Beim Landtag sollen künftig Fußgänger die B 14 queren. Foto: Stadtmessungsamt - Stadtmessungsamt

Der Baubeginn auf der Konrad-Adenauer-Straße ist für Mitte 2019 geplant, aber der Gemeinderat muss noch entscheiden.

StuttgartFür Fußgänger und Radfahrer rund um die Konrad-Adenauer-Straße gibt es eine gute Nachricht: Sie werden künftig besser über die Verkehrsschneise kommen. Für Autofahrer gibt es eine schlechte Nachricht: Sie werden öfters anhalten müssen auf der B 14. Denn die Stadtverwaltung und eine Mehrheit der Stadträte wollen Mitte 2019 einen zusätzlichen Überweg an der Einmündung der Ulrichstraße bauen. Das 600 000-Euro-Projekt polarisiert im Gemeinderat. Wie 2011.

Damals war zunächst ein Fußgängerüberweg zwischen Opernhaus und Neuer Staatsgalerie erwogen worden. Der ADAC protestierte. Das Ingenieurbüro Karajan riet dringend ab. Ein Überweg in Höhe der Ulrichstraße aber erscheine möglich. Dann ruhten die Pläne – bis die Grünen Ende 2017 erklärten: „Wir wollen da rüber.“ Diesmal bezog das Büro Karajan in die Überlegungen auch die demnächst startende Schnellbuslinie X1 und die Busbevorrechtigung an der Ampel ein. Das Ergebnis sei, so hieß es am Dienstag im Technik-Ausschuss, dass der Überweg am Opernhaus in puncto Machbarkeit „in noch weiterer Ferne“ sei als 2011. Ein Überweg in Höhe der Ulrichstraße aber habe sich erneut als „beherrschbar und machbar“ erwiesen.

Die Umlaufzeit der Ampelphasen würde morgens und abends 100 Sekunden betragen. Fußgänger und Radfahrer müssten dann im Schnitt 43, maximal 93 Sekunden warten. In Fahrtrichtung Charlottenplatz sei mit maximal 130 Metern Stau am Morgen und 150 Metern am Abend zu rechnen, in der Gegenrichtung mit 230 beziehungsweise 250 Metern. Die Fahrzeiten auf dem Abschnitt zwischen Leonhardskirche und Neckartor nähmen um neun bis 13 Sekunden zu.

Für die Stadtverwaltung überwiegen die Vorteile. Beidseits der B14 gebe es neue Rad- und Gehwege und mehr Publikum. Die Radler bekämen die erste ebenerdige Querungsmöglichkeiten zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz. Fußgänger erhielten eine Alternative zum Übergang am Sobek-Deckel und zur 90 Meter entfernten Unterführung beim Opernhaus mit Treppenanlagen.

Alexander Kotz (CDU) schien angtan. Der Überweg könne schneller umgesetzt werden als die von der CDU befürwortete Tieferlegung des Durchgangsverkehrs. Die Verlängerung der Fahrtzeiten sei vertretbar. Dann aber eine Volte: „Der Zeitpunkt ist völlig falsch.“ Übermäßiges Bremsen und Anfahren produzierten zusätzliche Luftschadstoffe. Er könne den Bürgern diesen Überweg erst erklären, wenn die Grenzwerte für die Luftschadstoffe deutlich unterschritten seien.

Ganz anders Andreas Winter (Grüne). Der Überweg werde, weil die Stadt am Jahresende einen städtebaulichen Wettbewerb zur B 14 ausloben wird, „nicht das letzte Wort sein“. Aber die Maßnahme sei notwendig: „Die Zeiten, da man Fußgänger in Unterführungen schickte, sind vorbei.“ Martin Körner (SPD) meinte, die CDU kämpfe längst ausgetragene Kämpfe – wie einstmals vor dem Bau von Überwegen über die Hauptstätter Straße, „wo heute alles gut ist“. Christoph Ozasek (Linke) sagte, der Zeitpunkt sei nicht ideal, das „Bekenntnis, dass wir es ernst meinen mit dem Heilen“ der Wunde B 14, aber nötig. Michael Conz (FDP) schimpfte, hier solle „mit voller Absicht Stau erzeugt werden“.

Der weiteren Behandlung der Vorlage stimmte der Ausschuss mit neun gegen sechs Stimmen bei einer Enthaltung zu. Fast hätten die Befürworter – Grüne, SPD und Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus – aber darauf bestanden, die Sache ohne Beschluss weiterzuverweisen. Grund: Der „Stadtist“ Ralph Schertlen erklärte den Überweg für „Quatsch“. Mit ihm und Rose von Stein hätten die Gegner die Einbringung bei Stimmengleichheit ablehnen können. Die Freien Wähler brauchten aber noch Bedenkzeit, und Schertlen machte dem öko-sozialen Lager das Zugeständnis, diesmal noch zuzustimmen – „danach aber nicht mehr“. So wird die Entscheidung wohl nicht am 2. Oktober im Ausschuss fallen, sondern am 11. Oktober im Gemeinderat. Dort haben die Befürworter eine Mehrheit.