mensa hin.“ Natürlich sei ein barrierefreier Zugang von außen vorgesehen. „Wir werden uns an alle geltenden Baunormen halten“, fügte Roland Wenk, Leiter des Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg hinzu.

Den Einwurf von Stadtrat Jürgen Zeeb (Freie Wähler), dass das Diktat des Brand-, Denkmal- und Objektschutzes die Planung nicht erleichtern würde, bestätigte Wenk. „Es wird unsere Fantasie jedoch nicht lähmen.“ Von der Kantine aus sei auch ein Durchgang zum Akademiegarten, also zum Park in Richtung der Bundesstraße 14 geplant. Angedacht ist eine Terrasse, die tagsüber bewirtschaftet wird. Durch die Neusortierung der Ministerien könnte im Erdgeschoss zudem ein Raum für private Veranstaltungen geschaffen werden, der von Bürgern gemietet werden kann. Für das leibliche Wohl könnte die hauseigene Kantine sorgen. Die Räume im zweiten Stock würden teilweise in Büros umgewandelt. Das schönste Zimmer, das Blick auf den Schlossgarten und den Landtag biete und derzeit als Umkleideraum genutzt werde, könnte zu einem großen Besprechungssaal umfunktioniert werden.

Kopfzerbrechen bereitet den Planern auch die moderne Technik. „Sie passt eigentlich nicht ins Gebäude“, sagte Architekt Sting gestern im Rathaus. Ihm schwebt daher vor, sie in zwei kleine Bauwerke auszulagern. Die Sorge, dass sie den Schlossgarten verunstalteten, konnte Wenk den Stadträten jedoch nehmen: „Die Anbauten sind unterirdisch angedacht.“ Zugleich betonte der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau jedoch, dass man noch sehr früh in der Planungsphase sei. „Wir haben Ideen, die noch beweglich sind.“

Absehbar sei, dass während der Baumaßnahmen zwar Zäune aufgestellt werden müssen, Container für Interimsbüros seien jedoch nicht notwendig. „Teilweise werden die Mitarbeiter ins benachbarte Kunstgebäude ausweichen.“

Zur Umgestaltung des Ehrenhofes - Stadtrat Christoph Ozasek von den Linken forderte mehr Grünflächen - und einem Parkverbot vor dem Neuen Schloss wollte sich Wenk indes nicht groß äußern. „Die Diskussion über das Parken wird seit Jahren geführt, eine Entscheidung trifft jemand anderes.“