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Die Integrierte Leitzentrale gibt Verkehrsinfos zur Lage in Stuttgart und der Region auch digital weiter. Die Navigationsgeräte nehmen diese Empfehlungen häufig aber gar nicht an.

StuttgartDa bleiben die Navigationsgeräte stur: Die Verkehrsmeldungen im Radio mögen noch so oft betonen, dass das Parkhaus der Wilhelma wegen Überfüllung geschlossen ist – einmal gespeichert, beharrt der digitale Fährtenleser auf der Adresse in der Neckartalstraße als Zielort. Warum ist das so?

Großveranstaltungen: Ähnlich verhält es sich bei Großveranstaltungen im Stadion, in der Schleyerhalle oder auf dem Wasen. Der einzige Weg der Navigationsgeräte dahin führt für alle über die Gaisburger Brücke. Dabei gibt es schon längst eine Alternative für jene, die von Esslingen kommen sowie aus dem Remstal: Zum Parken auf dem Wasen sollten sie den Autotunnel unter der Mercedesstraße nehmen. Doch die Navis kennen diesen Weg nicht und sorgen so für ein Verkehrschaos, das häufig kilometerweit über den Knotenpunkt am Gaskessel hinausreicht.

Verkehrsleitzentrale: Ralf Thomas kennt sich mit dem Stuttgarter Verkehr bestens aus. Der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale ist der Herr über 818 Ampelanlagen auf Stuttgarter Gemarkung, 430 Kameras und unzählige Kontaktschleifen in den Straßen. Mit 22 Mitarbeitern überwacht er den Verkehr in Stuttgart an Monitoren. Dort wird nicht nur die Verkehrslage bei besonderen Situationen gesteuert. Auch die Alltagsprobleme wie tägliche Staus im Berufsverkehr sind im Blick. Dazu gehören die kilometerlangen Kolonnen auf der A 8, die viele dazu verleiten, den Weg durch Vaihingen und Möhringen zu nehmen. „So ein Stau ist nervig“, weiß Thomas, „aber für die Fahrt durch die Stadtteile gilt das noch mehr.“ Und bis sich das Verkehrschaos in den Stadtteilen aufgelöst hat, ist das auf der Autobahn oft schon behoben.

Verkehrsbehörde: Für solch grundlegende Verkehrslenkungen gibt es die Verkehrsbehörde. Was diese will, steht auf den Hinweisschildern entlang der Straßen. So ist der Weg zwischen Innenstadt und B 14 Richtung Remstal und B 10 Richtung Esslingen über Neckartor und Schwanenplatztunnel ausgeschildert. Der kürzere Weg führt freilich durch den Wagenburgtunnel und die Talstraße. Die Beschilderung ist aber so gewählt, damit der Stuttgarter Osten weniger Durchgangsverkehr hat. Als „Belohnung“ für den längeren Weg winken überwiegend drei Fahrspuren pro Richtung und wenig Ampeln, der Weg durch den Osten dagegen ist voller Hindernisse mit jeweils nur einer Fahrspur, Tempolimit und drei Ampeln. Dennoch: Wenn nicht gerade ein größerer Stau ist, lotsen die Navis die Autofahrer durch den Osten.

Navigationsgeräte: „Wir steuern den Verkehr generell“, erklärt Thomas den Unterschied, „Navis agieren aber individuell.“ Je nach Hersteller haben sie eigene Entscheidungskriterien. Das heißt: Navis verschiedener Marken reagieren auf die gleiche Verkehrssituation mit unterschiedlichen Routenvorschlägen. Und diese müssen nicht immer der realen Lage vor Ort entsprechen. Das beginnt schon damit, dass die Navis einen Stau erst dann als solchen erkennen, wenn er bereits vorhanden ist, also viele Navi-Nutzer bereits Teil des Staus sind.

Harmonisierung: Dass die Ziele der Navi-Betreiber und der Verkehrsleitzentrale harmonieren können, zeigte das Projekt Navigar, das vor drei Jahren für Stuttgart konzipiert wurde. Das Resultat: Die 300 Probanden haben in der sechsmonatigen Testphase die Empfehlungen gerne angenommen. Sie haben etwa auf der Route Innenstadt-B 10/B 14 die geringen Zeitvorteile des längeren Wegs erkannt und so zur Stauvermeidung beigetragen. Aber es ist nur ein bescheidener Anfang. Denn mit Stuttgarter Lösungen ist es da nicht getan, Navi-Hersteller vertreiben schließlich ihre Geräte europa- und sogar weltweit. Das bedeutet: Wenn die städtischen Verkehrslenker die Navis optimieren wollen, müssen sie Standards entwickeln, die in anderen Städten genauso funktionieren.

Vernetzung: Die Verkehrsleitzentralen haben auch noch eine andere Kundschaft: den öffentlichen Nahverkehr. Gerade wenn im Autoverkehr nur noch wenig geht, werden Busse und Bahnen umso wichtiger. Und da kommen wieder Navis ins Spiel: Der Blick nach vorne zeigt deutlich, dass es mit einem einzigen Verkehrsmittel nicht mehr getan ist. Mobilität von morgen bedeutet die Kombination von mehreren Verkehrsmitteln. Dazu müssen die Daten über Fahrzeiten und -strecken aktuell und präzis sein. Davon sind die digitalen Angebote noch weit entfernt.