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Stuttgart – Nach dem letzten Spiel des VfB Stuttgart haben die Akteure in der Mercedes-Benz-Arena gewechselt: Statt Fußballern und Fans sind nun Arbeiter im Stadion. Sie tauschen in der Sommerpause das in die Jahre gekommene Membrandach aus. 9,75 Millionen Euro kostet die Ertüchtigung. Bis Anfang August soll alles fertig sein.

Von Elke Hauptmann
„Ein erstklassiger Verein braucht ein erstklassiges Stadion“: Voller Vorfreude blickt Wolfgang Dietrich, Präsident des VfB Stuttgart, auf ein riesiges Loch im Dach. Schon in wenigen Wochen wird sich die Fußball-Arena des Aufsteigers in neuem Glanz präsentieren. Dietrich setzt darauf, dass die filigrane Dachkonstruktion bis zum ersten Saisonauftakt der Bundesliga am Wochenende, 18. bis 20. August, komplett erneuert ist. „Schön wäre ein Heimspiel zum Auftakt.“ Als erstes soll der Abschnitt über der Haupttribüne fertig sein – rechtzeitig zur Mitgliederversammlung des Vereins, die am 1. Juni im Stadion stattfindet.
In luftiger Höhe hängen zwei Arbeiter an Seilen, ziehen ein Stück blütenweißer Plane über die schmalen Streben. Das erste von insgesamt 40 Segmenten der Dachkonstruktion ist bereits neu bespannt, am zweiten Feld wird gerade gewerkelt. „Wir brauchen sieben Tage für ein Segment“, erklärt Eberhard Becker vom Büro asp-Architekten. Damit der enge Zeitplan gehalten werden kann, sind sieben Teams – alles in allem rund 80 Leute – fast zeitgleich im Einsatz. „Wir hoffen auf anhaltend schönes Wetter“, räumt Becker ein. „Regen wäre gar nicht gut.“
Insgesamt 37 000 Quadratmeter Membran müssen ausgetauscht werden. „Das sind fast vier Fußballfelder“, erklärt Martin Rau, Geschäftsführer der städtischen Stadion Neckarpark GmbH. Um die Baumaßnahme, die inklusive der Korrosionsschutzarbeiten an der Stahlkonstruktion 9,75 Millionen Euro kostet, komme man nicht herum: Seit den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 überspannen die weißen Folien die Zuschauerränge, seither war das Dach Wind, Wetter und Umwelteinflüssen ausgesetzt. „Die Haltbarkeit der Membran im Hinblick auf Stabilität und Dichtigkeit ist nun erreicht“, erklärt Architekt Becker.
Die Lebenszeit der neuen Folien schätzen Experten auf 25 bis 30 Jahre. Die Beschichtung aus Titanoxid soll den Umwelteinflüssen stärker trotzen und so dafür sorgen, dass die Planen länger blütenweiß bleiben. Zugleich wird für eine bessere Entwässerung des Dachs gesorgt: In die Membran sind insgesamt 192 sogenannte Ablauftöpfe mit rund 700 Metern Rohrleitungen eingearbeitet, die ebenfalls ausgetauscht werden. Nicht erneuert indes wird der kleine innere Dachring, der im Jahr 2011 im Zuge des Umbaus in eine Fußballarena eingebaut wurde. „Wir werden aber den vorhandenen Spalt zwischen dem inneren und äußeren Dachring überarbeiten und die Situation verbessern“, berichtet Becker.
Bereits seit Anfang März laufen die Erhaltungs- und Korrosionsschutzarbeiten an der Stahlkonstruktion, die das Dach trägt. Rund um das Stadion sind das 40 Stützen. „Insgesamt müssen rund 16 500 Quadratmeter Stahlkonstruktion neu beschichtet werden“, erläutert Becker. Die Arbeiten im Bereich der Haupttribüne und der Untertürkheimer Kurve sind bereits weitgehend abgeschlossen. „Wir liegen voll im Zeitplan“, freut sich Rau.
Das alte Membrandach wird übrigens nicht einfach entsorgt. Wie Stefan Heim, VfB-Finanzvorstand und Co-Geschäftsführer der Stadion-Gesellschaft, ankündigt, wolle man aus den Planen des Dachs Umhängetaschen anfertigen lassen. Wie diese aussehen werden, sei noch offen. „Wir lassen uns etwas Schönes einfallen.“ Der Verkauf der ersten Taschen im Fanshop ist zum Saisonauftakt geplant.