Fest klammert sich das neugeborene Faultier an Edekas Bauch. Foto: Wilhelma Stuttgart - Wilhelma Stuttgart

Die Faultierfamilie und die Goldkopflöwenäffchen in der Stuttgarter Wilhelma haben Nachwuchs bekommen.

Stuttgart (red)Für die Faultier-Familie der Wilhelma in Stuttgart gab es kürzlich erneut Zuwachs. Während Weibchen Marlies im Südamerikahaus seit Ende Dezember ihr 13. Jungtier großzieht, stand nun für ihre bereits erwachsene Tochter Edeka die erste Geburt ins Haus. Sie lebt mit ihrem Partner Flash im Amazonienhaus des Zoologisch-Botanischen Gartens und brachte am Samstag, 29. April, ihr Jungtier zur Welt.

Dabei hatte man bei den beiden eigentlich noch gar nicht mit Nachwuchs gerechnet. Denn Edeka, die selbst in der Wilhelma geboren wurde, ist mit ihren dreieinhalb Jahren noch recht jung. Flash kam 2018 aus Frankfurt zu ihr und ist erst vor kurzem zwei Jahre alt geworden. Damit hat er gerade einmal die Geschlechtsreife erreicht. „Die zwei sind ein bisschen frühreif“, erzählt Tierpfleger Joschka Schulz. „Wir haben aber schon gesehen, dass Edeka sich langsam rundet. Sie war sonst immer sehr schlank, weil unsere Faultiere hier viel Gemüse bekommen.“ Wie in ihrer Heimat, dem nördlichen Amazonasgebiet, steht auf dem Speiseplan der Zweifinger-Faultiere vor allem energiearme Pflanzenkost. Diese sorgt nicht nur für eine gute Figur, sondern wird aufgrund der niedrigen Stoffwechselrate zudem sehr langsam umgesetzt. Daher klettern die Tiere nur sehr gemächlich von Ast zu Ast und ruhen den Großteil des Tages verborgen im Laub der Baumkronen. Auch Edeka zieht sich im Moment mit ihrem Nachwuchs gern zurück. „Am ersten Tag nach der Geburt hat sie sich gar nicht blicken lassen“, berichtet Schulz. „Am Tag darauf ist sie langsam wieder zum Füttern gekommen. Es ist eben das erste Jungtier, da ist sie schon ein wenig aufgeregt.“

Das hat Edeka auch den frischgebackenen Vater spüren lassen: Flash musste für seine interessierten Annäherungsversuche gleich einmal ein paar Hiebe einstecken und hält nun lieber ein wenig Abstand.
Das hielt die Weißkopfsakis und Goldkopflöwenäffchen allerdings nicht davon ab, ebenfalls einen Blick auf den Neuankömmling zu werfen. Diese beiden neugierigen Primatenarten teilen sich die Anlage mit den Faultieren und zeigten gleich Interesse an dem dunkelbraunen Fellknäuel. Dabei haben zumindest die Goldkopflöwenäffchen gerade alle Hände voll zu tun: Am Gründonnerstag brachte Weibchen Kamya Zwillinge zur Welt. Zusammen mit ihrem Partner Mosi kümmert sie sich damit um insgesamt fünf Jungtiere. Die älteren Geschwister helfen allerdings bei der Betreuung der Neugeborenen und dürfen die Kleinsten bereits durch die Wipfel tragen.

Mit diesem wichtigen Zuchterfolg trägt die Wilhelma dazu bei, dass diese stark gefährdete Art auch zukünftig erhalten bleibt. Die Löwenäffchen sind ausschließlich im Südosten Brasiliens beheimatet, wo sie nur in sehr eng begrenzten Gebieten des Regenwaldes vorkommen. Diese sind besonders stark von Abholzungen betroffen, so dass große Teile des natürlichen Lebensraumes zerstört sind. Nachdem es 1979 nicht einmal mehr 20 Tiere dieser Krallenaffenart in menschlicher Obhut gab, leben heute dank koordinierter Zucht wieder über 650 Goldkopflöwenäffchen in den Zoos weltweit.