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Stuttgart (dpa/lsw) - Papierschnipsel verboten: Der Schlossplatz in Stuttgart ist beim diesjährigen Fastnachts-Umzug eine konfettifreie Zone. Das sagte der Präsident der Stuttgarter Karnevalgesellschaft, Thomas Klingenberg, am Montag. Da der Umzug eine neue Route habe, überquere er zum ersten Mal auch den Schlossplatz. Dieser Bereich gehöre aber nicht der Stadt, sondern dem Land - von dem die Auflage stamme. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung (Montag) berichtet. Geplant ist der Umzug für den 13. Februar. Auch andernorts ist Konfetti tabu.

Grund für das Verbot sei, dass sich Konfetti und auch Alu-Schnipsel aus dem Pflaster am Schlossplatz nur aufwendig von Hand ausfegen ließen, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums. „Reinigungsmaschinen schaffen das nicht oder ziehen dann gleich ganze Pflastersteine raus.“ Spaßverderber wolle man aber nicht sein: „Wenn der Veranstalter die Reinigung mit Handfegern übernimmt, lassen wir gerne noch mal mit uns reden. Dann dürfen aber die Alu-Schnipsel in den Blumenbeeten beim Aufräumen nicht vergessen werden.“

Klingenberg sagte, es sei schwierig, solche Verbote durchzusetzen - zumal die Auflagen für Veranstalter deutlich zugenommen hätten. Eine konfettifreie Zone habe es beim Stuttgarter Umzug bislang noch nicht gegeben. „Und was sollen wir machen: Wir sind darauf angewiesen, dass wir über den Platz laufen dürfen.“

Auch andernorts gebe es solche Verbote, sagte der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Roland Wehrle. Zum Teil könne er das durchaus nachvollziehen. „Bei manchen Umzügen wird extrem übertrieben - tonnenweise Schnipsel rumschmeißen muss nicht sein. Aber ein bisschen gehört zur Narretei dazu, da muss man die Kirche im Dorf lassen.“

Die Regelungen zum Konfetti seien zudem nur ein Punkt auf einer ganzen Liste von Auflagen, die Zünfte und Veranstalter etwa bei Fastnachts-Umzügen inzwischen erfüllen müssten, sagte Wehrle. Der VSAN habe bereits um ein Gespräch mit dem Innenminister gebeten, zudem solle gemeinsam mit dem Bund Deutscher Karneval ein runder Tisch angeregt werden, sobald eine Bundesregierung feststehe, sagte Wehrle. „Wir müssen vernünftige Kompromisse finden - zwischen einem notwendigen Sicherheitsbedürfnis, aber auch einer gewissen Freiheit, um die Fastnacht auch Fastnacht sein zu lassen.“

Bund, Land und Kommunen müssten sich stärker in der Pflicht sehen, dass die Fastnacht als immaterielles Kulturerbe der Unesco gelebt werden könne. „Da müssen wir vernünftige Lösungen finden“, sagte Wehrle. Denkbar seien etwa finanzielle Zuschüsse für Veranstaltungen.
Sicherheit sei auch in der Fastnacht ein sehr wichtiges Thema. „Aber man kann nicht alles absichern. Wir müssen auch den Mut haben, ein gewisses Risiko zu tragen“, sagte Wehrle. So würden etwa die Vorschriften bei den Themen Sicherheit oder Brandschutz zunehmend komplexer - Konzeptbeschreibungen umfassten durchaus mal 100 Seiten. „Das führt zum Frust bei den Zünften. Wenn es so weitergeht, müssen wir befürchten, dass beim Brauchtum vieles stirbt.“

In anderen Regionen Deutschlands ist das Werfen von Konfetti dagegen kein Thema - wie beispielsweise in Mainz. Am Rosenmontag fahre hinter den Wagen sowieso eine Kehrmaschine und säubere die Straße, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Auch in Nürnberg, Würzburg und Aschaffenburg beispielsweise darf weiter um sich geworfen werden: „Wir haben kein Konfetti-Verbot“, sagte eine Sprecherin des städtischen Servicebetriebs Öffentlicher Raum in Nürnberg am Montag. „Fasching ohne Konfetti ist wie Suppe ohne Salz.“

Verboten sind die bunten Papierschnipsel dagegen beim Rosenmontagszug in Düsseldorf. „Ein Teppich aus Konfetti ist wie eine spiegelglatte Eisfläche“, sagte Hans-Peter Suchand vom Comitees Düsseldorfer Carneval. Vor allem für mitziehende Pferde und Reiter bringe Konfetti auf den Straßen erhebliche Rutschgefahr. In Köln spielt Konfetti beim Rosenmontagszug wiederum überhaupt keine Rolle - weil es dabei traditionell nicht genutzt werde, erklärte Pressesprecher Michael Kramp vom Festkomitee Kölner Karneval.