Ute Orner-Klaiber Quelle: Unbekannt

15 Professoren haben sich in Stuttgart zusammengetan, um ihre Vorhaben zur Künstlichen Intelligenz zusammenzubringen. Davon sollen auch Studierende profitieren.

StuttgartDie Hochschule der Medien (HdM) bündelt ihre Projekte zur Künstlichen Intelligenz (KI) in einer neuen Einrichtung: dem Institute for Applied Artifical Intelligence. Es sei allerdings „kein Neuanfang, sondern ein Zusammenschluss von 15 Professoren, die sich bisher auch schon mit KI beschäftigt haben“, betonte Johannes Maucher anlässlich der Eröffnung des KI-Instituts am Donnerstag. Der Professor für Medieninformatik hat es initiiert und leitet es. Es gebe an der Hochschule der Medien schon seit mehr als zehn Jahren ein breites Angebot an Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten zur KI. In letzter Zeit sei das Anwendungsgebiet der KI „nahezu explodiert“, sagte Maucher. „Unsere Aufgabe ist es, Spitzenforschung in die Unternehmen zu bringen – wir sehen uns als Schnittstelle.“ Spitzenforschung selber könne die HdM nicht leisten, da könne sie nicht mit den Unis Stuttgart und Tübingen konkurrieren, erläuterte Maucher. Aber in Kooperation mit diesen Unis liefen derzeit bereits zehn Promotionen im KI-Bereich. Finanzieren könne die HdM die Doktoranden über Forschungsprojekte, die sie beim Bund oder der Europäischen Union einwerbe. Johannes Theodoridis ist einer von ihnen. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Frage, wie Algorithmen aus der Künstlichen Intelligenz im Design und in der Medienproduktion eingesetzt werden können. „Für mich ist das perfekt“, sagte Theodoridis, der zuvor den Bachelor Audiovisuelle Medien und den Master in Medieninformatik an der Hochschule der Medien absolviert hat und nun an der Universität Tübingen im Fachbereich Informatik promoviert. Zugleich habe er an der HdM eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter und stärke in der Medieninformatik den Fachbereich Künstliche Intelligenz. „Wir sind hier sehr nah an der Praxis“, erklärte er. Und genau das sei der Reiz. „Warum sonst sollte man an einer angewandten Hochschule promovieren?“

„Es geht bei uns weniger um autonome Systeme, sondern um assistierende Systeme“, erklärte Maucher. Und: „Es gibt keinen Fachbereich an der HdM, wo die KI nicht reinspielt.“ Beim Umgang mit Texten, Bildern, Videos könne die KI als lernendes System gute Dienste leisten. Beispielsweise, indem auf diese Weise der Text eines dicken Buches zusammengefasst werden könne. Dabei orientiere sich das System nicht an Schlüsselwörtern, sondern „KI versteht das Wesentliche“, erläuterte Maucher. Es geht aber auch kreativ, etwa in der Kunst. Im Foyer der HdM können die Besucher am Stand von Ute Orner-Klaiber ein Selfie machen und selber entscheiden, ob der Rechner das Porträt von Da Vincis Mona Lisa im Stil von van Gogh, Picasso oder des Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein ummodelt. Das Ergebnis ist erstaunlich – und macht den Besuchern mächtig Laune. „Ich hab den Algorithmus geschrieben“, sagt die Bachelorstudentin der Medieninformatik im fünften Semester. „Eigentlich ist es nur Mathematik – mathematische Formeln, die die Pixelwerte ausrechnen.“ Ihre Kommilitonen Paul Fauth-Mayer und Daniel Rotärmel hingegen wollen einer Drohne beibringen, so wenig wie möglich mit Hindernissen zu kollidieren. Fauth-Mayer räumt allerdings ein: „Die ist noch nicht fertig trainiert.“ Aber nach jeder Kollision werde es besser.

Ein eigenes Studienfach zur Künstlichen Intelligenz sei allerdings nicht geplant, sagte Maucher. Man könne dies in der Medieninformatik allerdings als Schwerpunkt wählen: Im Master entschieden sich fast die Hälfte der Studierenden dafür, im Bachelor bis zu einem Drittel. Auch von dem KI-Institut könnten die Studierenden profitieren, sagte Maucher: „Sie können jetzt viel besser fächerübergreifende Projekte machen.“ Mit im Boot des KI-Instituts ist der Bereich Digitale Ethik, vertreten von Petra Grimm. Die Professorin wirbt dafür, Ethik zu berücksichtigen. „Wir brauchen digitale Ethik - als Steuerungsinstrument, als Kompass für die Gestaltung des digitalen Wandels“.